›SATI‹ – Die Ermordung der matriarchalen Königinnen

Aus dem Inhalt:

  • Die matriarchale Welt unter der Führung matriarchaler Königinnen prosperierte
    und lebte in Frieden und Wohlstand
  • Die Eroberung Ägyptens durch die Indo-Europäer und die grausamen Morde
    an der indigenen Bevölkerung
  • Der Zusammenhang von Menschenopfern und Hierarchien
  • Die Ermordung der matriarchalen Königinnen
    beim Tod der Erobererkönige ›Sati‹ oder ›Suttee‹ genannt
  • Das Verharmlosen und Leugnen der Morde
  • ›Menschenopfer‹ in Nubien und im Sudan
  • ›Menschenopfer‹ in Alt-Europa
  • Sati-Morde in Mesopotamien
  • Die ermordeten Königinnen in den Königsgräbern von Ur
  • ›Menschenopfer‹ in China und Indien
  • ›Menschenopfer‹ sind indoeuropäischer Herkunft und zutiefst patriarchal!
  • ›Menschenopfer‹ in der Bibel und im Koran
  • Die Frauenmorde entlarven den Mythos,
    dass Männer ›seit jeher‹ an der Macht wa­ren

 

Schon das kollektive Leiden der ägyptischen Menschen unter den Pharaonen übersteigt jedes Vorstellungsvermögen, doch vollends überfordert die Vorstellung der Einzelschicksale von Frauen, Männern und Kindern. Kaum etwas ist davon überliefert (zum Teil nicht publiziert), doch die Gräuel, die diese Menschen erdulden mussten, sind nicht weniger erschütternd als die uns heute über die Medien aus aller Welt übermittelten Terror-Meldungen. Eines der düstersten Kapitel, das die Machtnahme des Patriarchats einleitet und bis heute begleitet, ist die Brutalität der sogenannten Eliten und den mit ihnen verbündeten Priesterkasten gegenüber Frauen.

Der Beginn des Patriarchats und des frühesten männlichen Königtums hatte katastrophale Folgen: Es brachte Neid, Missgunst, Habgier, Hass, Gewalt, Sklaverei, Rassismus, Frauenhass und ständige Kriege in die bis dahin friedliche Welt.

 Die matriarchale Welt unter der Führung matriarchaler Königinnen prosperierte und lebte in Frieden und Wohlstand

Die Vormachtstellung der Frau ist unverkennbar, obgleich sich nirgendwo Herrschaft, immer nur natürliche Dominanz ausdrückt. (Helmut Uhlig 1992, S. 51)

Zur Zeit der Eroberung Ägyptens und Mesopotamiens durch die Indo-Europäer hatten beide Länder bereits eine außerordentlich hochstehende und prosperierende Kultur. (s. ›Das matriarchale Königinnentum Ägyptens‹ und ›Das matriarchale Königinnentum Mesopotamiens‹)
Die reichen und kultivierten Länder unter matriarchaler Leitung weckten Neid und Begehrlichkeiten der noch völlig unziviliserten Nomaden, den Rinderzüchtern der eurasischen Steppen, Angehörigen indoeuropäischer Stämme. Ägypten war für sie besonders attraktiv, weil es Zugang zu den afrikanischen Goldminen hatte, das ihre Aufmerksamkeit und Gier weckte. So eroberten die Invasoren zuerst die oberägyptische Stadt Hierakonpolis am Handelsweg nach dem goldreichen Nubien und den Schätzen Innerafrikas und siedelten sich dort an. Sie gehörten zum indoeuropäisch Stamm der Horiter, deren Totemtier ein Falke, Hor/Har (griechisch Horus) war. Mit der Schaffung der Königsreligion wurde er vergöttlicht. Der blühenden, alten Handelsstadt Nekhen (Hierakonpolis) gaben sie den Namen ›Falkenstadt‹. Den Ausweis ihrer Herkunft behielten die Horiter (Hurriter / Churriter / Hurri) in ihren Königsnamen bei und nannten sich in der 1. Dynastie: Hor-Narmer, Hor-Aha, Hor-Djer/Zer/Zar, Hor-Den und Hor-Semerchet. (s. ›Indo-Europäer in Ägypten‹) Die iIndoeuropäischen Horiter hatten sich schon früh mit den Ari, den Ariern, die aus dem persischen Hochland stammen, verbündet. (s. ›Indo-Europäer und Arier – ein unheilvolles Bündnis‹) Die Bezeichnung ›Ari‹ kommt schon in den frühesten Königsnamen in Ägypten vor, wie etwa bei Ari-Hor in der sog. 0-Dynastie; bei Semer-Chet-Ari-Nebti, 1. Dynastie. Djo-ser/Zo-Sar/Zéser/Cäsar/Zar (4. Dynastie) heißt auch Net-Ari-khe. Sein Name enthält auch die akkadische Bezeichnung šàr (Zar) für einen Fürsten oder König (altiranisch ›sare‹ Herrschaft) usw. Die Arier-Bezeichnung finden wir später vermehrt in der 18. Dynastie des Neuen Reiches. Amenophis III. wird Nibmu-Ariya genannt; Nicholas Reeves entzifferte den Namen als eindeutige Bezeichnung für ›Arier‹ (s. ›Echnaton – Ägyptens falscher Prophet‹ 2002, S. 73). Echnaton selbst wird in den an ihn adressierten Briefen ebenfalls mit arischen Namen angeschrieben, mit Nibmu-Ariya, Nap-Hurria oder Nap-Haria.

