Das Matriarchat in Arabien

Archäologische Funde aus der Urgeschichte Arabiens

Die Segenspendende Göttin

 

Beidseitig retuschierte Steinspitzen, schätzungsweise 70’000–80’000 Jahre alt aus der Zentralprovinz Arabiens (Nationalmuseum Riad.
Ausstellungskatalog ›Archäologische Schätze aus Saudi-Arabien‹)

Diese Artefakte gehören zu den ältesten erhaltenen Zeugnissen der Göttinnen-Religion der arabischen Altsteinzeit. Deutlich sind hier erhobene Arme angedeutet, die eine Geste des Segenspendens oder eine liebevoll umfassende oder beschützende Gebärde symbolisieren.
Die uns zugänglichen Quellen, die der Erforschung der vor-patriarchalen Geschichte dienen, sind rar und dürftig. Die Geschichte der Frauen, der Matriarchate und der Göttinnen-Verehrung wurden mit der Patriarchalisierung unterdrückt, Informationen verzerrt wiedergegeben und Belege zerstört. Geschichtlich begann diese Geschichtsklitterung mit den Eroberungen und der Machtnahme der patriarchalen Indo-Europäer vor 5000 Jahren in Ägypten und Mesopotamien und dem Kampf gegen Weisheit und Macht der matriarchalen Urkulturen. Problematisch ist auch, dass die Objektivität und Wahrhaftigkeit heutiger WissenschaftlerInnen oft patriarchal voreingenommen ist. Das unabhängige Denken schwindet und die klare Sicht wird – je religiöser die Autoren – desto getrübter. Frei und unabhängig zu denken, scheint besonders gläubigen AutorInnen, die anfällig sind für Übersinnliches, Unerklär- und Unbeweisbares, schwer zu fallen. Oft mag auch eine Loyalität, eine  unbewusste Verankerung im patriarchalen Glauben der Grund sein, die eine objektive Wissenschaftlichkeit beeinflusst, verzerrt und wertlos macht.

Glauben und Wissen verhalten sich wie die zwei Schalen einer Waage in dem Maße, als die eine steigt, sinkt die andere. (Arthur Schopenhauer)

ForscherInnen stellten fest, dass Arabien seit jeher eine Gesellschaftsform hatte, bei der die Frau eine bevorzugte Stellung in Staat und Familie einnahm und bei der in Erbfolge die weibliche Linie ausschlaggebend war. Dies wird u.a. durch eine seit mehr als Tausend Jahren aufgezeichnete Geschichte bewiesen. »Das vorislamische Arabien wurde von matriarchalischen Clans bestimmt. Die Ehen waren matrilokal, die Erbfolge matrilinear. Polyandrie – eine Frau mit mehreren Ehemännern – war üblich«. (Amaury de Riencourt ›Sex and Power in History‹ 1974) Dies wird u.a. von W. Robertson Smith (1846-1894) bestätigt. Der schottische Theologe, Altorientalist und Arabist schreibt, dass in den ältesten semitischen Gemeinwesen ein Mann zum Stamme seiner Mutter und erst in späterer Zeit zum Stamme seines Vaters gehörte.

Es war das Blut der Mutter, nicht das Spermium des Vaters,
das bei allen alten Völkern die ursprüngliche Verwandtschaft begründete.

Die ältesten matriarchalen Gesellschaften, die wir kennen, wurden von Königinnen geleitet (s. Doris Wolf ›Das matriarchale Königinnentum Ägyptens‹ und ›Mesopotamiens‹. Wie Ägypten und Mesopotamien, wurde auch ›Arabia felix‹, das einst ›glückliche Arabien‹ von matriarchalen Priester-Königinnen geleitetet. »In assyrischen Inschriften finden wir Hinweise auf das arabische Königtum, und da haben wir es mit Königinnen zu tun. Ihre Position war erhaben und über jener ihrer Gatten«, schreibt Robert Briffault. Dies bezeugen u.a. die Annalen des Assurbanipal, die besagen, dass Arabien seit Menschengedenken und noch im 1. Jahrtausend v.u.Z. von Königinnen regiert worden war. Die bekannteste von ihnen, die Königin von Saba, die in der Bibel und im Koran erwähnt wird, regierte im 10. Jahrhundert v.u.Z. Sie reiste mit einer Karawane mit Gold, Edelsteinen und Gewürzen nach Jerusalem und stellte dort König Salomos Weisheit auf die Probe. Priester-Königinnen sind auch für das achte und siebente vorchristliche Jahrhundert bezeugt. Die Nomadenstämme Zentral- und Nordarabiens wurden ebenfalls von Priester-Königinnen geleitet. Um 730 führte die Stammesfürstin Schamsi die Stämme der Hayappa, Mes’a, Teima, Badana im Krieg gegen die Assyrer an, ihr folgten sogar Truppen aus dem südlichen Saba. Auch die Königinnen Yati’e, Teelchunu und Zabiba kämpften gegen Assur. (s. Eluan Ghazal ›Schlangenkult und Tempelliebe – Sakrale Erotik in archaischen Gesellschaften‹ 1995/1999) In Saba ging die Macht erst um 500 v.u.Z. an die ›Mukarribs‹ – an männliche Priester-Könige – über.
Als Gebärerinnen und damit Erhalterinnen des Clans waren Frauen bis dahin hoch geachtet. Noch zur Zeit Mohammeds  genossen sie großes Ansehen, »man hörte auf sie und befolgte ihre Ratschläge; sie waren Richterinnen und Clan-Chefinnen. Hochgestellte Araberinnen verfügten über ein beträchtliches Vermögen; sie waren angesehene Geschäftsfrauen, wie Asama, die im Parfümhandel zwischen dem Jemen und Medina engagiert war. Oder Mohammeds erste Frau Chadidscha, die mehrere Handelskarawanen besass und Männer zu Geschäftspartnern hatte.« (Robert Briffault ›The mothers‹ 1927/1959, S. 80 + 81)
Einer der Forscher, der sich eingehend mit der Sozial- und der Religionsgeschichte Arabiens befaßte, war der oben erwähnte kritische Theologe W. Robertson Smith. Er schreibt: »Neuere Untersuchungen über die Geschichte der Familie haben im höchsten Grade unwahrscheinlich gemacht, dass die natürliche Verwandtschaft zwischen der Gottheit und ihren Anhängern, von der sich Spuren im ganzen Bereich der semitischen Völker finden, ursprünglich als Vaterschaft aufgefasst wurde.« (Smith ›Die Religion der Semiten‹ 1894, S. 209) »Auf dieser Stufe des Gemeinwesens müsste, wenn die Stammesgottheit als die den Stamm erzeugende Größe gedacht wurde, notwendigerweise eine Göttin, nicht ein Gott, das Objekt der kultischen Verehrung gewesen sein. In der Tat nehmen in der semitischen Religion die Göttinnen eine bedeutsame Stellung ein; sie erscheinen nicht nur in der untergeordneten Rolle als Gattinnen der Götter.« Smith schreibt von den ›heidnischen‹ Semiten, dass der Charakter der Göttin als ›Mutter‹, wie die Verwandtschaft der Götter und Menschen überhaupt, als eine physische Tatsache aufgefasst wurde, und dass das religiöse Empfinden des semitischen Heidentums zu allen Zeiten sehr eng mit dem Kult weiblicher Gottheiten verknüpft gewesen sei. Er berichtet »über den Status der Göttin in Arabien, dass sie seiner Vermutung nach ursprünglich als Erzeugerin des Stammes vergöttlicht wurde.« Dies dürfte weltweit der Fall gewesen sein. Die Göttin war keine ›Erfindung‹, kein Abstraktum, keine Phantasiegestalt und kein literarisches Produkt, und kein jenseitiges Wesen, sondern die vergöttlichte Urmutter eines Clans, eines Stammes oder eines ganzen Landes (s. DW ›Die Gottheit der Urzeit war weiblich‹).

Die früheste Besiedlung Arabiens deutet auf die Anwesenheit von Menschen bis ins Altpaläolithikum (s. Philipp Drechsler ›Paläolithikum – Neolithikum: Natur- und Kulturraum‹) Zu den frühesten gefundenen Artefakten aus dem Paläolithikum gehören beidseitig retuschierte Steinspitzen, wie wir sie auf der ganzen damals bekannten Welt finden. Diese Silex-Artefakte werden immer wieder als ›Pfeilspitzen‹ bezeichnet und als Beweis für Jagd und Krieg in der Altsteinzeit gehandelt: eine Fehlinterpretation. Der Grund: Forschung und Wissenschaft lagen bis vor wenigen Jahrzehnten ausschliesslich in der Hand von Männern und die Funde wurden entsprechend aus männlicher Sicht interpretiert.  (s. ›Der Irrtum mit den Silex-›Pfeilspitzen‹). Jedoch sind aus weiblicher Sicht andere Thesen genau so statthaft, denn es gab vor den indoeuropäischen Eroberungen und vor dem Umsturz ins  Patriarchat keine Jagd und keine Kriege, entsprechend gab es auch keine Waffen. Die ersten tatsächlich erkennbaren Bilder einer Jagd stammen aus dem Süden Mesopotamiens etwa aus dem Jahr 3000. (s. ›Die Eroberer aus dem Norden‹). Bis zu den Eroberungen der Indo-Europäer waren auch Kriege unbekannt (s. ›Während 98 Prozent der Menschheitsgeschichte gab es keine Kriege!

