Gewalt gegen Mütter und Kinder im Patriarchat

Aus dem Inhalt:

  • Die zerstörte Mutter-Kind-Beziehung im Patriarchat
  • Jugendliche Gewalt: Unerwünscht und ungeliebt
  • Depression und Gefühlsblindheit
  • ›Der Verlust des Mitgefühls‹

 

Frieden – eine Leistung der matriarchalen Zivilisation

Die auffallende Friedensliebe der matriarchalen Völker lässt darauf schließen, dass die Matriarchinnen, die ihren Sippen vorstanden, diese zu Eintracht und Toleranz anleiteten und dem Ausdruck von Aggression Grenzen setzten. Der Grund des Erfolges dürfte unter anderem darin liegen, dass alle Frauen selbstbestimmte Wesen waren, die autonom über ihren eigenen Körper verfügten. Diese Autonomie hat weitreichende Konsequenzen. Wenn keine männliche Politik, keine religiöse Macht und keine patriarchale Moral sich in die Fruchtbarkeit der Frauen einmischen, bestimmen sie selbst über die gewünschte und kräftemäßig verantwortbare Anzahl von Kindern. In einer Gesellschaft, in der Frauen Macht und Würde haben, wird keine Frau zu ungewollten Schwangerschaften gezwungen. Deshalb gab es keine überforderten Mütter, keine ungewünschten, ungeliebten oder ausgesetzten Kinder, keine Überbevölkerung, keinen Hunger und keine Unterernährung. Nirgends fanden sich Anzeichen von Armut. Heute noch existierende Matriarchate beweisen, es gibt bei ihnen keine ›schwere Kindheit‹, keine ›schwierigen Familienverhältnisse‹, keine Frauenmorde durch Partner, keine ›Familiendramen‹, bei denen Männer ganze Familien auslöschen, keine dramatischen Scheidungen, keine Alkoholsucht, keine Vergewaltigungen, keine Bedrohung und keinen Terror und die Abwertung von Frauen wäre bei ihnen undenkbar. Im Matriarchat konnten Frauen ihren mütterlichen Instinkten ohne männliche Einmischung und ohne männliche Ansprüche auf ihren Körper folgen.

Eltern haben eine Menge damit zu tun, wie glücklich ihre Kinder werden

Ein Beispiel, wie die Welt im Matriarchat ausgesehen haben dürfte und wie es bei indigenen Völkern heute noch der Fall ist, beschreibt die Forscherin Jean Liedloff in ihren ethnologischen Studien ›Auf der Suche nach dem verlorenen Glück‹, die sie aufgrund mehrerer Aufenthalte bei den Yequana-Indianern in Venezuela gemacht hat. Liedloff war beeindruckt von der Glücksfähigkeit und friedfertigen Harmonie dieser Menschen. Sie beschreibt dieses Volk als ausgeglichen, fröhlich, zufrieden, glücklich, selbstbewusst und ohne innere Aggression. Sie hat die Menschen nie streiten und Säuglinge nie schreien gehört. Das Geheimnis dieser Idylle: Die Yequanas erziehen ihre Kinder völlig repressionsfrei. Kleinstkinder werden im ersten Lebensjahr die ganzen 24 Stunden am Körper gehalten, sodass immer Körperkontakt zur Mutter oder einer anderen Person besteht. Die Bedürfnisse der Säuglinge werden stets und unmittelbar befriedigt. Das Kind empfindet die Welt als sicher und fühlt sich aufgehoben, beschützt und geborgen. Das liebevolle Verhalten der Erwachsenen provoziert keine traumatisierenden Gefühle von Angst, Wut, Einsamkeit, Traurigkeit, Schmerz oder Unsicherheit.

Traumatisierungen im Kleinkindalter bleiben, sofern sie nicht therapiert werden, lebenslang im Körper gespeichert und können jederzeit zu Suchtverhalten, Gewalttätigkeit und Suizid oder bei Männern mit Macht zum Entfachen von Kriegen und Völkermord führen.