Die Eroberung Ägyptens durch die Indo-Europäer und die grausamen Morde an der indigenen Bevölkerung

Am Ende der Nagada-II-Zeit (3500 – 3100) fand ein katastrophaler Umbruch statt.

Die Narmer-Palette gehört zu jenen Dokumenten, welche die siegreiche Eroberung durch eine Gruppe von indoeuropäisch/arischen Horitern und das Massaker an der ägyptischen Bevölkerung aufzeigen.

Narmer-PaletteNarmer-Palette (Ägyptisches Museum Kairo, nach Emery 1964. (s. ›Die Narmer-Palette: Das Dokument einer brutalen Unterwer­fung‹. Wolf ›Das matriarchale Königinnentum Ägyptens‹ und ›Die pharaonische Schreckensherrschaft‹).

Auf der Palette sehen wir zwei Szenen, welche die Erbarmungslosigkeit der Eroberer bezeugen: Die massakrierten, geköpften und kastrierten Reihen von ermordeten Männern und die Szene des Niederschlagens, bzw. des ›Erschlagen der Feinde‹. Die barbarische Szene bleibt während den 3000 Jahren der Pharaonenherrschaft steter Bestandteil der triumphierenden Propaganda. Die Brutalität geht über in das, was wir in verschiedenen Kulturen als religiös maskierte ›Menschenopfer‹ kennen. Carola Meier-Seethaler behauptet: »Von der Altsteinzeit bis zur Antike gehörte zur matrizentrischen Religiosität das blutige Tier- und Menschenopfer«. Doch; dafür bleibt sie uns den Nachweis schuldig. (›Die Chronik der Frauen‹ 1992, S. 62) Eine derart ungeheuerliche Behauptung muss bewiesen werden, sonst bleibt sie eine diffamierende Unterstellung, welche die Geschichte des Matrirachats verzerrt und diskriminiert. In den matriarchalen Kulturen findet man keine Beweise Menschenopfer, nicht einmal eine Andeutug, nichts. Menschenopfer sind Morde und sind erst in der brutalen patriarchalen Zeit nachgewiesen.