Überall in Arabien wurde das Göttliche
in der weiblichen Trinität von Manat, Al-Uzza und Al-Lat verehrt.

Silex-G.-mit-erhobenen-Armen

Beidseitig retuschierte Silex-Steinspitzen, schätzungsweise 70-80’000 Jahre alt
aus der Zentralprovinz Arabiens (Nationalmuseum Riad)

Dies sind die ältesten weiblichen Figurinen, die dank dem stabilen Material die Zeit überlebt haben. Durch die Kunst der Silexbearbeitung wird deutlich, was  die längst wissenschaftlich gesicherte frühe Verehrung des Weiblichen im matriarchalen Glauben an die Abstammung von einer göttlich verehrten Stammesmutter ebenfalls gezeigt hat: Die früheste Gottheit war weiblich, war die vergöttliche Urahne der Menschheit. Die Grosse Göttin wurde als Trinität der Lebenszyklen verehrt, bestehend aus der Urmuttergöttin, der weisen Alten; der Muttergöttin als junger Frau im gebärfähigen Alter und der Göttin des Todes und der Wiedergeburt. Dieser Glaube ist in Arabien noch bis ins Mittelalter zu finden.
Einer der Forscher, der sich eingehend mit der Sozial- und der Religionsgeschichte des Orients befaßt hat, war der bereits erwähnte kritische Theologe und Altorientalist W. Robertson Smith. Er schreibt: »Neuere Untersuchungen über die Geschichte der Familie haben im höchsten Grade unwahrscheinlich gemacht, dass die natürliche Verwandtschaft zwischen der Gottheit und ihren Anhängern, von der sich Spuren im ganzen Bereich der semitischen Völker finden, ursprünglich als Vaterschaft aufgefasst wurde.« (Smith ›Die Religion der Semiten‹ 1894, S. 209) »Auf dieser Stufe des Gemeinwesens müsste, wenn die Stammesgottheit als die den Stamm erzeugende Größe gedacht wurde, notwendigerweise eine Göttin, nicht ein Gott, das Objekt der kultischen Verehrung gewesen sein. In der Tat nehmen in der semitischen Religion die Göttinnen eine bedeutsame Stellung ein; sie erscheinen nicht nur in der untergeordneten Rolle als Gattinnen der Götter.«  (s. DW ›Die Gottheit der Urzeit war weiblich‹)
Wie in Ägypten wurde die Grosse Göttin auch in Arabien in Form einer Trinität verehrt; bestehend aus: Al-Lat, Manât und Al-Uzza. Selbst die eingewanderten Indo-Europäer, die hurritischen Quraisch, der Stamm Mohammeds »und die Araber in Mekka, sagte der arabische Historiker Ibn al-Kalbi, ehrten keinen Götzen so hoch wie Al-Uzza, dann Al-Lat, dann Manât… Die fünf Götzen der Leute Noahs dagegen (Sure 71,22), stellten sie mit den drei Göttinnen nicht entfernt auf die gleiche Stufe, wohl deshalb, weil sie ihnen so fern lagen.« (Julius Wellhausen 1887)

Die Göttin Al-Lat wurde als Mutter der hurritischen Göttin Hepat schon zweieinhalbtausend Jahre vor Mohammed im südmesopotamischen UR verehrt und nachgewiesen.
Die Göttin Manât
fand man schriftlich erwähnt auch außerhalb der arabischen Literatur schon im fünften Jahrhundert v.u.Z., also mehr als Tausend Jahre vor Mohammed.
Die Göttin Al-Uzza, die Göttin des Morgensterns, war eindeutig verwandt, bzw. identisch mit der ägyptischen Göttin Ua-Zit/I-Zet (I-Set (griechisch ISIS), die ebenfalls als Morgenstern und Venus verehrt wurde und die in Ägypten eine Trinität mit den Göttinnen Neith und Nekhbet bildete.

Der Biblische Archäologe und Religionswissenschaftler J.B. Pritchard, der  die Wechselbeziehungen der Religionen zwischen Israel, Kanaan, Ägypten, Assyrien und Babylonien untersuchte, erkannte, dass Al-Lat ursprünglich die gleiche Göttin in Arabien war wie die Aschera in Kanaan. Die Grosse Göttin, ob allein oder in Form einer Trinität, erscheint in verschiedenen Ländern, Sprachen und Kulturen unter verschiedenen Namen und Gestalten; aber immer handelt es sich um die Eine, die Grosse Göttin.

Der Umturz

Julius Wellhausen (1844-1918), Theologe, Orientalist, Alttestamentler und Bibelkritiker, widmet sich dem Thema der Göttinnen Arabiens und dem Machtwechsel von der Suprematie der Großen Göttin zu den neuen männlichen Göttern. Er bestätigt in seiner Monographie ›Reste arabischen Heidentums‹, dass »die Araber die überirdischen Mächte mit Vorliebe weiblich dachten«, und: »Der arabische Brauch, den Namen einer Göttin, substantivisch dem Personennamen anzuhängen, sehen wir bei Abd Allat, Zaid Manât etc. Die Quraisch nannten sich nach Al-Uzza ›Abd Al-Uzza‹, Knecht oder Diener der Göttin Uzza. »Sie war der höchstgeehrte Götze bei den Quraisch, sie besuchten sie und brachten ihr Gaben und suchten sich bei ihr durch Opfer zu insinuieren«. (Wellhausen 1887, S. 28) »In der Zeit Mohammeds wurden zahlreiche der theophoren Namen, die den Namen einer der vorislamischen Göttinnen Arabiens Al-Lat, Al-Uzza und Manât enthielten, herabgesetzt oder umbenannt.« (Wellhausen 1887, S. 6):

»Am bequemsten war es Al-Lat in Allah zu verwandeln,
und das ist denn auch geschehen.« (Wellhausen)

Der Ursprung der Verehrung und Vergöttlichung der Stammesmütter und der Brauch der jährlichen Pilgerfahrt liege tief in der ›heidnischen‹ Vergangenheit der Araber, lesen wir im ›Lexikon der arabischen Welt‹ (1972, S. 587). Da wird u.a. behauptet, dass sich die jährliche Pilgerfahrt »soweit bekannt ist, um den schwarzen Stein als Kultobjekt und um das Idol des Gottes Hubal konzentrierte, einer Statuette in Menschengestalt aus rotem Karneol, die in der Kaaba aufgestellt war«. Jedoch schreibt Wellhausen über den meist überhöhten Hubal: »Auffallend ist, wie selten in der islamischen Überlieferung über Mekka Hubal erwähnt wird. Die Quraisch schwören bei Al-Lat und Al-Uzza, nicht bei Hubal; sie bezeichnen die Sache des Heidentums immer als Sache jener beiden Göttinnen, nie als Sache Hubals…  Der Dienst der Göttinnen war sehr viel weiter verbreitet als der des Hubal«. (Wellhausen ibd. 1887,  S. 71) Die Pilger »kamen zu Manât und schoren da ihr Haupt und machten dort Halt, indem sie ihren Hagg [die Pilgerreise nach Mekka] nicht für vollständig hielten außer durch diese Schlussfeier… Diese Manât ist es, welche im Quran erwähnt wird… alle Araber ehrten sie hoch. Das dauerte bis zum Jahre 8 der Higra, als Mohammed auf seinem Zuge gegen Mekka den Ali gegen Sie aussandte. Der zerstörte Sie und nahm ihr ab, was Sie hatte.« (Wellhausen) »Namentlich wird im Quran nie gegen Hubal polemisiert, sondern nur gegen Al-Lat, Al-Uzza und Manât. Bei dem Hagg des Jahres 9 ließ Muhammed durch Ali den versammelten Pilgern die ›Lossagung‹ (Sure 9) vorlesen: künftig dürfe kein Götzendiener mehr an dem Feste teilnehmen, welches nunmehr aus einem heidnischen ein rein muslimisches geworden war.« (Wellhausen 1887, S. 38). Dies hatte Folgen, die VerehrerInnen der Göttinnen-Trinitität wehrten sich vehement gegen den Islam.  »Der Koran berichtet von mehreren Gefechten zwischen den Anhängern der Altarabischen Religion, die im islamischen Sprachgebrauch muschrikun genannt werden, was so viel heißt wie Götzenanbeter, und den Muslimen. Durch die letztlich vernichtende Niederlage gegen die Anhänger des Islam blieb Ihnen am Ende kaum eine andere Wahl als selbst den Islam als neuen Glauben anzunehmen oder zu fliehen.« (Wikipedia)

Noch deutlicher als die Israeliten mit der Verfolgung und Eliminierung der Göttinnen-Verehrung in Kanaan und das Christentums mit den geheim gehaltenen Jesu-Worten: ›Ich bin gekommen, die Werke des Weibes [der Göttin Isis] zu zerstören‹, machte Mohammed die Verfolgung und Ermordung der Göttin anschaulich.