Im Patriarchat ging der liebe- und respektvolle Umgang mit Frauen, Müttern und Kindern verloren. Dabei werden die schwerwiegenden seelischen Störungen und die nachhaltigen charakterlichen Veränderungen, die von einer Kultur von Solidarität, Mitmenschlichkeit und gegenseitigem Respekt zu Verrohung, Gewalt und Unkultur geführt haben, von den im Patriarchat deformierten und geschädigten Erwachsenen von Generation zu Generation weitergegeben. Im Gegensatz zum körpernahen Umgang mit dem Kleinkind im Matriarchat findet im Patriarchat eine Isolierung der Kinder von der Mutter statt. Tagsüber im Kinderwagen, meistens ohne Augenkontakt zwischen Mutter und Kind, nachts im Kinderzimmer. In dieser Abgeschiedenheit erlebt es eine entsetzliche Einsamkeit, Verlassenheit, unerfülltes Verlangen, Sehnsucht, ungeheuren Schmerz und Todesangst. Im schlimmsten Fall stirbt es den mysteriösen Kindestod. Im weniger tragischen Fall entsteht aus der Sehnsucht nach der Mutter die Sucht. Wir sind eine Gesellschaft von Süchtigen. Wie psychologische Studien zeigen, ist jede Art von Sucht der Versuch, die ungestillte Sehnsucht des einsamen kleinen Kindes in uns zu stillen. (s. auch ›The Semai: an nonviolent people of Malaya‹ Robert Knox Dentan, 1979. Oder ›Die Macht der Gewaltlosigkeit‹ Richard B. Gregg mit einem Vorwort von Martin Luther King 1965)

»Die Neurotisierung der Mütter ist ein Werk des Patriarchats.« (Christa Mulack)

Die zerstörerische Wirkung der Trennung von der Mutter

Nachdem patriarchale Männer den matriarchalen Frauen alle Macht entrissen, allen Besitz gestohlen, sie entwürdigt und entrechtet hatten, bekamen sie Angst vor ihnen und ihrer Wut und Rache. Die Angst der Männer vor der Stärke der Frauen ließen sie zu schrecklichen Methoden greifen, um sie ›unten‹ zu halten: dazu gehört jegliche Art von Hass und Gewalt: Abwertung, Diskriminierung, Verteufelung, Drohungen, Fernhalten von der Macht, Fernhalten von Bildung, Fernhalten von der Erziehung der Söhne, sexuelle Kontrolle, sexuelle Gewalt, Verstümmelung der Sexualorgane, Einsperren, Hexenverbrennung und Femizid. Es begann mit dem Zerstören der symbiotischen Mutter-Kind-Bindung, was fast unbemerkt bis heute weiter wirkt:

  • durch körperliche Trennung (statt am Körper der Mutter im Kinderbett, im Kinderzimmer und Kinderwagen);
  • durch die Beschneidung kleiner Jungen und Mädchen, die ein Urvertrauen in den körperlichen Schutz der Mutter und eine feste Bindung mit ihr – meist für immer – verunmöglicht;
  • durch unerwünschtes Begrenzen von Nähe durch die Abwertung des Stillens mit Muttermilch und das Propagieren käuflichen Milchpulvers;
  • durch die Drohung, dass Stillen verursache schlaffe – für den Mann, auf dessen Begehren die Frau  angewiesen sein soll – unattraktive Brüste;
  • durch das Verbot mütterlichen Eingreifens in die Erziehung der Knaben zur Gewaltfreiheit, zum Akzeptieren von Regeln und Grenzen und der Forderung von Respekt für die Frauen;
  • durch das Verstoßen des eigenen Kindes, falls es sich in die falsche Person verliebt, weil das Mädchen bei der Heirat keine Jungfrau mehr ist, weil es schwanger ist, ohne verheiratet zu sein, weil die junge Frau, der junge Mann zu einer andern Kaste gehört, einer andern oder gar keiner Religion folgen will! Erbarmungslos sind dabei auch die Mütter, was es für die Kinder noch schlimmer macht.

Es ist unglaublich, Eltern tun sich und ihren Kindern diese Unmenschlichkeiten im Namen der patriarchalen Ideologie und der patriarchalen Religionen an.

