Der brutale Kampf der katholischen Kirche gegen die Göttin

Aus dem Inhalt:

  • Die Patriarchalisierung der Göttin Brigida von Santiago de Compostela
  • Die ›Pilgermuschel‹ – das Symbol der Vulva
  • Jakobus (spanisch Jago), der ›Maurentöter‹ (Matamoros)
  • Der christliche Bilderkampf gegen die Mauren
  • Die Diffamierung der renitenten heidnischen Frauen
  • Die Christianisierung und Patriarchalisierung breitet sich nach Norden aus
  • Der Kampf gegen die Große Göttin und die Usurpation der heidnischen Kultplätze
  • Patriarchale Vatergötter gegen die Verehrung der Göttinnen-Trinität des Matriarchats
  • Sheila Na-Gigs sind keine harmlosen Darstellungen der Göttin sondern ihre Diskriminierung
  • Die heimliche Usurpation der Pilgerorte der Göttin durch den patriarchalen Klerus; z.B. Lourdes
  • Wie die Kirche mit ihrem Erbe der Schande und Schuld umgeht:
    ›Maurentöter geht‹ / ›Judensau bleibt‹

Die Vereinnahmung des Wallfahrtsortes der keltischen Göttin Brigid

Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens liegt im frankokantabrischen Raum der berühmten Höhlen aus der Eiszeit, z.B. nur etwa 470 Kilometer von Altamira entfernt. Santiago wurde in vorchristlich römischer Zeit Brigantium genannt und war ein Pilgerort der dreifachen keltischen Göttin Brigid, von den Römern Dea Brigantia, die Erhabene genannt.. Das keltische Reich der Göttin Brigantia umfaßte Teile Spaniens, Frankreichs und der britischen Inseln. Mit der Indoeuropäisierung und der späteren Christianisierung des römischen Reiches hielt das Patriarchat mit der patriarchalen Religion Einzug in Europa; es war ein Prozeß der mindestens 1000 Jahre andauerte und zu einem großen Teil gegen die Völker, unter anderen gegen die Kelten, welche die Göttin verehrten, gewaltsam durchgesetzt wurde. (s. D. Wolf ›Die Christianisierung Europas‹ und Wikipedia ›Christianisierung‹).
Der alte Wallfahrtsort der keltischen Göttin Brigid in Compostela wurde von den patriarchalen, christlichen Klerikern vereinnahmt, mit christlichen Symbolen überlagert, die Göttin eliminiert, die Erinnerung an sie getilgt, mit einer Legende vom Apostel Jakob (spanisch ›Jago‹) gerechtfertigt und der Wallfahrtsort der Dea Brigantia in Sant-Jago de Compostela gewandelt. Das gleiche passierte in Einsiedeln. Auch hier wurde der Wallfahrtsort der heidnischen Göttin, der Schwarzen Madonna, mit einer Legende vom hl. Meinrad usurpiert und christianisiert. Ihr Gesicht sei von den vielen dort angezündeten Kerzen schwarz geworden, erzählt allen Ernstes der dortige Abt. ›Wer nichts weiß, muss alles glauben‹, sagte Maria v. Ebner-Eschenbach. Erstaunlicherweise wird bei Prozessionen in Einsiedeln den Leuten nicht die Schwarze Madonna gezeigt, sondern die Statue der weißen Maria, die ›schöne Dame‹ von Lourdes, die einstige Göttin, herumgetragen!  (s. auch ›Die Sphinx  – Die Schwarze Göttin Afrikas‹)

Die ›Pilgermuschel‹ – das Symbol der Vulva

Die ›Muschel‹ der Göttin Brigid wurde patriarchal vereinnahmt und zum bedeutsamsten Zeichen des Jakobsweges nach Santiago de Compostela. Ohne es zu ahnen, pilgern die Christen nach Santiago zum vor-christlichen Pilgerort der dreifachen Göttin Brigid. Heute scheint niemand mehr den ›heidnischen‹ Ursprung des Pilgerortes, noch die weibliche Symbolik der ›Jakobsmuschel‹ zu kennen.. Das beliebte Muschel-Vulva-Amulett soll mit wundersamen Kräften ausgestattet sein und die Pilger glauben, dass es sie gegen vielerlei Leiden und Gefahren beschützt. Der katholische Vertreter der patriarchalen Religion, Papst Benedikt, bediente sich unpassenderweise dieser Vulva-Muschel in seinem Wappen. (s. D. Wolf  ›Die mobile Kunst der Steinzeit und die Verehrung der Vulva‹ )