Mohammed übernahm bei der Eliminierung der Göttinnen die indoeuropäischen Schlangen- und Drachen-Mythen, beispielsweise der Griechen, wo Herakles die Schlange Ladon tötete, die den heiligen, fruchttragenden Baum der Göttin Hera bewachte. (s. ›Der Kampf gegen die Muttergöttin und ihre Ermordung‹ Mohammed und die patriarchalen Männer, die den muslimischen Glauben angenommen hatten, kämpften gegen die Heiligen Bäume des sogenannten ›Heidentums‹.

›Im Auftrag Mohammeds schlägt Khalid die Al Uzza geweihte Akazie um, bevor er die Göttin selbst tötet. Türkische Buchmalerei.‹

›Im Auftrag Mohammeds schlägt Khalid die Al-Uzza geweihte Akazie um, bevor er die Göttin selbst tötet. Türkische Buchmalerei.‹

»Als der Prophet ihren Kult verbot, waren sie schwer betroffen und unwillig.«

»Die Zerstörung der die altarabischen Göttinnen darstellenden heiligen Steine und Bäume durch Mohammed nach der Eroberung Mekkas im Jahre 630 nimmt in den frühen islamischen Quellen einen breiten Raum ein. Ausführlich beschrieb der gelehrte Ibn al-Kalbi noch im 8. Jahrhundert in seinem ›Buch der Götzen‹ die Vernichtung der Göttin Al-Uzza: »Al-Uzza war eine Satanin, die zu drei Akazien im Wadi von Nahkhla zu kommen pflegte.« Heute wird die als ›satanisch‹ beschimpfte Göttinnen-Trinität der vor-islamischen Kultur in drei Säulen von den Pilgern in Mina symbolisch gesteinigt.
»Nachdem der Prophet Mekka erobert hatte, befahl er dem Khalid ibn al-Walid: ›Ziehe zum Wadi Nakhla. Du wirst dort drei Akazien finden. Schlage die erste um!‹ Khalid tat, wie ihm geheißen. Als er zum Propheten zurückkam, fragte ihn dieser [offensichtlich ängstlich ob der ruchlosen Tat!] : ›Hast du etwas bemerkt?‹ Als Khalid verneinte, sagte der Prophet: ›So schlage die zweite um!‹ Wieder tat Khalid wie ihm befohlen und kehrte zum Propheten zurück. ›Hast du nun etwas bemerkt?‹ fragte ihn erneut der Prophet. ›Nein‹, erwiderte Khalid, worauf der Prophet ihm auftrug: ›So schlage die dritte um!‹ Als Khalid zu der Akazie kam, sah er sich einer Äthiopierin [d.h. einer schwarzen Frau] gegenüber, die ihr Haar aufgelöst und die Hände auf ihre Schultern gelegt hatte und mit den Zähnen knirschte. Hinter ihr stand Dubaiya vom Stamme Sulaim, ihr Priester. Als dieser Khalid erblickte, sprach er: ›O’Uzza, greife Khalid ohne Zögern an, wirf den Schleier ab und schürze dich, denn wenn du Khalid heute nicht erledigst, wirst du baldigst Schmach erleiden; wehre dich!‹ Darauf sagte Khalid: ›O’Uzza, gottlos seist du, nicht gepriesen! Ich sehe, dass Gott dich schon erniedrigt hat.‹ Und er schlug zu und spaltete ihr den Schädel. Und siehe da, sie war nur noch ein Häufchen Asche. Sodann fällte er den Baum und tötete Dubaiya, den Priester. Als er zum Propheten zurückkam und ihm berichtet hatte, sagte dieser:

»Das war nun Al-Uzza.
Nach ihr werden die Araber keine Al-Uzza mehr haben.
Von heute an wird sie keine Verehrung mehr geniessen!«

»Dieser letzte Satz nahm insofern programmatischen Gehalt an, als er das Schicksal des Weiblich-Göttlichen auch im Islam besiegelte und auf die künftige untergeordnete Rolle der Frau abzielte. Die Muslimin war damit – wie die Jüdin – jeder Möglichkeit beraubt, sich mit einer als göttlich empfundenen Inkarnation ihres Geschlechts zu identifizieren. Stärker als im Christentum, wo Maria gottähnlichen Rang einnahm, ist deshalb der religiöse Bereich – zumindest der öffentliche, offizielle – eine Domäne der Männer geworden.« (Text und Bild: Ekkehart und Gernot Rotter ›Venus, Maria, Fatima – Wie die Lust zum Teufel ging‹ 1996, S. 114)
Nach der Ermordung der ersten beiden Göttinnen der Trinität, Manat und Al-Uzza, blieb noch Al-Lat. Mit ihr hatte Mohammed andere Pläne: Er vermännlichte sie, wie das bekanntlich schon in Südarabien mit Ishtar geschehen war, die in den männlichen Athar verwandelt wurde oder in Ägypten wo die Priesterkaste der Invasoren die Göttin I-Set/Isis in den männlichen Seth gewandelt hatte. Der Name Al-Lat wurde um die weibliche t-Endung gekürzt und zu Allah. Zwangsläufig sollte damit ihre Verehrung und Beliebtheit auf den männlichen Gott übertragen werden. Der Fanatismus, mit dem Allah heute verehrt und gegen jeden Zweifel verteidigt wird, dürfte der Versuch sein, die Ermordung der Göttinnen und die Vermännlichung von Al-Lat – geheim zu halten. Sonst wäre nicht nur der Ruf Mohammeds, sondern die Religion, die darauf aufbaut in Gefahr! Die Behauptung, es hätte im vorislamischen Arabien einen ›Hochgott Allah‹ gegeben ist dreist. Kühn und irrig ist auch die Behauptung, es habe ›schon-immer‹ und überall ein männlicher Gott an der Spitze des Pantheons gestanden, so wie das die österreichische Orientalistin Maria Höfner tut, deren Wisssenschaftlichkeit eindeutig durch patriarchal-religiöse Gläubigkeit getrübt ist. Sie schreibt: »Wie alle Nomadenvölker kannten auch die Beduinen Arabiens einen höchsten Himmelsgott, der der Schöpfer der Welt und der Spender des Regens ist…; dieses höchste Wesen heisst bei den Arabern Allah. Mohammed brauchte also bei der Verkündigung seiner monotheistischen Lehre keinen neuen Gott einzuführen; er hat lediglich Allah zum einzigen  Gott gemacht, was durch das hohe Ansehen, das Allah schon vorher genoss, sehr erleichtert wurde.« (Höfner ›Die vorislamischen Religionen Arabiens, Zentral und Nordarabien‹ in ›Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer‹ 1970, S. 357 f.) Das ist Ignoranz oder Geschichts- und Religionsklitterung vom gröbsten, denn nicht Allah genoss hohes Ansehen – die Verehrung galt der uralt Göttin Al-Lat, die von Mohammed zum Allah vermännlicht wurde. Wie sagte Wellhausen: »Am bequemsten war es Al-Lat in Allah zu verwandeln, und das ist denn auch geschehen.«
Zur oben beschriebenen Ermordung der Göttin Al-Uzza und dem Umhauen ihrer drei Akazien-Bäume schreibt Höfner: »Außer den Kultsteinen galten mehrfach auch Bäume als Sitz von Göttern [!]. So soll al-Uzza in drei Samura-Bäumen gewohnt haben.« Unkundige können die Brisanz, dass es sich bei den heiligen Bäumen um die vorislamischen Göttinnen, bzw. deren Symbole handelte, die brutal umgehauen und entfernt wurden, nicht erkennen. Auch nicht den Schwindel, vom vorislamischen Allah. Wie wir gesehen haben, wo die Große Göttin nicht eliminiert werden konnte, wurde sie vermännlicht. Dies geschah unter patriarchaler Herrschaft immer wieder und überall. (s. D. Wolf ›Die Vermännlichung der vorderasiatischen Göttinnen‹ in ›Der Kampf gegen Weisheit und Macht der matriarchalen Urkultur Ägyptens‹ 2009, S. 260 ff)
Um die resistenten, matriarchalen AraberInnen zum patriarchalen Allah bekehren zu können, soll der Prophet neben Allah noch einige Zeit die Verehrung der drei vorislamischen Göttinnen erlaubt haben, was den islamischen Gelehrten heute peinlich und unter ihnen äußerst umstritten ist. Schon lange vor Mohammed hatte der patriarchale Einfluss zur Erfindung männlicher Götter, wie etwa Hubal, geführt, denen neu erfundene Göttinnen, als Gattinnen in untergeordneter Stellung zugeordnet wurden. Auch patriarchale Kleriker hatten begriffen, dass männliche Götter allein nicht fähig waren, den Bestand der Menschheit zu sichern. Damit war der Polytheismus erfunden. So pilgerten VerehrerInnen einer Vielzahl von Göttinnen und Göttern zur Kaaba in Mekka. Auch die Quraisch pflegten die Kaaba zu umkreisen und zu sagen: Bei Al-Lat und Al-Uzza und bei Manât, sie sind die allerhöchsten Schwäne, die erhabensten und schönsten Jungfrauen und auf ihre Vermittlung darf man hoffen (Sure 53, Wellhausen 1887, S. 30). Schwäne und Störche, bzw. Kraniche gehören zu den Totemtieren der drei ›heidnischen‹ Göttinnen. Sie galten im Islam zuerst noch als VermittlerInnen bei Allah. Darum wurden sie mit den hoch zum Himmel fliegenden Vögeln verglichen. Bald widerrief Mohammed jedoch diese Aussage, weil sie ihm nicht vom Erzengel Gabriel sondern vom Satan eingegeben worden sein sollen. »Die neue, gereinigte, oder berichtigte [!] Fassung, verdrängte diese Göttinnen, da sie auch als untergeordnete Wesen nicht mit dem Monotheismus-Gebot in Einklang zu bringen waren« (Wikipedia). Salman Rushdie bezieht sich in seinem Roman auf diese Sure (53) des Koran. Damit traf Rushdie eine heikle Stelle, aber er erfand nichts Neues. »Mit der Publikation seiner ›Satanischen Verse‹ zog Salman Rushdie 1988 den Unmut des islamischen Fundamentalismus auf sich, unter dessen religiösem Feme-Urteil, der Fatwa, er seitdem zu einem Leben in ständigem Exil und in permanenter Bedrohung gezwungen war. Der durch und durch patriarchale Mohammed duldete keine göttlichen Frauen und Allah keine andern Götter neben sich.
Auffallend ist Sure 106 des Koran: „Sie enthält 4 Verse. Ihr Titel bezieht sich auf den ersten Vers. Mit der vorhergehenden Sure Al-Fīl bildet sie eine inhaltliche Einheit. In beiden Suren wird der Stamm der Quraisch ermahnt, Gott, dem Herrn der Kaaba zu Mekka, zu dienen, d. h. sich dem Islam anzuschließen.“ (Wikipedia)