Es ist ebenso unglaublich, was ein bekannter deutscher Kinderpsychologe von sich gibt und in der Presse unbesehen veröffentlicht wird: »Der Vater muss zwischen Mutter und Sohn treten«, behauptet Wolfgang Bergmann in der ZEIT (14.6.2010). Es  geht ihm dabei vor allem um (seine) Männlichkeit, nicht um die Bedürfnisse des Sohnes. Von dieser Sorte patriarchaler Männlichkeit haben wir genug. Es braucht einen Paradigmenwechsel, für den sich Frauen/Mütter und nicht-verunsicherte patriarchale Männer/Väter einsetzen. https://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2010-06/erziehung-vater?wt_zmc=sm.ext.zonaudev.mail.ref.zeitde.share.link.x

Patriarchale Regierungen verursachen in aller Welt durch Gewalt, Krieg, Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Habgier, Korruption, Vorschriften und unmenschliche Gesetzen, Verbot der Meinungs- und Religions-Freiheit, Machtanmaßung und -Missbrauch unsägliches Elend, Not, Verzweiflung, Angst, Schrecken und Hoffnungslosigkeit. Patriarchale Politik und Religionen greifen zudem tief in die Familie, in die Ehe, in die Intimität und die Erziehung der Kinder ein: zum Schaden der ganzen Menschheit.

»Man hat Mütter daran gehindert, Mütter zu sein. Sie haben Mütter kaputt gemacht,
bis sie nicht mehr fähig waren, zu ihren Kindern zu schauen und das hat wiederum die Kinder kaputt gemacht. Sie werden wiederum genau so unfähig sein, Eltern zu sein.
«
(Mariella Mehr ›Die Kraft aus Wut und Schmerz‹)

Auch heute sind noch viele Frauen Geiseln patriarchaler Familien, der patriarchalen Gesellschaft und Institutionen, der Universitäten und Kirchen. Unter ihnen gibt es auch WissenschaftlerInnen, die für die toxischen, patriarchalen Ideologien und gegen die Kraft der Frauen, gegen das Wissen um das urzeitliche Matriarchat und die Verehrung der Göttin kämpfen. Frauen im Dienst des misogynen Patriarchats, die sich ständig gegenseitig zitieren, beschneiden geradezu masochistisch ihre weibliche Identität und ihre Wurzeln, die bis in die Urkultur reichen. Da hat die vergiftende patriarchale Propaganda ganze Arbeit geleistet! (s. auch: Das Stockholm-Syndrom, ein psycho-logisches Abhängigkeitsverhalten zwischen Täter und Opfer einer Geiselnahme)
Die Patriarchatsforscherin Gerda Lerner führt die Marginalisierung der Frauen auf ihre Benachteiligung im Bildungswesen und die androzentrische (männlich dominierte) Verzerrung der Geschichte zurück.

»Diese doppelte Deprivation hat die Psyche über die Jahrhunderte so zugerichtet, dass die Frauen an der Herausbildung des Systems, das sie unterdrückt, mitwirken und an dessen ständiger Bestätigung und Verfestigung in der Folge immer neuer Generationen weiter mitgewirkt haben und noch immer mitwirken.« (Gerda Lerner ›Die Entstehung des feministischen Bewusstseins – vom Mittelalter bis zur Ersten Frauenbewegung‹ 1993, S. 20).

Die zerstörte Mutter-Kind-Symbiose im Patriarchat

›Das Drama beginnt früh‹, titelte Barbara Supp ihren Artikel über jugendliche Gewalttäter. »Bevor Jugendliche kriminell werden oder sich selbst zerstören, werden sie schwer erziehbar; das kommt ›in den besten‹ Familien vor und auch in ganz normalen. Die Ursache: Die Eltern lernen von ihren Eltern nicht mehr, was Kinder brauchen…

Die Katastrophe nimmt oft schon im Säuglingsalter ihren Lauf. Von ›frühen Traumata‹ spricht der Hamburger Kinderpsychiater Peter Riedesser, von einer ›antisozialen Tendenz‹, die da begründet werden kann: Wenn ein Kind, so sagt er, in den ersten Lebensjahren ›dauernde Zurückweisung elementarer Bedürfnisse‹ erfährt, dann kann es keine feste Bindung entwickeln. Statt dessen entsteht ›ein solcher Stau von Irritation, Spannung, Wut, Hass und Destruktivitätsphantasie‹, dass das Kind sich unbewusst sagt: ›Ich bin beschädigt worden, und ich gebe es zurück.‹ Oder es richtet die Aggression gegen sich selbst.« (Barbara Supp: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7859512.html6.4.1998)