Jakobus (spanisch Jago), der ›Maurentöter‹ (Matamoros)

Im 8. Jahrhundert machte der ebenfalls patriarchale Islam seinen Siegeszug über ganz Nordafrika und bis nach Spanien. Die Mauren unter dem Heerführer al-Mansur eroberten und zerstörten Compostela im Jahr 997. Durch die Reconquista, die Rückeroberung durch die Christen, die bis ins 15. Jahrhundert andauerte, wurden die Mauren von der Iberischen Halbinsel vertrieben. In diesem Kampf soll sich der ›Maurentöter‹ (Matamoros) Jakobus, der nicht nur die Araber, sondern auch andere ›Christenfeinde‹: Juden, Ketzer, Katharer, Albigenser und die VerehrerInnen der keltischen Göttin aus Spanien vertrieb oder umbrachte, hervorgetan haben. Er wurde für das brutale Morden für den patriarchalen Gott heilig gesprochen. Auf seinem angeblichen Grab wird der Schlächter als Ritter auf einem weißen Pferd in der Kathedrale dargestellt. Dass sie zu einem Massenmörder pilgern, scheint die frommen Wallfahrer nicht zu stören. Im Unterbewusstsein mag die einstige Göttin jedoch noch ihre heilende Wirkung tun.

Der christliche Bilderkampf gegen die Mauren

Entlang des Pilgerweges nach Compostela wurden an Kirchen und Kathedralen auffallend obszöne Skulpturen angebracht, die nicht enträtselt werden konnten, bis der Religionswissenschaftler Claudio Lange eine bedeutende Beobachtung machte. Er stellte fest, dass an den Kragsteinen und Kapitellen romanischer Kirchen aus dem 11.—13. Jahrhundert ordinäre Steinfiguren angebracht worden waren, welche eindeutig als muslimische Männer und Frauen – ›Feinden des Christentums‹ – identifiziert werden können. Diese Figuren sind drastisch derbe Darstellungen von Menschen beiderlei Geschlechts, die entblößt, masturbierend, koitierend, mit extrem vergrößerten Genitalien, im Geschlechtsverkehr mit Tieren, usw. exhibitionistisch gezeigt wurden.

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Nach C. Lange handelt es sich dabei um eine anti-islamische Bildpropaganda, die im Zuge der militärischen Rückeroberung der islamisierten Gebiete Europas der Vertreibung der Muslime unterstützend dienen sollte. Die diskriminierenden Skulpturen waren an katholischen Kirchen angebracht, um eine breite Bevölkerung von der Rechtmäßigkeit der grausamen Verfolgung der verhassten Muslime, denen man eine ungezügelte, pornografische Sexualität unterstellte, zu überzeugen und die christlichen Kreuzzüge zu rechtfertigen (Claudio Lange Video ›Der nackte Feind‹ im Internet). Das bekannteste Beispiel mit pornografischen Skulpturen ist die Stiftskirche ›San Pedro‹ im kantabrischen Cervatos, Campoo de Enmedio, in Nordspanien, die möglicherweise einst ein Gebetshaus der Moslems, eine Moschee, oder noch früher ein heidnischer Kultplatz war. (D.Wolf ›Symbole schreiben Urgeschichte‹)

Die Diffamierung der renitenten heidnischen Frauen

Es gibt mehr als Hundert obszöner Frauendarstellungen an den Kirchenportalen Spaniens. Der christliche Klerus setzte die Enthumanisierung als Propaganda ein, um die Frauen mit Hilfe der anstößigen Figuren zu demütigen, wie er es auch mit den Muslimen machte. Das ist der gleiche unrühmliche Geist, die gleiche stümperhafte Bildhauerei, das gleiche primitive, diskriminierende Vorgehen. Seit der Arbeit von Claudio Lange können wir den Zusammenhang der Bilddarstellungen nicht mehr verkennen, der einerseits der Verfolgung der MuslimInnen, anderseits den heidnischen Frauen galt. Die absolute Identität und Nähe, macht deutlich, nicht nur die Muslime, auch die ›heidnischen‹ Frauen wurden durch Hass und die Frauenverachtung patriarchaler christlicher Fanatiker entmenschlicht.