Eine Erklärung für diese seltsame Ermahnung, liess sich nicht finden. Musste selbst  der Stamm der Quraisch (die arabische Bezeichnung für die Hurriter) ermahnt werden, die Kaaba, bisher Verehrungsheiligtum der Göttinnen-Trinität, für den Islam zu besetzen und für sich zu nutzen?

Nach der Fatwa gegen Rushdie wagte kaum mehr einer eine kritische Stellungnahme zum politischen Islam. Mohammed-Karikaturen hatten tödlichen Hass zur Folge. Wir werden bis heute von den Nachfolgern der Hurriter und ihrer fanatischen, religiös verbrämten Machtpolitik verfolgt. Von den ›Hurri‹, wie die Hurriter auch genannt wurden, die sich im Nahen Osten wie Herren, Autokraten, Theokraten, Despoten und Diktatoren, aufführ(t)en,  stammt der deutsche Ausdruck Herr, Herren. Der Hurri und der Herr verkörpert gleichermassen einen sich selbst als ›höheren Typus Mensch‹ einschätzenden Herrenmenschen, als einen Vertreter einer neuen, kriegerisch-aristokratischen Herrscherklasse.

Neuere, aber auch wissenschaftliche und nicht deformierte Informationen zum vorislamischen und dem islamisierten Arabien waren meines Wissens spärlich, bis der indische Schriftsteller Jaya Gopal sein Buch ›Gabriels Einflüsterungen – Eine historisch-kritische Bestandesaufnahme des Islam‹ veröffentlichte (2004/2014). »Der Tradition der Aufklärung verpflichtet, kämpft er seit Jahrzehnten in seinen Vorträgen und zahlreichen Veröffentlichungen gegen Unwissen, Aberglauben und religiösen Fanatismus. Er ist Begründer der Atheist Society of India.« (Weltbild) Er schreibt: »Als Mohammed seine Mission [der Isalmisierung] aufnahm, stellten seine arabischen Zeitgenossen fest, dass die Geschichten, die er erzählte, den jüdischen und christlichen Schriften entstammten, und dass seine Erzählungen von Hölle und Paradies, himmlischen Wesen und Geistern [arisch-] persischen Vorlagen entlehnt waren.« Ein Teil der neuen Ideologie/Theologie war ägyptischen Ursprungs, entwickelte sich aus der Herrschaftsreligion der eingewanderten Horiter und Arier, den Begründern  der dynastischen Zeit Ägyptens.
»In Medina, wo sich Mohammed nach seiner Verbannung aus Mekka während 10 Jahren niederließ, setzte sich die Bevölkerung aus drei großen Gruppen zusammen, aus drei jüdischen Stämmen mit einem festverwurzelten Judaismus, der in der Zeit Mohammeds sehr wichtig war und zwei polytheistischen Stämmen. Wenigen in der westlichen Gesellschaft dürfte die Tatsache bekannt sein, dass Mohammed viele der Mythen und Einstellungen des Alten und Neuen Testaments der in Arabien ansässigen Juden und Christen in den Koran übernahm.« Neue Forschungen im Jemen belegen einmal mehr, wie stark die Wurzeln des Islam mit dem Judentum und dem Christentum verbunden sind (Grabungen der Universität Heidelberg, archaelogie-online Januar 2011). Das kann nur jene erstaunen, die nicht wissen, dass alle patriarchalen Stämme von ihrer Herkunft her miteinander verwandt sind. (s. ›Indo-Europäer und Arier – ein unheilvolles Bündnis‹. Einige der arabischen Stämme waren Christen, andere, wie die Banu Taghlib, Akul, Tanuk und Tau waren Juden. Durch ihre Handelsbeziehungen standen die ›heidnischen‹ Stämme Arabiens in enger Verbindung mit Christen und Juden der Nachbarländer. Dabei konnten allerdings weder Christentum noch Judentum bei den Mekkanern und Medinensern festen Fuß fassen, denn diese hingen traditionsbewusst ihrem Stammeskult der Mutter-Göttinnen Mekkas an.« (Gopal 2014, S. 51) Da gab es noch keinen einzigen männlichen Gott und keinen patriarchalen Polytheismus, keine Vielgötterei, keinen Glauben an eine Vielzahl von männlichen und weiblichen Gottheiten. Immerhin hat es der patriarchale Clan der Koraischiten, die eingewanderten Hurritern, zu dem Mohammed gehörte, unter dem jüdischen und christlichen Einfluss geschafft, einen männlichen Gott, den Hubal, zu erfinden. Aber er war eine späte Erfindung. Und noch etwas wird oft vergessen, zu erwähnen: »In den älteren Texten wurden die arabaischen Anhänger Mohammeds auch ›Hagarener‹, ›Ismaeliten‹ oder ›Sarazenen‹ genannt, aber nicht Moslems.« (Gopal ibd.) Die Namen erklären sich aus der Bibel: Einer der Vorväter der Araber war der Stammvater Abraham. Ismael ist Abrahams Sohn von Hagar, seiner Zweitfrau und Sklavin von Abrahams Frau Sara (Gen 16,15). Das griechische ›sara-cenoi‹ und das latinisierte ›sara-ceni‹ bezeichnete Menschen, ›die aus dem Geschlecht der Zara/Sara/Sarai, der Zarin (Königin, Fürstin), stammen‹. Aus den ›Legenden der Juden‹ lernen wir, dass Sara höher stand als ihr Gatte Abraham, ein Hirte, der aus Ur stammte. Abraham verdankte seinen Reichtum, seine Herden und seine Stellung als Stammesführer seiner Frau Sara (Louis Ginzberg ›The Legends of the Jews‹ 1909). Genau so verdankte auch Mohammed sein Ansehen und sein Vermögen seiner ersten Frau Chadidscha. Dank dem hohen Rang und Ansehen Chadidschas genoss Mohammed als ihr Gatte, ihren Schutz. Als sie starb, musste er aus Mekka, wo man ihn für verrückt hielt, fliehen. Um 622 u.Z. verlässt der Geächtete mit einigen Getreuen die Stadt und zieht nach Medina.« (Briffault S. 81). Mit Chadidschas Erbe finanzierte Mohammed eine Armee, die ihm seine Rückkehr nach Mekka und die Verbreitung seiner patriarchalen Ideologie ermöglichte. Beide Frauen, Sara und Chadidscha, lebten beide noch in der ursprünglich matriarchalen und matrilinearen Tradition und hatten schon deshalb einen hohen gesellschaftlichen Status. (s. D. Wolf ›Der Mythos von der Bedeutungslosigkeit der Frau in der Bibel: Sara, Königin, Stammesmutter und Gattin Abrahams‹ 2009, S. 309 und ›Das Matriarchat in Israel‹)
Zwischen den beiden bedeutenden Frauen liegen 2500 Jahre. »Jüdische Rabbis gaben relativ spät zu, dass die vier Matriarchinnen, Sara, Rebecca, Rachel und Leah viel wichtigere Positionen innehatten als ihre patriarchalen Männer Abraham, Isaak und Jakob.« (Briffault 1959, S. 80)