Die gestörte Mutter-Kind-Beziehung hat nachhaltige Folgen, u.a. die Sucht. Der sogenannte Suchtcharakter entsteht im ersten Lebensjahr als Folge von mangelnder Zuwendung, als Auswirkung körperlicher oder psychischer Vernachlässigung des Neugeborenen durch seine Mutter, ohne dass das Kind eine ›Ersatzmutter‹ erhält, welche eine andere Frau, stellvertretend auch der Vater sein kann. Das gleichzeitige Empfinden von Alleinsein, Getrenntsein, Absonderung, Einsamkeit, unendlicher Traurigkeit, Angst, Panik, Verzweiflung, Entsetzen, Hoffnungslosigkeit, Langeweile, Leere und Sehnsucht nach Liebe, nach beruhigender körperlicher Nähe und Geborgenheit führt zu Spannungen, unsäglicher Wut, einer latenten Gewaltbereitschaft und Zerstörungswut, Depression und dem Verlust des Urvertrauens bis zu psychosomatischen Krankheiten. Aber auch zu emotional bedingter Gier und unzähligen Süchten. Jede Sucht hat ihren Ursprung in einer frühen Deprivation und der ungestillten Sehnsucht des Kleinkindes. Leider werden diese Probleme nicht im Zusammenhang mit ihren Ursachen gesehen und die Ursachen entsprechend nicht angegangen.

Jugendliche Gewalt durch unerwünschte und ungeliebte Kinder

Die Welt ist in unserer ›zivilisierten‹ patriarchalen Gesellschaft für unerwünschte, ungeliebte oder vernachlässigte Kinder und Jugendliche – Opfern unerwünschter, manchmal unbesonnener, ›zufälliger‹  Schwangerschaften – meist eine schreckliche. Sie werden häufig ohne Liebe und ohne jeden Respekt behandelt, körperlich und seelisch vernachlässigt, allein gelassen, gedemütigt, verspottet, ausgestoßen, geschlagen, misshandelt, emotional und sexuell missbraucht. Kein Tier behandelt seine Nachkommen so wie der heutige Mensch und keine Säugetiermutter, die in Freiheit lebt, lässt ihre Säuglinge grundlos lange allein. Keine Tiermutter trennt sich freiwillig oder kampflos von ihrem abhängigen Neugeborenen. Säugende Tiermütter dulden auch keine eifersüchtigen Männchen um sich, die sie von ihren Kindern trennen wollen. Frauen tun das; aus Angst vor Liebesentzug, vor Verlassenwerden, aus Angst als ›Frau ohne Mann‹ als ›alte Jungfer‹ oder hysterische Zicke diskriminiert zu werden,  aus Angst vor Einsamkeit, aus Angst vor Kritik, aus Angst vor der Gewalt des Mannes, manchmal aus Angst, von ihrem Partner sexuell genötigt zu werden und in den reichen westlichen Ländern aus Angst vor Armut. In Deutschland leben mehr als 40 Prozent der alleinerziehenden Mütter mit ihren Kindern in Armut, d.h. Kinder zu haben ist in Deutschland, das die niedere Geburtenrate bejammert, ein großes Armutsrisiko.

»Männlicher Prioritätsanspruch und symbiotische Mutter-Kind-Beziehungen passen nun einmal nicht zusammen« (Christa Mulack ›Der Mutterschaftsbetrug‹ (2006, S. 172).