Sati sind keine religiös-motivierten Menschenopfer für die Götter,
sondern politische Morde

Der Zusammenhang von Menschenopfern und Hierarchien

Das Hervorheben der ›hohen Rangstellung des Fürsten‹ kommt mit den Eroberern. Es beginnt das hierarchische Klassendenken, wie in Ägypten, wo es uns erstmals auf der Narmer-Palette begegnet. Es mani­festiert sich durch die unterschiedlichen Größen der Figuren. Der Ägyptologe Hermann Ranke hebt in sei­ner Be­schreibung der Palette hervor, dass die überein­ander gereih­ten Bil­der »die darge­stellten Vorgänge übersichtlich ordnen; die Hervor­hebung der Haupt­perso­nen durch ih­re Größe, welche die hohen Beamten über die einfachen Leute des Volkes, den König selbst aber weit über seine Würdenträger emporragen lässt« (Ranke, Nachwort zu  James Henry Breasted ›Geschichte Ägyptens‹ 1954, S. 354).
Pierre Montet schreibt etwas blasiert: »Die ägyptische Kunst lässt zu allen Zeiten das Nebenein­ander eines hochgezüchte­ten und eines ge­wöhnlichen Typs erken­nen.« (Montet ›Das Alte Ägypten‹ 1975, S. 58) Die Diskriminierung der dunklen Bevölkerung als Folge des Rassismus und des indoeuropäischen Kastensystems wird  in den ägyptischen ›Weisheitslehren‹, in denen die Menschen nach Höhergestellten, Gleichrangigen und Niedrigeren einge­teilt werden, als ›göttlich‹ legiti­miert. Der evangelische Theologe und Ägyptologe Siegfried Morenz, der damals dem Nationalsozialismus nahe stand, findet daran nichts Anstößiges und begründet die menschenverachtende Ideologie damit, dass »der Schöpfergott nach sei­nem freien und unerforschlichen Willen die Ge­schöpfe qualitativ differenziert und die einen zu Niederen und die anderen zu Höhe­ren bildet« (ZÄS 1959, S. 79). Menschenverachtung und Rassismus haben sich mit den indoeuropäischen Eroberern über die ganze Welt ausgebreitet.

»Rituelle Menschenopfer spielten eine wichtige Rolle beim Aufbau hierarchischer Gesellschaften. Denn sie trugen entscheidend dazu bei, dass die [a-]sozialen Eliten ihre Macht über die unteren sozialen Schichten festigen und weiter ausbauen konnten… Dabei zeigte sich, dass die Kulturen mit den am stärksten ausgeprägten Hierarchien am ehesten Menschenopfer praktizierten.« (›Wie Menschenopfer halfen, hierarchische Gesellschaften aufzubauen. Die dunkle Seite der Religion‹, Nature 04.04.2016)

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena, der Universität Auckland und der Viktoria Universität Wellington untersuchten den Zusammenhang zwischen hierarchisch strukturierten Gesellschaften und der  – meist religiös als ›Menschenopfer‹ beschönigten Ermordung von Menschen.:

»Menschenopfer boten ein besonders effektives Mittel der sozialen Kontrolle, da sie eine übernatürliche Rechtfertigung für die Bestrafung lieferten. Herrscher, wie Priester und Häuptlinge, galten oft als Gesandte der Götter, und die rituelle Tötung eines Menschen war die ultimative Demonstration ihrer Macht.« (Russell Gray, Direktor der Abteilung Sprach- und Kulturevolution am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte und Co-Autor der Studie) »Religion wird traditionell als ein Schlüsselfaktor für Moral und Kooperation in Gesellschaften gesehen, aber unsere Studie zeigt, dass religiöse Rituale noch eine andere, dunkle Rolle bei der Entwicklung moderner Gesellschaften spielten«, sagt Joseph Watts von den Universität Auckland, Hauptautor der Studie.

»Die Methoden der rituellen Tötungen in diesen Kulturen waren vielfältig und teilweise extrem grausam. Anlass für die Tötung konnte zum Beispiel das Begräbnis eines Anführers, die Einweihung eines neuen Bootes oder Hauses oder die Bestrafung für die Verletzung von Traditionen oder Tabus sein. Die Opfer hatten typischerweise einen niedrigen sozialen Status, sie waren beispielsweise Sklaven, während die Initiatoren der Menschenopfer normalerweise zu den gesellschaftlichen Eliten gehörten, wie zum Beispiel Priester oder Häuptlinge.«

Die Untersuchung des Forschungsteams zeigen unglaubliche Parallelen zu der einige Tausend Jahre früher erfolgten Eroberung Ägyptens. Das Muster bleibt sich gleich.