»Die Hurriter spielten eine ungeahnt große Rolle
in der Kulturgeschichte des Nahen Ostens.«
(Gernot Wilhelm)

Eine dominierende Rolle spielte für Mohammed, der von den eingewanderten Hurritern (arabisch Quraisch) verehrte indoeuropäisch-arische Urvater Abraham, der 2000 Jahre vor ihm gelebt hatte. Wie schon Moses stützen sich die Muslime – laut den patriarchalen Propagandalegenden – auf einen direkten Kontakt zu einem Gott, der ihnen persönlich oder durch einen Engel mündliche Anweisungen für das von ihnen unterworfene Volk gab.
Die Hurriter/Quraisch waren kriegerische Eroberer, aber auch Händler, die die ganze damalige Welt bereisten. Sie tauschten dabei nicht nur Waren, sondern auch Wissen, Können, Ideen, Mythen, Ideologien und religiöse Traditionen.
Mohammed übernahm von seinen  ethnisch Verwandten, Stämmen der patriarchalen Juden und Christen, den monotheistischen Glauben und eliminierte die Göttinnen aus dem ursprünglich matriarchalen Kult Arabiens. Die Patriarchalisierung vereinnahmte und vermännlichte alle ursprünglich matriarchalen Werte und zerstörte die matriarchale Identität der indigenen Bevölkerung Arabiens. Die eingewanderten, indoeuropäischen Hurriter, die Quraisch, beherrschten Mekka zur Zeit Mohammeds, was bis in die Neuzeit andauerte. (s. ›Das mächtige Volk der indoeuropäischen Hurriter/Horiter‹ in Doris Wolf ›Es reicht – 5000 Jahre Patriarchat sind genug‹ 2019, s. 171 ff).
Dass Mohammed zum Stamm der kriegerischen Hurriter gehörte, erklärt seine Kriegsbegeisterung. »Mohammed war nicht nur Prophet, sondern auch Kriegsherr. Der Jihad, der ›heilige Krieg‹, nicht die friedliche Mission war seither das Mittel den Islam zu verbreiten. Die Menschen in Damaskus, Jerusalem, und Alexandria wurden nicht nur bekehrt, sondern auch überfallen und unterworfen«, schreibt die Soziologin Necla Kelek (›Gewalt und Unterdrückung im Islam – Eine Religion der Beliebigkeit‹ NZZ, 20.9.2014)
Die patriarchalen Mono-Religionen waren bei den in Arabien ansässigen Juden und Christen weit verbreitet, nicht aber bei den indigenen BewohnerInnen Arabiens, die mit Gewalt bekehrt werden mussten. Mit dem Göttinnen-Mord und der Eliminierung des Weiblichen aus dem religiösen Kult, betraten alle drei monotheistischen Religionen den Weg der Gewalt und der Intoleranz. Gewalt wird religiös gerechtfertigt, sogar verlangt und institutionalisiert. Von Gewalt gegen die VerehrerInnen der Göttin, die sich nicht bekehren lassen wollten, vom Kampf gegen andere ›Ungläubige‹ und gegen Kritiker zeugen mehrere Suren des Koran, z.B. Sure 9.5: ›Und wenn nun die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden, wo (immer) ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf (wa-q`uduu lahum kulla marsadin)!‹ Oder Sure 8.12: ›Ich bin mit euch: Gebt den Gläubigen Festigkeit: Ich werde den Schrecken in die Herzen der Ungläubigen einflößen: schlagt ihnen auf ihre Genicke und schlagt ihnen alle Fingerspitzen ab‹. In der Frauen- und Göttinnen-feindlichen patriarchalen Kultur der hurritischen Eroberer wurde die Saat der Gewalt gesät und ging nahtlos über in die jüdische und christliche Kultur und den Islam.

Warum hassen patriarchale Männer Frauen?

»Die Männer sind den Frauen überlegen wegen dessen,
was Allah den einen vor den anderen gegeben hat«
. (Sure 4,31)

Wenn man fragt, warum der Islam – und überhaupt die monotheistischen patriarchalen Religionen – sich derart rasch und über so weite Gebiete ausgebreitet haben, ist dieser Satz aus dem Koran eine der Antworten. Die Männer glaubten der derben Schmeichelei ihrer Überlegenheit über die Frauen gerne, die sich ihnen auch noch mit der Behauptung anbiederte, Gott sei männlich und entsprechend auch sie selbst. Was allerdings nur bestätigt, was schon Homer wusste: »Nicht die Götter haben die Menschen geschaffen, sondern die Menschen (Männer!) die Götter.«

»Was Stärke, Intelligenz und soziale Stellung angeht, ließ Mohammed verkünden, der Mann solle eine Stufe über der Frau stehen, Frauen seien ohne Verstand, der Mann und seine Gebete würden durch die bloße Berührung einer Frau beschmutzt.« (Jaya Gopal)

Zur Ideologie des politischen Islam gehört die Begünstigung des Mannes, wie sie schon im Judentum und im Christentum angelegt worden war, die den Mann zum Haupt der Frau und der Familie machte. Die Sure, die die Männer auf eine Ebene hievte, die über den Frauen stand, hat einiges damit zu tun, dass der Mann bis zur Entdeckung der biologischen Vaterschaft keine wesentliche Rolle in der Geschichte der Menschheit gespielt hat. Es war die Frau und Mutter, die im Zentrum des Clans Ansehen und Autorität hatte. Der patriarchale Mann kompensiert im Patriarchat seine Bedeutungslosigkeit, die zu einem Minderwertigkeitskomplex geworden war. Daraus kann man den Schluss ziehen:

Die patriarchale Ideologien und die patriarchalen Religionen
sind entstanden als Kompensation eines Minderwertigkeitskomplexes.

Im Islam haben Frauen weder individuelle Freiheits- noch gleichwertige juristische Rechte. Das Zeugnis einer Frau ist nur halb so viel Wert, wie das eines Mannes (Sure 2.282). Daraus leiten die islamischen Rechtsgelehrten eine natürliche Minderwertigkeit der Frau ab. »Rechtschaffene Frauen sollen gehorsam, treu und verschwiegen sein, damit auch Allah sie beschütze. Denjenigen Frauen aber, von denen ihr fürchtet, dass sie euch durch ihr Betragen erzürnen, gebt Verweise, enthaltet euch ihrer, sperrt sie in ihre Gemächer und züchtigt sie. Damit gab Mohammed die explizite Anweisung zur Anwendung männlicher Gewalt gegen Frauen (im Westen ›häusliche Gewalt‹ genannt).

– Im Islam wiegt das Wort einer Frau  halb soviel wie das eines Mannes! Sure 2, 282:
Eine Frau erbt halb soviel wie ein Mann! Sure 4, 12
– Ein Mann darf mehrere Frauen heiraten! Sure 4, 130
Ein Mann darf seine verheiratete Sklavin zum Beischlaf zwingen. Sure 4, 24
Eine gläubige Frau muß sich mit einem Schleier verhüllen, um nicht von den
Männern   belästigt zu  werden. Sure 33,  59
– Eine Frau ist der Acker ihres Mannes. Sure 2, 224
– Eine Frau ist so rein bzw. unrein, dass ihr Mann sich reinigen muss, nachdem er sie
berührt hat. Aber es steht nicht, dass eine Frau, die ihren Mann berührt,
verunreinigt wird. Sure 5
– O Gläubige, ihr habt an euren Frauen und Kindern einen Feind; darum hütet euch
vor ihnen. Sure. 64. (Die Frau im Islam http://religion-islam.de/#frauen2)