Hierher gehört auch die patriarchal-faschistisch-religiöse Verlogenheit und Heuchelei der ›Lebensschützer‹, die vorgeben, es handle sich bei einem Schwangerschaft um Mord und sie wären deshalb aus religiösen Gründen dagegen! Lassen wir uns nichts vormachen, es geht um Macht, um Männermacht. Sie stehen an vorderster Stelle und unterstützen die Lebensschützer mit enormen Geldsummen. Die Behörden und Institutionen täten gut daran, dem ›Zwang zur Schwangerschaft‹ mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um die Probleme zu vermeiden, die daraus entstehen. Frauen und Männer, die selbst keine gute Kindheit hatten, sind oft nicht fähig, eine Schwangerschaft zu verhüten, obwohl sie keinen Kinderwunsch haben. Sie werden jedoch oft aus religiösen Gründen gezwungen, ein unerwünschtes Kind in die Welt zu setzen, das dann wieder keine gute Kindheit erleben darf. Den sich als Lebensschützer tarnenden Machtmenschen sind die an illegalen Abtreibungen verblutenden Frauen egal. Im Gegenteil, eine Anhängerin dieser morbiden Gesellschaft meinte dazu lachend, Abtreibungen sollen schmerzen, das ist richtig.
Die verrohende Erziehung patriarchaler Väter und die Hilflosigkeit neurotischer, eingeschüchterter und entmündigter Mütter gegenüber Kindern ist nicht zu übersehen: ›Ein trauriger Rekord‹ titelte die Schweizer Presse im Januar 2011 die neueste Erhebung des Zürcher Kinderspitals, das 2010 eine Zunahme von Kindesmisshandlungen dokumentierte. Von den 487 von Gewalt betroffenen Kindern sind 63 Prozent Mädchen. Am deutlichsten angestiegen sind sexuelle Übergriffe auf Mädchen und junge Frauen. Verbale, physische und psychische Gewalt von Erwachsenen nimmt ständig zu. Doch sie wird nur selten oder gar nicht thematisiert. Eltern werden geschützt, Eltern darf man nicht kritisieren, Eltern muss man lieben und ehren; das hängt wohl mit dem verinnerlichten Gebot der Bibel zusammen: ›Du sollst Vater und Mutter ehren‹. Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, was aber, wenn Eltern versagen, gewalttätig sind, ihre Kinder vernachlässigen und sexuell missbrauchen? Hingegen steht Jugend-Gewalt öfter am Pranger, obwohl die eigentlichen Verursacher die Eltern sind. In der Sendung von Maybritt Illner zum Thema ›Wie machtlos sind wir gegen Gewalt?‹ (ZDF 24.3.2014) sagt die Mutter, deren Sohn von Jugendlichen totgeschlagen wurde:

›Glückliche Kinder sind gewaltlose Kinder‹!

Jonny K. war ein junger Deutscher mit asiatischem Hintergrund. Er wurde auf dem Alexanderplatz in Berlin im Oktober 2012 von einer Bande Jugendlicher brutalst zu Tode getreten. Der Vater eines der Täter, der vor Gericht stand, meinte höhnisch, ›warum denn so ein Aufstand wegen eines toten Japsen!‹ Er wurde dafür nicht zur Rechenschaft gezogen! Väter dürfen sich im Patriarchat einiges erlauben, dagegen werden Frauen schnell zu  Alleinschuldigen gemacht, wenn mit den Kindern etwas schief geht.