Menschenopfer bei Hor-AhaAus der Zeit zu Beginn der 1. Dynastie Ägyptens (um 3000) fand man Darstellungen grausamer Tötungen einzelner Menschen. Sie fanden unter den horitischen Königen Hor-Aha und Hor-Djer/Zer statt und wurden in Abydos und Sakkara bildlich festgehalten. Die Ikonografien zeigen, wie gefesselten Gefangenen bei lebendigem Leib ein Dolch in die Brust gestoßen wird, während zwischen dem Täter und dem Opfer eine Schüssel zum Auffangen des Blutes steht (Wilkinson, ›Early Dynastic Egypt‹ 1999, S. 267, Abbildung auf einem Fragment des Hor-Aha bei Petrie 1901, III, 6 und auf einem Holztäfelchen des Djer/Zer aus Sakkara, nach Walter B. Emery ›Ägypten – Geschichte und Kultur der Frühzeit‹ 1964, S. 54)

»Die Machthaber benutzten Menschenopfer dazu… die Angehörigen der unteren sozialen Schichten zu entmutigen und ihnen Angst einzuflößen. Dadurch waren sie in der Lage, soziale Kontrolle aufzubauen und zu verstärken«, sagt Joseph Watts.

Die Eroberer wandelten das ehemals blühende matriarchale Ägypten in ein Schlachthaus

Nach extremen Unruhen und Krieg schlug Chasechemui, der letzte König der 2. Dynastie, das Land Unterägypten, das sich zur Wehr gesetzt hatte. Er brüstete sich mit 47’209 erschlagenen Rebellen, die er während seiner Feldzüge getötet hatte. Durch die – ohne Zweifel erzwungene! − Heirat mit der unterägyptischen Königin Ni-Maat-Hapi, die ihn durch Heirat zum König machte, wurde Chasechemuis Triumph besiegelt.

 Sockel der Statue des Chasechem. Bei den Opfern scheint es sich um Frauen zu handeln. (nach W.B. Emery ›Ägypten Geschichte und Kultur der Frühzeit‹ 1964, S. 110)

Die ersten beiden Dynastien werden von in­ne­ren Kämpfen und Unruhen erschüttert. Es erstaunt nicht, dass sich das Volk gegen die brutalen Invasoren zur Wehr setzte, doch wurden Revolten brutal nie­der­ge­schla­gen. Beim Ägyptologen Wolfgang Helck hört sich das so an:

»Als am Ende der 2. Dynastie die Menschen ihre in der Ord­nung veran­kerte Un­terwerfung und die Sklaverei als Ausbeutung empfinden, erhe­ben sie sich. Aber Chasechemui konn­te den Abfall Un­terägyptens in bluti­gen Massakern beenden.« (Helck LÄ, II, S. 1087)

Die patriarchalen Ägyptologen verherrlichen die unmenschlichen Schlächter; banalisieren, übersehen, verzerren und beschönigen die Grausamkeit ihrer Taten. Chasechemui wird als Friedensbringer gerühmt, der nach einer Periode politischer Unruhen »erneut die Basis für eine über 500 Jahre währende stabile Periode des Alten Reiches legte. Die Regierungszeit des Chasechemui ist daher für die Ägyptologie von besonderem Interesse«, meint der anonyme Autor im Wikipedia.
Der indoeuropäische Chasechemui (Hor-cha-sechemui, Khasekhemwy) gehört mit zu den brutalsten Herrschern der horitischen Eroberer. Aus seiner Zeit entdeckte die ›Hierakonpolis Expedition‹ zahlreiche Skelette bei denen bis zu 15 Axthiebe festgestellt werden konnten, mit denen der Kopf von der Wirbelsäule getrennt wurde (Renée Friedman, ›Nekhen News‹ 11, 1999, S. 3 und 6). In Adaïma weist ein Körper Zeichen einer durchgeschnittenen Kehle auf, der eine Enthauptung gefolgt ist (Toby A.H. Wilkinson ›Early Dynastic Egypt‹ 1999, S. 266).
In Chasechems Grab in Abydos fand man die dazu verwendeten Waffen, Äxte aus Bronze, über deren Verwendungszweck kaum ein Zweifel bestehen kann, es waren die ersten Hinrichtungsäxte.