Frauen und Moslems wurden durch die diskriminierenden Darstellungen an den Kirchen als ›Feinde des Christentums‹ bekämpft. Noch bei den Hexenverfolgungen und der christlichen Inquisition vom 15.  bis ins 18. Jahrhundert wurden Frauen, die sich weigerten vom Glauben an die Göttin abzufallen und sich zum patriarchalen Christentum bekehren zu lassen, verteufelt und als Hexen verbrannt.
»Wie hat die Religion der Liebe und der Duldsamkeit dahin kommen können, die Menschen lebendig zu verbrennen, welche ihre Lehren nicht freiwillig annehmen wollten? Das ist die entscheidende Frage.« (Henry Charles Lea ›Geschichte der Inquisition im Mittelalter‹ (1887/1905) 1997, S. XIII)

›Für die spätmittelalterliche Kirche waren die Weisen Frauen Vertreterinnen einer anderen Religion, sie standen für ein anderes Wissen, das für die Kirche unkontrollierbar blieb und daher ausgerottet werden musste.‹
(Erika Wisselinck ›Hexen – Warum wir so wenig von ihrer Geschichte erfahren und was davon auch noch falsch ist. Analyse einer Verdrängung‹ 1986)

Die Christianisierung und Patriarchalisierung breitet sich nach Norden aus

SheilaIm gleichen Stil und zur gleichen Zeit wie in Spanien und Südfrankreich wurden die obszönen Darstellungen von Frauen im 12. Jahrhundert an katholischen Kirchen Irlands, Englands und Schottlands angebracht. Auch an Schlossportalen, denn die Missionierung des jeweiligen Herrscherhauses war für die Kirche oft der wichtigste Faktor für die Christianisierung des Landes. Man gab den nackten Figuren mit den extrem vergrößerten, exhibitionistisch aufgerissenen Vulven den Namen ›Sheila Na-Gig‹; von ihnen sind heute noch etwa 150 übrig geblieben.
Irrtümlicherweise wurde Irland stets als ein Eckpfeiler des Christentums bezeichnet; war jedoch bis zum Einfluss Roms im 12. Jahrhundert keltisch und verehrte ebenfalls die keltische Göttin Brigid. Der christliche Einfluss verlor sich schnell wieder als die anglikanischen Eroberer im 15. Jahrhundert rund 400 Klöster und viele Kirchen zerstörten. (Wikipedia ›Sheila Na-Gig‹, Joanne McMahon und Jack Roberts)

Ob in Spanien oder im Norden, es sind die gleichen diffamierenden, abwertenden, verächtlichmachenden, enthumanisierenden Darstellungen von heidnischen Frauen, die an der Religion der Göttin Brigantia festhielten und sich der Zwangsbekehrung zum Christentum widersetzten. Ohne Zweifel gingen die obszön karikierten Darstellungen nackter Frauen (vielleicht in Gebärhaltung) auf die ursprünglich heiligen Darstellungen der nackten Göttin und die Verehrung ihrer heiligen Vulva zurück.

Die Göttin ist ewig, selbst wenn sie als schamlos grinsende, knochige, alte Hexe, als Sheila Na-Gig, an den christlichen Kirchen entstellt, verspottet, karikiert, als schamloses, geiles Weib dargestellt wurde; in ihr ist die verehrte Große Göttin noch zu erahnen. Seit Claudio Lange können wir diese Sheilas aber nur noch als abwertende Karikaturen der Göttin betrachten, wüst hässlich und diskriminierend. Nirgends finden wir derartige, vom Hass geschaffene Darstellungen aus der matriarchalen Zeit der Vulva-Verehrung. Stets wurde die weibliche Würde gewahrt, selbst wenn ganz offen und realistisch ihre Vulva dargestellt war. Das in matriarchaler Zeit verehrte ›Tor ins Leben‹ wurde als widerlich verzerrtes Bild zum ›Tor der Hölle‹, an den Kirchenportalen dem Hohn und der Verachtung der Bevölkerung preisgegeben; bösartige Karikaturen einst heiliger Darstellungen der Göttin und der Verehrung der einst heiligen Vulva. Sie wurde mit Ekel, widerwärtiger Hässlichkeit, teuflischer Verführung, Sündhaftigkeit und Strafe in Verbindung gebracht. Als Warnung der Kirche vor der ›schamlosen Sinnlichkeit der Frau‹ und der weiblichen Lust! Dies bestätigen James Jerman und Anthony Weir: »Sie argumentieren in ihrem Werk ›Images of Lust‹, dass das Anbringen der Sheila Na-Gigs an Kirchen und ihre nach mittelalterlichen Normen empfundene Hässlichkeit darauf verweist, dass sie die weibliche Lust absichtlich als abscheulich und sündhaft darstellen« (Weir, Anthony und Jerman, James: ›Images of Lust: Sexual Carvings on Medieval Churches‹ und in Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Sheela-na-Gig).