Was die Kinder brauchen ist Liebe, Respekt, Grenzen und Halt. Es sind erziehungsunfähige und gefühllose Eltern, die Kinder zu gewalttätigen Jugendlichen verkommen lassen. Patriarchale, gewalttätige Männer und die patriarchalen Religionen haben die matriarchalen Mütter, die die Kinder für den Frieden erzogen, entmachtet und die Erziehung selbst in die Hand genommen mit katastrophalen Folgen für die Welt. Je patriarchaler die Familie, die Erziehung, die Traditionen, die Regierungen und Religionen – desto mehr Gewalt. Bei den Taliban haben Frauen gar nichts mehr zu sagen; bei den orthodoxen Juden sehr wenig und bei den Christen seit dem patriarchal psychisch schwer geschädigten Paulus und seinem Frauenhass nur wenig mehr. Er beurteilte die Frau als minderwertig und verbot ihr bei Versammlungen das Wort: ›Die Frauen sollen schweigen in der Gemeinde, es ist ihnen nicht gestattet zu reden… denn der Mann ist das Haupt der Frau.‹ (1. Tim 2,11-12): ›Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still.‹ ›Unterordnung‹ wurde bis vor kurzem noch mit ›Unterwürfigkeit‹ übersetzt. Diese Unterordnung unter die Männer war der Frau auch in der Erziehung vorgeschrieben. Frauen wurden zum Gebrauchsartikel, zur Ware, zum Haustier, das lediglich befugt war, Kinder zu gebären.
All zulange haben die Frauen geschwiegen und dem anmassenden Machtgehabe der Männer und der Tyrannei der Väter zugeschaut. Sie müssen sich ihre Erziehungsmacht zurückerobern; das ist ihre Pflicht im Kampf gegen die patriarchale Gewalt und der Zerstörung ihrer Kinder, vor allem der Söhne, die zur Gewaltbereitschaft und zum Krieg erzogen werden. »Schauen wir uns doch nur den Jahrtausende währenden Umgang der patriarchalen Gesellschaften mit ihren Müttern an: Sie wurden entmündigt und verunglimpft, gefoltert und vergewaltigt, verbrannt und psychiatrisiert. Sie erlebten grauenvolle Männerkriege und wurden mit ihren Kindern in die Flucht geschickt. Gleichzeitig werden sie von jeglicher politischen Einflußnahme ferngehalten und nur dann idealisiert, wenn sie bereit waren, ihr Leben mit dem Gebären sowie der Pflege und Erziehung von Söhnen zu verbringen, welche die ›Führer‹ jedweden Systems zur weiteren Verwendung als Soldaten von ihnen einforderten. Wir werden daher weder den entfremdeten Müttern des Patriarchats noch jenen der matriarchalen Kulturen gerecht, wenn wir uns an der Abwertung der einen und der Verleugnung der kulturellen Bedeutung der anderen beteiligen. Unser persönliches Erleben patriarchaler Strukturen mag zwar zu einem großen Teil durch unsere Mütter vermittelt worden sein. Es darf aber dennoch nicht in die Vergangenheit zurückprojiziert werden, damit patriarchale Pathologien und matriarchale Kulturen voneinander unterscheidbar bleiben.« (Christa Mulack ›Die Matriarchatsforschung in der Diskussion – eine Verteidigung‹ in ›Die Diskriminierung der Matriarchatsforschung – Eine moderne Hexenjagd‹ 2003, S. 51)

»Wir haben so viele Mittel und Wege, das Kind in seinem Sein zu zerstören.
Gleichzeitig leugnen wir das, indem wir uns an die Pose des Guten und Zivilisierten klammern.«
(Arno Gruen ›Der Verlust des Mitgefühls – Über die Politik der Gleichgültigkeit 1997, S. 28).

Depression und Gefühlsblindheit

Es ist kein Zufall, dass in der sogenannt zivilisierten Welt Frauen an ›Postnatalen Depressionen‹ und ›Postpartalen Bindungsstörungen‹ erkranken. Etwa 10% der Bevölkerung leiden an einer so genannten Gefühlsblindheit, ›Alexithymie‹, einer Persönlichkeitsstörung, die die Menschen unfähig macht zu fühlen; Empathie für sich selbst, andere, auch nicht für ihre Kinder zu empfinden. Wenn Menschen, Frauen und Männer, mit frühkindlichen Deprivationen Eltern werden, sind sie selbst wieder unfähig, Verantwortung für das Wohl des Kindes zu übernehmen; ihrem Kind die Liebe, Geborgenheit und den Schutz, den es benötigt (z.B. den Schutz vor dem dramatischen Eingriff in die körperliche Integrität durch Beschneidung der Sexualorgane) zu geben.

»Es gibt Hinweise darauf, dass alexithyme Menschen Defizite in der Phase des frühen emotionalen Lernens hinnehmen mussten«, stellte Matthias Franz fest, der diese Störung erforschte (s. ›Alexithymie‹ im www). Er zeigt auf, dass es »um die Zuwendung zwischen Mutter und Kind, zwischen Vater und Kind und die Spiegelung an emotionaler Rückmeldung während der kindlichen Entwicklungsjahre geht – um eine Mangelerfahrung durch zentralwichtige Bezugspersonen. Wir haben einige Studien, die nahe legen, dass die Bindungsqualität, vielleicht auch belastende Bindungserfahrung in der frühen Kindheit, hier bei alexithymen Patienten Belastungen und Defizite überdurchschnittlich häufig bestehen. Es gibt zahlreiche dokumentierte Hinweise darauf, dass emotionales Lernen sich in der ganz tief fühlenden Mutter- beziehungsweise Vater-Kind-Beziehung vermittelt und durchaus für den Verlauf des weiteren Lebens eine prägende Bedeutung hat« (www. ibd).