Die Ermordung der matriarchalen Königinnen
beim Tod der Erobererkönige ›Sati‹ oder ›Suttee‹ genannt

Die Ermordung der Frauen beim Tod ihrer Beherrscher, ›Suttee‹ oder ›Sati‹ genannt, wurde durch archäologische Funde aus vielen Ländern bekannt, und zwar immer in der Folge von den durch indoeuropäische Horden gewaltsam eroberten und unterworfenen matriarchalen Gesellschaften. Die Archäologin Marija Gimbutas schreibt in ihrer Arbeit zur Erforschung der Indo-Europäer: »Die erste Kurgan-Welle in das östliche Mitteleuropa um etwa 4400 bis 4300 und ihre Auswirkungen«, dass die frühesten Zeugnisse von Witwentötung beim Aufkommen prominenter Kriegerbestattungen festgestellt wurden, bei dem »der Brauch, die Gattin oder Lebensgefährtin des Verstorbenen zu töten und ihm in das Grab beizugeben, praktiziert wurde.« Witwentötung wurde durch Grabfunde derselben Periode in mehreren Gegenden belegt. (Gimbutas ›Das Ende Alteuropas – Der Einfall von Steppennomaden aus Südrussland und die Indogermanisierung Mitteleuropas‹ 2000, S. 35, Hvhb. DW)

»Grundriss des Kurgans Suvorovo (Nordost Bulgarien), zu dem das Doppelgrab eines Mannes und einer (vermutlich durch Witwentötung gestorbenen) Frau und zwei weitere zur selben Zeit angelegte Gräber gehören. Durchmesser des Kurganhügels 13 Meter.« (Gimbutas 1996, S. 362)

Marija Gimbutas sieht in der Ermordung der Frauen ein Charakteristikum der patriarchalen Krieger-Priester, welche die Ackerbaukulturen in der Donau-Region unterworfen hatten. Sie schreibt über die grausigen Entdeckungen in indoeuropäischen Häuptlingsgräbern der Kurgan-Kultur aus dem 5. Jahrtausend, dass üblicherweise neben dem Skelett eines außergewöhnlich großen, grobknochigen Mannes die Gebeine geopferter Frauen gefunden wurden, eine Praxis, die offensichtlich von den indoeuropäischen Kurgan-Völkern nach Europa gebracht wurde und sich erstmals westlich des Schwarzen Meeres im Donautal nachweisen ließ. »Dass es sich um Todesfälle gehandelt haben kann, die zufällig zur gleichen Zeit eintraten, wird durch die Häufigkeit derartiger Mehrfachbestattungen ausgeschlossen. Dieselben brutalen Praktiken sind ein gemeinsames Charakteristikum aller drei Invasionswellen in Europa.« (Marija Gimbutas ›First wave of Eurasien Steppe Pastoralists‹) Die Sati-Morde, eine Machtdemonstration der Herrscher über Leben und Tod der Monarchinnen und ihrer Töchter, den Thronerbinnen, haben den Zweck, die bis dahin respektierte Suprematie der Stammesköniginnen zu vernichten, die matriarchale Leitung und Führung des Landes zu zerstören, die weibliche Erbfolge durch die männliche zu ersetzen und ein totalitäres, männliches Königtum zu errichten. Das gleiche geschah nach den Eroberungen der Indo-Europäer im frühdynastischen Mesopotamien und Ägypten; im frühdynastischen sumerischen Ur, im frühdynastischen Kerma im Sudan und im frühdynastischen chinesischen Shang.
Durch die Gefangennahme, Vergewaltigung und erzwungene ›Heirat‹ des Eroberer-Häuptlings mit der Priesterkönigin der indigenen Bevölkerung konnte der Anführer der Eroberer König werden. Jeder Mann konnte durch Heirat mit der Königin König werden, egal welcher Herkunft und welchen Standes er war. Um König zu werden mussten die Söhne der Könige ihre königlichen Schwestern heiraten; sie waren die Thronerbinnen!