»Selbst uralte germanische, keltische und baltische Götter werden nach und nach in christliche Heilige oder Dämonen umgedeutet. In besonderem Maße dann, wenn sie durch ihre [heidnische] ›alte Lust‹ der neuen Moral‹ des Christentums entgegenstehen. Sheila Na-Gig gehörte zu den bekanntesten Fruchtbarkeitsgöttinnen der Kelten. Sie wehrte die Mächte des Todes ab, indem sie ihre Schamlippen weit ausbreitete und jedem ihre Scheide als Symbol des Lebens zeigte. Doch dem lustfeindlichen Christentum konnte auch sie nicht trotzen. Fortan blieb ihr nur das Dasein einer Dämonin, grässlich verzerrt zur fratzenhaften Spuckgestalt, als nacktes Weib mit weitoffener Scham, als Schreckgespenst an den Außenwänden der neu entstehenden Kirche. Das heidnische Altertum war zu Ende! Es begann das Mittelalter, die oft gescholtene dunkle Zeit des christlichen Abendlandes vom Untergang des Römischen Reiches bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Eine Zeit, von der man seit Augustinus annehmen müsste, sie hätte die Lust als Laster verabscheut. Eine Zeit in der man getreu den Kirchenvätern ›ohne die Erregung von Lust‹ seine christlichen Nachkommen zeugen sollte und in der ›der eheliche Verkehr als ‚unkeusch’ und die Frau als… ‚Höhle des Lasters angesehen wurde…« (Harald Specht)

Der Kampf gegen die Große Göttin und die Usurpation der heidnischen Kultplätze

Wie in Compostela wurden Kirchen und Kapellen allesamt auf alten heidnischen Kultplätzen – Pilgerstätten und Orten der Kraft – gebaut, die der Verehrung der Göttin gedient hatten. Immer wurden heilige Stätten und Symbole der Göttinnen-Religion durch die christlichen Kleriker und Missionare usurpiert, christlich besetzt, mit einem Kreuz versehen oder unkenntlich gemacht; aus gutem Grund; es ist einfacher und bequemer, bekannte und beliebte, alte heilige Kultstätten zu usurpieren, sie christlich umzufunktionieren und zu nutzen, als neue Symbole für einen neuen Glauben und unbeliebte Vatergötter zu schaffen.
Ohne Zweifel gingen die obszön karikierten Darstellungen nackter Frauen auf die ursprünglich heiligen Darstellungen der nackten Göttin und die Verehrung ihrer heiligen Vulva zurück.

Vatergötter gegen die Verehrung der Göttinnen-Trinität des Matriarchats

Es fällt auf, dass dort wo die Göttinnen-Verehrung am längsten andauerte, am intensivsten und offensichtlichsten war, das Patriarchat am grausamsten dagegen vorging. Nicht nur in Europa wurde die Göttin durch das Christentum blutig bekämpft, vielerorts war es schlussendlich der Islam, der ihrer Verehrung den Todesstoß versetzte. Dort wurden patriarchale Unterdrückung, Verachtung der Frauen, Apartheid durch Geschlechtertrennung — alles ›im Namen Gottes‹ am radikalsten durchgesetzt. (s. D. Wolf ›Das Matriarchat in Arabien‹)

Die Vatergötter brachten der Welt kein Glück, sondern ständige Kriege, Hass und Unfreiheit.

Heute versetzt der blinde fundamentalistische, von jungen Männern verursachte Terror, der sich mit dem patriarchalen Glauben rechtfertigt, die Welt in Angst und Schrecken. Es ist die Fortsetzung dessen, was Christen davor mit renitenten Ungläubigen taten. Wir wissen es nur nicht, denn Bildung und Aufklärung wird von allen Männer-Religionen behindert, sogar verboten; der Grund, Wissen könnte den patriarchalen Glauben in Zweifel ziehen. Am leichtesten sollen Kinder unter sechs Jahren und ungebildete bereits einseitig religiös verbildete Menschen für den Glauben an einen männlichen Gott zu gewinnen sein. Nach dem Motto eines Liedes von Reinhard Mey: Der Politiker sagt zum Kirchenmann ›Halt du sie dumm, ich halt sie arm!