Mohammeds Kindheitstrauma

Um Mohammeds Trauma zu verstehen, müssen wir seine Kindheit etwas näher betrachten. Seine Mutter übergab Mohammed nach der Geburt einer Amme aufs Land, wo er bis zu seinem 5. Lebensjahr lebte, bevor er wieder zu ihr zurückkehrte. Heute wissen wir, dass die frühe Trennung von Mutter und Kind – eine der schlimmsten Gewaltmaßnahmen des Patriarchats – das Kind einer unsäglichen Einsamkeit, Verlassenheit, Todesangst, Verzweiflung und Hilflosigkeit, einem Gefühl des Ausgeliefertseins und die Mutter (normalerweise) einer unendlichen Trauer aussetzt. Die einst innige Mutter-Kind Bindung wurde und wird durch die Eifersucht und Macht patriarchaler Männer durchtrennt und zerstört. Wir wissen schon aus den Überlieferungen des höfischen Ägyptens, dass die Kinder nach der Geburt den Müttern weggenommen und Ammen übergeben wurden. Eine Sitte, die wie so vieles andere auch, nach Arabien überschwappte; nicht als Folge von Not oder Befehl, sondern als Sitte und Tradition patriarchaler Verordnung. Die Trennung von ihrem Säugling widerspricht normalerweise jedem mütterlichen Empfinden und ist für Mutter und Kind schmerzhaft und für das Kind eine schwere Traumatisierung, die in seinem Gedächtnis und in seinem Körper gespeichert bleibt. Im schlimmsten Fall führt die Trennung zum Tod. (s. ›Der plötzliche Kindstod‹). So, wie als Heerführer auf dem Schlachtfeld, hatte Mohammed durch seine patriarchale Rechtsprechung die absolute Macht und Kontrolle über die Frauen, die er damals, als Kleinkind über seine Mutter nicht gehabt hatte. Seine Frauen konnten nicht weggehen, konnten ihn nicht verlassen, wie seine Mutter es getan hatte. Seine Ehefrauen waren unfrei, waren eingesperrt, hatten sich hinter einem Vorhang zu verbergen wenn Besucher das Haus betraten, – sie hatten keine Rechte mehr. Es ist aufgrund seiner Gebote, die von den Frauen Gehorsam und Unterwerfung gegenüber den ihnen ›höher gestellten Männern‹ – sogar unter Androhung von Schlägen – verlangte, anzunehmen, dass er dies auch von seinen eigenen Frauen erwartete und forderte: Gehorsam und totale Unterwerfung.
Dagegen hatte der mütterliche Clan, der stets zusammen blieb, Geborgenheit, Liebe, Sicherheit, Nahrung, Schutz und ein Gefühl des Urvertrauens, der Zusammengehörigkeit und des Dazugehörens geboten. Zur Zeit Mohammeds wurde unter dem Einfluss des patriarchalisierten Ägyptens und der jüdischen und christlichen Religion die matriarchale Bindung hart bekämpft. Allmählich war auch Europa, besonders die  gehobene Bürgerschicht bis an die Schwelle des 20. Jahrhunderts davon betroffen. Die absichtliche Trennung von Mutter und Kind, die zum Ziel hat, ihre körperliche und tiefe emotionale Bindung zu zerstören, wird auch heute noch rituell durchgeführt, z.B. durch die Beschneidung: Im Judentum wird das Kind am achten Tag dadurch gewaltsam in die männliche Gesellschaft übernommen; im Islam erfolgt das Ritual mit etwa acht Jahren, hat aber den gleichen Grund – dem kleinen Jungen wird beigrbracht, durch die traumatisierende Operation gehöre er nun zum ›besseren‹ Geschlecht, den gottähnlichen Männern, denen die Frauen unterlegen seien. Im Islam ›gehört‹ das Kind dem Vater; bei einer Scheidung verliert die Mutter ihre Kinder, falls sie sich wieder verheiratet. Sie gehen in jedem Fall in die Familie des Vater über, sobald sie dem Kindesalter entwachsen sind, Mädchen bei zehn oder zwölf, Jungen spätestens bei sieben Jahren. Im Iran geht es noch grausamer zu gegen die Mütter: »Söhne werden ihr bis zum Alter von zwei Jahren, die Töchter bis sieben Jahre anvertraut [!], danach bekommt der Vater das alleinige Sorgerecht, falls er es nicht ablehnt. Die elterliche Autorität liegt stets beim Vater, auch wenn die Kinder bei der Mutter leben.« (Florence Beaugé, ›Die Freiheit der iranischen Frauen, ›Le monde diplomatique‹, Wochenzeitung, Febr. 2016, S. 21)
Eine Besonderheit des Patriarchats ist die unerwünschte Geburt eines Mädchens. »Wird dem Araber die Geburt einer Tochter verkündet, dann färbt sich sein Geist aus Kummer schwarz, und er ist tief betrübt. Wegen der üblen Kunde, die ihm zugekommen ist, verbirgt er sich vor den Menschen, und er ist im Zweifel, ob er sie zu seiner Schande behalten oder ob er sie nicht im Sande begraben soll. (Sure 16,59 f)« (https://nachrichtenbrief.wordpress.com/2015/06/11/warum-sie-uns-hassen-und-verachten-teil%C2%A01/)
Mit der Patriarchalisierung wurde Kindestötung väterliches Recht. Väter durften ihre Kinder und Frauen behandeln wie Vieh und sie taten und tun es auch; sie hatten das Recht das Kind der Mutter wegzunehmen, sich ehelicher Kinder in jeder Form zu entledigen, sie als Sklaven zu verkaufen und Kindestötun­gen in Form des Erdrosselns, Zer­schmetterns, Ertränkens, Erste­chens oder des Aussetzens auszuüben. Ehe­frauen, die ihre vorran­gige Aufgabe, ›seine‹ Kinder zu gebären, nicht erfüllten oder die sexuell un­treu waren, drohte das gleiche Schicksal (s. D. Wolf 2009, S. 226–228).

Die Forschungen in der 2. Hälfte des 19. und der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts waren mit dem Veränderungsprozess im Nahen Osten beinahe vollständig beendet worden. Die islamische Wissenschaft wurde durch einen Wahrnehmungsfilter und ein Denk- und Schreibverbot zu diesem Thema behindert. Die Annexion Palästinas und die Vertreibung ihrer Bewohner, die Gründung des israelischen Staates 1948, die Unruhen und Kriege, die daraus im Nahen Osten entstanden, hielten die Welt in Atem und das Interesse für die Erforschung der vorislamischen Zeit war nicht erwünscht und trat auch in der nicht-islamischen Welt in den Hintergrund. Durch die Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat radikalisierte sich der Islam, wurde zunehmend fundamentalistisch und der Terror zu einer weltweiten Bedrohung, die im Attentat auf die Twin-Towers in New York am 11. September 2001 gipfelte.

Erotik und Sexualität und die Verehrung der heiligen Yoni in Mekka

Das Sehnen der Gläubigen gilt der weiblichen Kraft der Liebe. Der größte mittelalterlich Dichter der Sufis, Ibn al-Farid, war als ›Sultan der Liebenden‹ bekannt. (Encyclopaedia Britannica 1970 ›Sufism‹). Er sagte, dass wahre Göttlichkeit weiblich sei und Mekka der Schoss der Erde.

Ibn el-Arabia, der ›größte Meister‹ der Sufimystiker, wurde der Blasphemie angeklagt, weil er gesagt hatte, die Gottheit sei weiblich. Einige Sekten wie die Sufis führten innerhalb des Islam »die tantrische Verehrung des weiblichen Prinzips fort. Sie hielten das Wissen aufrecht, dass die weibliche Kraft der Sexualität die Kraft ist, die das Universum zusammenhält«. (V. L. Bullough ›The subordinate Sex‹, 1973, S. 150)

Die Angst patriarchaler Männer vor der Frau und ihrer erotischen Anziehungskraft und speziell der ›Magie‹ ihres Menstruationsblutes und ihrer Gebärfähigkeit, war und ist noch immer groß. Der Islam hat die Ächtung der Frau als unrein und das Verbot des Geschlechtsaktes während der Menstruation – wie so vieles andere auch (z.B. die Beschneidung von Knaben) von ihren heutigen Erzfeinden, den Juden, übernommen: Auch bei den Muslimen ist es den Ehepartnern nicht erlaubt, in den Tagen der Menstruation miteinander zu schlafen und die muslimische Frau darf in dieser Zeit weder die rituellen Gebete sprechen noch den Koran berühren. Begründet wir dies damit, dass die Frau die blutet ›unrein‹ sei, ›unhygienisch‹, ›tabu‹, ›eine Sau‹, denn sie erinnert an die einst hochverehrte Saugöttin der matriarchalen Religion. Deshalb darf Schweinefleisch bei den Juden und den Muslimen nicht gegessen werden. (s. ›Patriarchale Ignoranten ächten die Saugöttin‹)
Mekka war einst das Zentrum der sexuell freiheitlichen, matriarchalen Spiritualität. Mohammed usurpierte die ›heidnische Kaaba‹, den einstigen Wallfahrtsort der Göttinnen-Trinität Al-Uzza, Manat und Al-Lat, wo die weibliche Schöpfungsmacht und die Vulva verehrt wurden. Er zerschlug die heidnischen ›Götzenbilder‹ und ließ die Göttinnen morden. Jedoch bleibt die Verehrung der göttlichen Vulva für alle sichtbar und berührbar an der Kaaba erhalten.