Flinders Petrie bezweifelte, »dass ein König regie­ren konnte, außer als Gemahl der Erbin des Königreiches. Das Recht wurde in der weibli­chen Linie wei­terge­geben, wie auch an­deres Besitztum«. (Petrie ›A History of Egypt‹ 1896/1991, II, S. 183)

Der Archäologe Guy Brunton weist darauf hin, dass in Oberägypten (Mostagedda und Matmar) in der Badari-Zeit (ca. 5500 – 4000) keine Mehrfachbestattungen festgestellt werden konnten, und solche noch in der prädynastischen Zeit extrem selten waren (›Matmar‹ 1948, S. 9 und 17). Doch dann kam alles anders: Nach der Invasion und zu Beginn der dynastischen Zeit wurden die matriarchalen Königinnen und mit ihnen – ihre Kinder, ihre Angehörigen, ihre Getreuen, vermutlich alle gebildeten Frauen und Männer, Intellektuelle, KünstlerInnen, Kulturschaffende, Heilerinnen, MedizinerInnen, ChirurgInnen, LehrerInnen, Hebammen, Schriftgelehrte, SchreiberInnen und die Angehörigen der zentralen Landesverwaltung des Tempelkomplexes – beim Tod des jeweiligen Königs ermordet. Sie wurden vergiftet, enthauptet, stranguliert, die Kehle durchgeschnitten, in den Selbstmord getrieben oder lebendig begraben. Man fand ihre Skelette – hundertfach – in den sogenannten Nebengräbern der Könige der 1. Dynastie Ägyptens in Abydos und Sakkara. Adolf Erman glaubt,

»wenn es in den Pyramidentexten von dem verstorbenen König heißt, er werde die Frauen ihren Gatten nach Belieben fortnehmen, oder wenn die Bestattung der Frauen in den Königsgräbern der ersten Dynastie uns an eine Zeit erinnert, in der die Frau dem Manne in den Tod folgen musste, so sind das einige Reste von rohen Sitten, die in der geschichtlichen Zeit in Ägypten längst überwunden sind«.

Erman fügt in einer Fusszeile jedoch etwas unsicher an: »Oder sollten wir doch anzunehmen haben, dass die Königsfrauen der 1. Dynastie die ebenso wie Hunde und Zwerge [oder Kinder!] neben dem Herrscher bestattet liegen, bei seiner Bestattung ihm in den Tod gefolgt sind ?« (Erman ›Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum‹ Hildesheim 1984 (1923), S. 179)

Die ›rohen Sitten‹ sind in der geschichtlichen Zeit nicht überwunden, wie Erman glaubt, sie sind da erst entstanden, die gab es davor nicht!

In der 1. Dynastie wurden an die Tausend Sati-Morde offen gelegt

Grabanlagen-Abydos

Die Grabanlagen von Abydos zeigen eindrücklich die zahlreichen Nebengräber, die die Gräber der Könige umgeben.
In ihnen wurden die ermordeten Angehörigen und der Hofstaat der Königinnen begraben.

 

Neith-Hotep

 Grundriss des Grabes der Königin Neith-Hotep in Nagada mit Nebengräbern der Ermordeten
(nach Emery ›Ägypten – Geschichte und Kultur der Frühzeit‹ 1964, S. 43, Abb. 7)

Tatsächlich wurden die Könige der 1. Dynastie in den Grabanlagen der Verstorbenen und die in den Nebengräbern Bestatteten zur gleichen Zeit wie der Grabinhaber beerdigt. Dies beweisen einige Beispiele in Abydos, wo der Über­bau sowohl über dem Hauptgrab als auch über den Ne­bengräbern an­ge­bracht wurde. »Diese DienerInnen mö­gen Gift genommen haben oder sich ein­fach erlaubt haben, gleich­zeitig mit ih­rem Herrn le­bendig be­gra­ben zu werden«, beschönigt Rosalie David (›The ancient Egyptians‹ 1982, S. 34 f.) Andere nennen die Morde ›Gefolgschaftsbestattungen‹. Unzählige Menschen fielen dem Machtrausch und der damit verbundenen Gewalt der neuen Herren zum Opfer. Abydos Grabstele»Der Höhe­punkt wurde mit der Regierung von Hor-Djer [des Zaren] in der 1. Dynastie erreicht. Sein Grab­komplex in Abydos weist mehr als 500 Nebengräber auf.« (David ibd. 1982, S. 35) Andere schreiben von 371 Nebengräbern.