Sheila Na-Gigs sind keine harmlosen Darstellungen der Göttin sondern ihre Diskriminierung

Wer noch immer glaubt, bei den Sheilas handle es sich zwar um nicht sehr kunstvolle, jedoch harmlose Darstellungen der Göttin und um Reste der Vulva-Verehrung irrt. Warum sollte eine sexualfeindliche, patriarchale Männerreligion, welche die Frauen verachtet, auf dem Höhepunkt des extremen Frauenhasses im Mittelalter, als Millionen von Frauen auf den Scheiterhaufen brannten, weibliche Symbole als verehrungswürdige Figuren ausgerechnet an ihren Kirchen- und Klosterportalen anbringen? Die Absicht der kirchlichen Auftraggeber ist klar, Frauen gingen jedoch damit anders um als von den Klerikern gewünscht. Sie erkannten und verehrten selbst in diesen Karikaturen noch immer ihre alte Göttin und wahrten damit ihre Würde, die ihnen die Kirche absprach. Vergessen wir nicht: Kirchen sind patriarchale Sakralbauten. Diese Figuren hatten niemals in den Gotteshäusern ihren Platz, weil die verhassten ›unreinen‹ (menstruierenden und gebärenden!) Frauen, wo immer möglich, von den ›sauberen‹ Klerikern aus dem patriarchalen Männerheiligtum ausgesperrt waren. Im Christentum wurde der Phallus verehrt und seine Verehrung hielt sich minde­stens bis ins 14. Jahrhundert. Während die hässlichen Sheilas ausserhalb der Kirche angebracht wurden, haben archäologische Forschungen ergeben, dass sich in etwa 90 Prozent der englischen Kirchen, die vor 1348 erbaut worden waren, verborgene Steinphalli befanden! (s. Walker 1993, S. 866 – 869)

Es ist möglich, dass gläubige ChristInnen die Diffamierungen der Frauen durch die christlichen Kleriker nicht wahr haben wollen/können, die darum die wahre Absicht der Kirche bestreiten oder beschönigen, weil sie es zu ihrer eigenen Beruhigung brauchen, weil sie sich nicht empören können und Schande und Schuld der Christen leugnen, die Lügen nicht aufgedeckt haben wollen. Die Berichte und Legenden der Christenverfolgungen, die totgeschwiegenen Schandtaten der Christenmissionierung und die Verfolgung der heidnischen Religion der Göttinnenverehrung tragen dazu bei.

Lourdes: Die heimliche Usurpation der Pilgerorte der Göttin durch den patriarchalen Klerus

Einer der beliebtesten Wallfahrtsorte Europas ist Lourdes in Südfrankreich. Hier soll die Gottesmutter Maria der Bauerntochter Bernadette Soubirous mehrmals in einer Grotte erschienen sein und hier soll es besonders viele Heilungen gegeben haben. (Grotten und Höhlen waren schon vor mindestens zwanzigtausend Jahren Pilgerstätten der Verehrung der Göttin. s. ›Höhlenheiligtümer und die verschollene Religion der Göttin‹).

Es ist auffallend, dass gerade in Lourdes besonders viele der katholischen Priester, die zum Beten und Danken auffordern, Gebete an Gottvater und Jesus stark bevorzugen. Maria kommt auffallend selten vor; sie kommt an ihrem eigenen Wallfahrtsort höchstens auf den dritten Rang!

Grotte von Lourdes

Die Grotte von Massabielle in Lourdes, wo Bernadette Soubirous ihre Marienerscheinungen hatte. (Wikemedia Commons: Schwarzwäler)

 Wie die Kirche mit ihrem Erbe der Schande und Schuld umgeht:
›Maurentöter geht‹ / ›Judensau bleibt‹

»Aus der berühmten Kathedrale von Santiago de Compostela in Spanien soll eine Statue, die den Heiligen Jakobus bei der Enthauptung muslimischer Feinde zeigt, entfernt werden. Als Symbolfigur für die Reconquista, die 1492 in die Vertreibung der Araber aus Spanien mündete, wurde St. Jakob als Matamoros – ›Maurentöter‹ – zur Ikone für den Anspruch auf göttlichen Rückhalt beim Kampf gegen die Glaubensfeinde. Der Vorsitzende des Kulturkomitees der Kathedrale, Alejandro Barral, kommentierte die Entscheidung damit, dass das Bild eines Schwert schwingenden Maurentöters nicht geeignet sei, die Botschaft Christi zu illustrieren. Da die Figur zudem die Gefühle anderer ethnischer Gruppen verletze, solle sie in ein Museum verbracht und in der Kirche durch eine Statue ersetzt werden, die den Heiligen als Apostel oder Pilger darstellt, der Gottes Wort zur Iberischen Halbinsel gebracht hat.« (SJW, nach BBC News v. 3.5.2004)

Wie wäre denn eine Gedenktafel, welche an die Göttin Brigid erinnert, meine Herren?