Die Bezeichnung ›Kaaba‹ ist religionsgeschichtlich und etymologisch
verwandt mit der hebräischen Bezeichnung Kobah – und bedeutet Vulva.
Auch im Griechischen bedeutet Kobah das weibliche Genital!
(s. Jaya Gopal)

Yoni-Verehrung an der Kaaba von Mekka

An der Kaaba legt eine meterhohe silberne Vulva Zeugnis ihrer einstigen Verehrung ab. Der berühmte schwarze Meteorit in ihrer Mitte wird noch immer als heilig verehrt. Allerdings wurde das Symbol für ›das Tor des Lebens‹ zur ›Hand Gottes‹ gewandelt. Es gehört zum heißesten Wunsch der Pilger den heiligen Stein zu küssen – wie es auch Mohammed getan haben soll – oder sie wenigstens zu berühren, um ihres Segens teilhaftig zu werden. Ist das nicht erstaunlich:


Das Heiligste alles Heiligen der Kaaba in Mekka ist die Vulva. 

Die Verehrung der  Yoni und die irdischen Freuden der Sexualität waren buchstäblich – ›schon immer‹ – Teil der arabischen Kultur und fanden – ähnlich dem indischen Kama Sutra – ihren schriftlichen und illustrativen Ausdruck. Scheich Nafzawi schrieb im 15. Jahrhundert ein erotisches Handbuch für den Großwesir von Tunis in arabischer Sprache: ›Der parfümierte Garten‹, (›The Perfumed Garden of Sensual Delight‹).

Damit erinnert Nafzawi daran, dass weibliche Sinnlichkeit und die religiöse Verehrung der Yoni Teil der ursprünglichen Religion Arabiens waren.

Das Buch enthält »interessante, überraschende und humorvolle Einsichten in die sexuellen Sitten und Gewohnheiten und bietet historische und anthropologische Einblicke in die mittelalterliche arabisch-islamische Gesellschaft. Neben den universellen sexuellen Anleitungen und Ratschlägen, wie zum Beispiel die Wichtigkeit von Vorspiel und Küssen, sollen die mit Humor gewürzten Anekdoten, Geschichten angenehm amüsieren und erregen«. (Wikipedia ›Der parfümierte Garten‹)
Rufus Camphausen schreibt zum Stil des Werkes, das im längst patriarchalisierten Arabien, 800 Jahre nach Einführung des Islam entstanden ist: »Manche Begriffe und Beschreibungen zeugen von Einsichten in die weibliche Psyche und den weiblichen Sexualtrieb, aber sie verraten alle ihren männlichen Ursprung und maskuline Ausrichtung. Der Verfasser, Scheich Nafzawi, betont gern die männliche Potenz, indem er oft vom ›hundertmaligen Eindringen‹ spricht. Doch abgesehen von der Kritik, die diese Bildhaftigkeit bei vielen Zeitgenossen auslöst, bleiben die arabischen Begriffe für die Yoni eine anzuerkennende Leistung, weil sie so deutlich und klar den wichtigsten Teil der menschlichen Anatomie bezeichnen, etwas das in den angeblich freieren westlichen Gesellschaften nicht möglich ist.« (Camphausen ›YONI – Die Vulva – Weibliche Sinnlichkeit Kraft der Schöpfung‹ 1999, S. 106) Ob man die lange Liste von Yoni-Beschreibungen im Buch »lächerlich, pornografisch oder charmant findet, sie machen eines deutlich: Wir blicken hier auf die Überreste einer ursprünglichen Ehrfurcht und Magie, die seit Urzeiten das Reich der Yoni war«. (Camphausen ibd.)

Arabien war das Reich des Matriarchats, der Zeit, als Sexualität als Geschenk der Göttin gefeiert wurde. »Gerade in Arabien«, schreibt die Kennerin des Orients, Eluan Ghazal: »Gerade auf der Halbinsel hatten die noch heidnischen AraberInnen ein unverblümt-natürliches Verhältnis zur Sexualität… Noch bis zur Zeit Mohammeds, also viel länger als in anderen orientalischen und europäischen Ländern, gab es auf der Halbinsel erotische Freiheit für Frauen: Eine Frau konnte bis zu zehn Männer haben, wurde sie schwanger, so rief sie alle zusammen und bestimmte den rechtlichen Vater – und er musste einwilligen… Jedoch hatte sich in Mekka die Situation der Frauen schon vor Mohammeds Zeit verschlechtert.« (Ghazal ›Schlangenkult und Tempelliebe – Sakrale Erotik in archaischen Gesellschaften‹ 1995, S. 310)

Die Verhältnisse in Arabien verschlechterten sich –
insbesondere für die Frauen 

 »Arabien war durchaus im Wanderungsbereich der indoeuropäisch sprechenden Stämme [die Ende des 4. Jahrtausends Ägypten erobert hatten DW]. Dafür sprechen Sprachverwandtschaften zwischen arabischen und indoeuropäischen Wörtern, aber auch eine gewisse Parallelität zwischen brahmanischen [indischen] und saudi-arabischen Bräuchen… Diese Fragen zu klären, würde weitreichende interdisziplinäre Forschungen erfordern… Jedenfalls existierten zu Mohammeds Zeit sowohl patriarchale wie auch matriarchale Verwandtschaftssysteme in Arabien. Aber die Macht der Männer in der Öffentlichkeit drängte nun mehr und mehr zur Durchsetzung.« (Eluan Ghazal ibd. 1995, S. 310 f.)

»Dort, wo ein Land ein gesundes Verhältnis zur Frau hat, geht es auch dem Land gut.
Dort, wo es ein krankes Verhältnis zur Frau hat, geht es dem Land schlecht.«
(Kamel Daoud)

Dies war wohl auf den Einfluss des patriarchalen Monotheismus der Juden und Christen, die sowohl in Mekka und Medina lebten, zurückzuführen. Jedoch, bei der Flucht nach Medina wunderten sich Mohammeds Anhänger, dass die Frauen sich dort nach Belieben mit Liebhabern trafen, und dass nicht die Ehemänner, sondern die Brüder bei den Frauen lebten und die Kinder beaufsichtigten. Damit war es dann bald vorbei. »Uneheliche Erotik, in matrilinearen arabischen Gemeinschaften vollkommen selbstverständlich, wurde nun zu ›zinah‹, Unzucht. Jeder und jede sollte verheiratet und somit sexuell versorgt sein… Nur wenn der Mann die Frau sexuell befriedigen und materiell unterhalten kann, darf er mehrere Male heiraten. Mohammed wendet sich damit wahrscheinlich gegen reiche und mächtige Viehzuchtpatriarchen, die zahlreiche geraubte, im Kampf erworbene oder gekaufte Frauen besaßen: Große Harems bedeuteten zwangsläufig, dass ärmere und schwächere Männer geringere Chancen hatten, eine Ehefrau zu finden. Mohammed räumte also bei seinen Männern mit allzu krassen Klassenunterschieden auf – auch um jeden Mann innerhalb der Ehe erotisch zu versorgen. Ich nehme an, dass er damit auch die freie Erotik der vorislamischen Zeit unterbinden wollte…

Die unkontrollierte, lustvoll-chaotische heidnische Erotik wurde nun eliminiert. Auch alleinstehende Frauen wurden jetzt zum Unding, jede Frau musste verheiratet sein, auch wenn sie einen Mann mit drei anderen Frauen teilte. Die erotischen Energien wurden in feste Bahnen gelenkt, Erotik wurde kontrollierbar«. (Eluan Ghazal ibd. 1995, S. 314 f.)

Mohammed der mit vielen Frauen verheiratet war, »ließ außereheliche ›Unzucht‹ von Frauen und Männern mit Peitschenhieben bestrafen, und in manchen moslemischen Ländern geht es heute noch viel härter zu – ganz nach der Art der jüdischen Gesetze im ›Leviticus‹, dem dritten Buch Moses«. (Ghazal ibd. 1995, S. 76 f.) Immerhin ließ Mohammed die levitischen Ehegesetze mildern: »Die Todesstrafe durch Steinigung bei Ehebruch reduzierte er auf 80 Peitschenhiebe, und dieses Urteil konnte auch nur vollstreckt werden, wenn vier Zeugen die Tat aus nächster Nähe gesehen hatten. Bei Verleumdung bezogen die falschen Zeugen die Peitschenhiebe«. (Ghazal ibd. 1995, S. 313) Doch heute werden Frauen wegen Untreue immer wieder zu Tode gesteinigt. Dieser Brutalität stehen die himmlischen Versprechen des Islam gegenüber: »Dreißig paradiesische Freuden für den, der seine Frau liebkost, küsst und streichelt! Erotische Erfüllung [nur in der Ehe erlaubt!] wird von Mohammed also nicht, wie im Christentum, verteufelt, sondern geradezu ins Paradies erhoben. Anstelle von hageren Engeln und vergeistigtem Hallelujah erwarten den Gläubigen dort schwarzäugige Schönheiten, die ihm sinnliche Genüsse schenken« (Ghazal ibd. 1995, S. 312) – Das glauben sie wenigstens! Wie geht es aber den Frauen im Paradies? Sie bekommen ihren Ehemann zurück, ob sie ihn wollen oder nicht!