Zerstörerische Sucht

Eine der am weitesten verbreiteten Folgen der patriarchalen Erziehung und der Störung in der Mutter/Vater-Kind-Beziehung äußert sich in der Sucht. Sie dient dem Versuch, die Leere zu füllen, die Sehnsucht zu ›stillen‹, Sicherheit und Halt zu bekommen, den Schmerz zu betäuben und die Wut unter Kontrolle zu halten.

A – Alkoholsucht, Arbeitssucht, B – Bekehrungssucht, Beschuldigungssucht, Bigotterie, C – Cannabissucht, D – Drogensucht, E – Ess-Brechsucht, Eifersucht,  F – Fetischsucht, religiöser Fanatismus, G – Geldsucht, Geltungssucht, Gottessucht (Gotteswahn), H – Habsucht (Habgier auch Geiz), Horrorsucht (Sensations-Sucht), I – Internetsucht, Onlinesucht, J – Jesuswahn, K – Kaufsucht, Klausucht (Kleptomanie), Kriegssucht, Konsumsucht, Kontrollsucht, L – Leidenssucht (Masochismus), Liebessucht (Sucht nach Verliebtheit und Geliebtwerden, auch Narzissmus), M – Machtsucht, Magersucht, Masturbationssucht, Medikamentensucht, Muskelmasse-Sucht, N – Narzissmus (Gefallsucht), Nekrophilie, Nikotinsucht,  O – Ordnungssucht,  P –Pädosexuelle Sucht (kriminelle Sucht nach Sex mit Kindern und Inzest), Pornosucht, Putzsucht, Q – Quälsucht (Sadismus), R – Rachsucht, Rechthaberei, Religionssucht, Ruhmsucht, S – Sammelsucht, Sexsucht, Sexueller Sadismus, Spielsucht, Sportsucht, Streitsucht, T – Tabaksucht, Tötungssucht, U – Überwachungssucht, V – Verdrängungssucht, Verleugnungssucht und Vernichtungssucht, z.B. gegenüber Ausländern, Frauen, Minderheiten, Menschen anderer Hautfarbe, Religionen, Homosexuellen usw. Z – Zerstörungssucht

Auffallend ist besonders bei Männern und männlichen Jugendlichen, die Sucht nach dem Adrenalin-Kick, die Sucht nach dem extremen Erleben von Gefahr, von Gewalt und Krieg als Droge und die daraus entstehende Sucht, ohne jedes Mitgefühl andere seelisch oder körperlich zu verletzen, zu quälen, zu zerstören oder zu töten.

›Ungeliebte glauben eher an Gott‹

Dies ist das Fazit einer Studie: »Menschen mit unsicheren Bindungen in der Kindheit verarbeiten Traumata und Verluste anders als Menschen mit sicheren Bindungen. Unter anderem glauben sie stärker an Übernatürliches, wie amerikanische PsychologInnen in einer aktuellen Studie nachwiesen.« (http://news.doccheck.com/de/64139/traumata-ungeliebte-glauben-eher-gott/)
Mit dem utopischen Versprechen ›Gott, Allah, Jesus oder WIR lieben dich‹ werden junge Menschen erfolgreich in Sekten gelockt, wo sie abhängig, verdummt, seelisch und materiell ausgebeutet und für die Eigeninteressen radikaler, fanatischer Gruppen missbraucht werden. Was wir brauchen ist Aufklärung, Wissen, Bildung und Lernen aus den Fehlern und Konsequenzen der Vergangenheit.

»Aufklärung hat immer – absolut immer – mit der Kritik an Herrschaft zu tun, und Herrschaft hat fast immer mit Herren zu tun, also mit Männern, mit dem Patriarchat. Die großen monotheistischen Weltreligionen huldigen einem patriarchalen, strafenden Gott, einem der stärksten Machtfaktoren für ein hierarchisches, antidemokratisches Weltbild.« (Ahmad Mansour)


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