›JUDENSAU BLEIBT‹

unter diesem Titel werden wir informiert, dass der christliche Klerus nicht nur gegen Frauen und Muslime, sondern auch gegen Juden verunglimpfende Skulpturen an Kirchenfassaden anbringen ließ: »Am Dom zu Regensburg prangt – wie auch an einigen anderen gotischen Kirchen hierzulande – eine steinerne Skulptur an der Fassade, die als sogenannte ›Judensau‹ in unaussprechlicher Weise Juden verunglimpft. Als kürzlich zwei Münchner Aktionskünstler wenigstens die Anbringung einer Tafel mit klärenden und distanzierenden Worten einforderten, ließ die bischöfliche Pressestelle Regensburg erklären, das Bistum habe die Steinplastik ›nicht zu verantworten‹, die Anbringung einer Tafel sei ›kontraproduktiv‹ und außerdem gehöre der Dom dem Staat.« (SJW,  Süddeutsche Zeitung v. 17.5.2004)

»Schon vor einiger Zeit hat der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick gefordert, Blasphemie wieder zu verbieten: »Wer die Seele der Gläubigen mit Spott und Hohn verletzt, der muss in die Schranken gewiesen und gegebenenfalls auch bestraft werden.« Das ist in meinen Augen ein starkes Stück von Heuchelei und Ignoranz. Der Erzbischof sollte sich zuerst in den eigenen Kirchen umsehen. Noch heute kann man sich darüber wundern, welche judenfeindlichen, Juden verpönende Bilder, Skulpturen und Reliefs in Kirchen zu sehen sind.
Das bekannteste davon ist die »Judensau« in vielen Domen, so in Regensburg, Bamberg und Köln und in etwa 30 anderen Kirchen allein in Deutschland. Sie sollte Juden verhöhnen, ausgrenzen und demütigen. Wir mussten solche Darstellungen jahrhundertelang erdulden – und wir haben sie ertragen bis in die heutige Zeit.« (Jüdische Allgemeine vom 22.01.2015 – von Rabbiner Joel Berger)

» ›Judensau‹ bezeichnet ein im Hochmittelalter entstandenes häufiges Bildmotiv der antijudaistischen christlichen Kunst. Es sollte Juden verhöhnen, ausgrenzen und demütigen, da das Schwein im Judentum als unrein (hebr. tame) gilt und mit einem religiösen Nahrungstabu belegt ist.
Spottbilder mit dem Judensaumotiv sind seit dem frühen 13. Jahrhundert belegt und auf Steinreliefs und Skulpturen an etwa 30 Kirchen und anderen Gebäuden vor allem in Deutschland bis heute zu sehen. Seit dem 15. Jahrhundert erscheint das Motiv auch als aggressive Typenkarikatur in Flugschriften und anderen Printmedien, seit dem 19. Jahrhundert auch als antisemitische Karikatur. Spätestens seit den 1830er Jahren sind ›Judensau‹ und Judenschwein, seit den 1880er Jahren auch ›Saujude als Schimpfworte in deutschsprachiger Literatur belegt. Die Nationalsozialisten griffen diese Schimpfworte auf und verwendeten sie als Hetzparolen zur Verleumdung, Demütigung und Bedrohung.
Mittelalterliche Skulpturen, Reliefs oder Bilder einer ›Judensau‹ stellen Menschen und Schweine in intimem Kontakt dar. Die menschlichen Figuren zeigen die typischen Kennzeichen der damals vielerorts verordneten Judentracht, etwa einen ›Judenhut‹ oder Gelben Ring. Meist saugen diese Figuren wie Ferkel an den Zitzen einer Sau. In anderen Varianten reiten sie verkehrt herum auf einem Schwein, das Gesicht dem Anus zugewandt, aus dem Urin spritzt, oder umarmen oder küssen Schweine. Bekannt sind in Europa 48 solche Darstellungen; in Mitteleuropa sind sie noch an etwa 30 Orten zu finden. Einige sind so stark verwittert, dass das Motiv unkenntlich wurde. Manche waren in keinen Quellen verzeichnet und wurden erst seit 2000 wiederentdeckt.« (Wikipedia ›Judensau‹)


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