Es gibt noch »viele Spuren der Matrilinearität: ›Butn‹, also ›Bauch‹, hieß gleichzeitig auch ›Stamm‹. Zwei Beduinen verschiedener Stämme, die sich an einer Oase trafen, fragten also: ›Aus welchem Bauch kommst du?‹ Der moslemische Begriff ›Umma‹ für die Gesamtheit der Gläubigen leitet sich von ›umm‹ ab, also von ›Mutter‹. Auch die Vereinten Nationen ›al-ummam el mutahidah‹ sind eigentlich ›Vereinte Mutterländer‹. ›Nationen‹ heißt wörtlich ja auch ›Geborenheit‹. Die italienische Arabistin Vittoria Alliata traf noch in den 70er Jahren in der arabischen Steinwüste ›Rub’ al-Chali‹ matrilineare/matrilokale Stämme (Ghazal ibd.).

Die Angst der Saudis vor der archäologischen Forschung

Schon mit den wenigen Informationen, die wir über das vor-islamische, matriarchale Arabien haben, können wir durchaus verstehen, dass der muslimische Klerus kein Interesse daran hat, an diese verschwiegene Zeit erinnert zu werden, oder sie aufzuhellen. Und so ist es denn auch vollkommen verständlich, dass die Saudis versuchen, diese Tatsachen um jeden Preis unter Verschluss zu halten. Dafür zerstören sie sogar einen großen Teil ihres historischen Erbes. Eine Woge von Demolierungen erfasste die heiligen Stätten des Landes im letzten Jahrzehnt. Nach Schätzungen von Sami Angawi, einem Experten für arabische Architektur, vernichteten die Bulldozer bereits über 90% der wenigen, letzten historischen Monumente. Sie wurden dem Bau von Luxushotels, Apartment-Häusern, Shopping-Centern, Parkplätzen und der Modernisierung der Infrastruktur geopfert. Selbst alte Stätten, die mit dem Propheten und seiner Familie verbunden waren, wurden auf Anordnung der Geistlichen beseitigt, so sein Geburtsort und das Grab seiner Mutter, denn ihre Verehrung sei Ketzerei. Das Geburtshaus von Mohammeds erster Frau, Chadidscha, soll einer öffentlichen Toilette gewichen sein. Diese Kultstätten müssen äußerst unerwünschte, verräterische Zeugen der vorislamischen Vergangenheit gewesen sein. Vermutet wird, dass die Mutter Mohammeds eine Priesterin war, die im Göttinnen-Tempel von Mekka gedient hatte. Ultra-konservative Geistliche führten einen langen erbitterten Kampf gegen ›Heidenglauben‹ und ›Götzen- (Göttinnen!) Verehrung‹, die sie als Häresie bezeichnen. Das unterscheidet den Islam in keinster Weise vom Vorgehen der andern beiden monotheistischen Religionen, dem Judentum und dem Christentum. Entsprechend zeigen sich die Saudis auch äußerst zurückhaltend, um nicht zu sagen abweisend, gegenüber archäologischen Forschungen. Die religiösen Führer Saudi-Arabiens fürchten offensichtlich, archäologische Funde, der Blick auf die vor-islamische Kultur könnte ihre Autorität und Glaubwürdigkeit und damit die muslimische Staatsreligion untergraben. Für ausländische Wissenschaftler ist Arabien eine terra incognita, beinahe unerreichbar, kaum je wird eine Grabungserlaubnis vergeben. Prinz Sultan Bin Salman, zuständig für Tourismus und Antiquitäten, lockerte zwar die Restriktionen etwas. In den Museen des Landes sind nun einige Funde ausgestellt, einschließlich nackter Statuen von Herkules und Apollo, hingegen werden keine weibliche Figurinen gezeigt. Arabien bleibt ein verschlossenes, sozusagen ein verbotenes Land für Wissenschaftler. So kam der Australier David Kennedy auf die Idee, das Land mittels Aufnahmen von Google Earth etwas genauer anzusehen. Er konnte an die 2000 unerforschte archäologische Stätten identifizieren. (Quelle: telegraph.co.uk von Praveen Swami, 4.2.2011) Die Saudis versuchen ihre matriarchale Vergangenheit zu leugnen, so, als hätte es keine vor-islamische Zeit und keine Göttinnen-Verehrung in Mekka gegeben. Und sie wollen verheimlichen, dass Allah eine Neuschöpfung Mohammeds im 7. Jahrhundert u.Z. war und dass dieser neue Gott –  wie der Gott der Juden und der Christen – mit aller Gewalt durchgesetzt wurde. Der islamische Glaube muss unter Zwang beibehalten werden, ein Abfall vom Glauben wird mit der Todesstrafe bedroht.

»Die freiheitlich-demokratischen Ideale und Werte, die sich jetzt auch im Grundgesetz [Deutschlands] finden, wurden während der Aufklärung gegen die sich auf Gott und Bibel berufenden Kirchen durchgesetzt. Und weder der Gott Jahwe des Alten Testaments noch der Vater Jesus Christi, noch beide in einer Person, noch Allah vertreten die Werte unseres freiheitlich-demokratischen Staates. Sie müssen sie erst noch erlernen.« (Gerd Lüdemann, Theologe) http://forum.grenzwissen.de/showthread.php?t=6902

Jesus und der Islam‹ bei arte TV, eine schamlose Unterschlagung der Geschichte Arabiens  v o r  dem Islam

Wie sehr die ›vorgeschichtliche‹ oder ›archaische‹ Zeit, aus der Geschichte und damit aus der Wahrnehmung ausgeblendet wird, zeigt eine aktuelle Informationssendung im Dezember 2015 auf arte zum Thema ›Jesus und der Islam‹. Während den sieben beinahe je einstündigen Sendungen, schafften es 26 muslimische und nicht-muslimische WissenschaftlerInnen und die beiden Filmemacher, das dem patriarchalen Islam vorhergehende Matriarchat in Arabien nicht einmal zu erwähnen. Zur Kaaba in Mekka wurde zwar das vor-islamische ›Heidentum‹ angedeutet und so nebenbei als ›Götzenanbeterei‹ bemerkt, aber – und das ist eine Meisterleistung von Geschichtsklitterung – die Göttinnentrinität von Al-Lat, Al-Uzza und Manat mit keinem Wort erwähnt! Eine schamlose Unterschlagung der Geschichte der Religion der Göttin und der einstigen Macht der Frauen vor der patriarchalen Vereinnahmung und Zerstörung Arabiens durch Mohammed!

Was intelligente Muslime längst erkannt haben, wollen Männer mit suboptimaler Denkfähigkeit nicht wissen:

 »Jede Gesellschaft in der die Hälfte der Bevölkerung weniger Rechte hat als die andere, wird unweigerlich verkümmern und sterben.« (Muslimischer Philosoph in Andalusien)

 

(s. auch ›Weibliche Sexualität und Autonomie unter patriarchaler Kontrolle‹)

Literatur:
Briffault Robert ›The Mothers‹ London (Zusammenfassung in einem Band und Vorwort von Gordon Rattray Taylor) 1959

Camphausen Rufus ›Yoni – Die Vulva – Weibliche Sinnlichkeit  – Kraft der Schöpfung‹ München, 1996/1999
Dargun Lothar ›Mutterrecht und Raubehe und ihre Reste im germanischen Recht und Leben‹ 1883/2006
Ghazal Eluan ›Schlangenkult und Tempelliebe – Sakrale Erotik in archaischen Gesellschaften‹ 1995
Gopal Jaya ›Gabriels Einflüsterungen – Eine historisch-kritische Bestandesaufnahme des Islam‹ Ahriman 2004/2014
Höfner Maria ›Die vorislamischen Religionen Arabiens, Zentral und Nordarabien‹ in ›Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer‹ 1970
Al-Nafzawi Muhammad ibn Muhammad, ›The Perfumed Garden of Sensual Delight‹ 1999
Smith W. Robertson ›Die Religion der Semiten‹ 1899
Stone Merlin: ›Als Gott eine Frau war‹ 1988
(neu nur noch in englisch erhältlich: ›When God was a Women‹ 1976 und evt. antiquarisch in französisch ›Quand  Dieu était une  femme‹)
Walker Barbara G. ›Das Geheime Wissen der Frauen‹ Stichwort ›Arabien‹ 1993
Weiler Gerda ›Ich verwerfe im Lande die Kriege – Das verborgene Matriarchat im Alten Testament‹ 1984
Wellhausen Julius ›Reste arabischen Heidentums‹ 1897
Wilken George Alexander ›Das Matriarchat, das Mutterrecht bei den alten Arabern‹ 1884/2009
›Lexikon der arabischen Welt‹ 1972
Schirrmacher Christine ›Frauen im Islam‹ http://www.islaminstitut.de/32.100.html

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