Links: »Die kleinen Steintafeln auf den Nebengräbern zeigen, dass jene, die dazu auserkoren waren, mit dem Pharao begraben zu werden, großes Ansehen genossen« schreibt Joyce Tyldesley. 
Manche der Grabstelen »sind unlesbar, 76 davon tragen jedoch weibliche Beinahmen, sie wurden also für die Bestattung von Frauen gefertigt. Die Skelettfunde zeigen, dass die meisten dieser Frauen sehr jung waren, doch man fand nicht heraus, wie sie starben. Der Status dieser Frauen ist unklar. Ein Vergleich mit den eindrucksvollen Grabstätten von Neith-Hotep und Her-Neith lässt annehmen, dass es sich nicht um Mitglieder der königlichen Familie handelt. Dennoch hielt man die Frauen für wichtig genug, um sie neben dem Pharao zu begraben. Dies war eine große Ehre, da sie dadurch auch das göttliche Leben nach dem Tod des Pharao mit diesem teilen konnten.« (Joyce Tyldesley ›Die Königinnen des Alten Ägypten – von den frühen Dynastien bis zum Tod Kleopatras‹ 2006, S. 31) Ein kaum zu überbietender Zynismus oder von Ignoranz. Diese Frauen gehörten sehr wohl zur königlichen Familie der Königin. Es waren wohl Angehörige der Prinzessinnen und des Hofstaates, gebildete Frauen, die aus dem Weg geräumt wurden, um das Matriarchat zu vernichten. Tyldesley weiss offenbar nicht, dass während der ganzen dynastischen Zeit  Frauen die Inhaberinnen des Thrones waren. »Amenemhet I., Thutmosis I., Eje, Haremhab, Ramses I., Smendes, Psammetich I. legitimieren sich oft durch Heirat mit einer Prinzessin«, schreibt Hellmut Brunner und vertuscht damit, dass die Thronfolge immer durch die Heirat mit der Thronfolgerin legitimiert werden musste! Dies gilt zum Beispiel auch für Ramses II, ›der Grosse‹ genannt. Er war nicht adeliger Herkunft, Nefertari, die Königin legitimierte ihn. Er sicherte seine Macht durch Heirat mit der Throninhaberin. Der königliche Thron wurde in Ägypten von Anfang bis Ende in der weiblichen Linie weitergegeben. Die matrilineare Erbfolge galt bis Kleopatra, der letzten Königin – und Isis war und blieb die Throngöttin Ägyptens. Das matrilineare System verlieh den Frauen Macht über Eigentum und das Erbrecht und es dauerte bis in die römische und griechische Zeit und bis zum Ende des dynastischen Königtums. Diodorus Siculus betonte, nicht ohne Grund, dass der Königin mehr Macht und Ehre zukommen sollte als dem König. (Eva L.R. Meyerowitz ›The divine kingship in Ghana an Ancient Egypt‹ 1960, S. 52)

Grab des Hor-Den in Abydos

»Nebengräber um das Grab von Den in Abydos… diese waren für Handwerker, nicht für Höflinge bestimmt…
Es gibt keine Anzeichen von Massenmord oder -selbstmord«, behauptet Joyce Tyldesley. (Abbildungen nach Tyldesley S. 31)

Werner Kaiser stellte im Kultbezirk des Königs Hor-Den (Udimu) in Sakkara‹ über 170 bzw. 230 Menschen fest, die offensichtlich eines nicht natürlichen Todes gestorben sind und verweist darauf, dass dies auch in Abydos geschehen ist (›Ein Kultbezirk des Königs Den in Sakkara‹ MDAIK 46, 1985, S. 52). Hor-Dens Grab umgeben »ungefähr 136 Sklavengräber«, schreibt Emery. Emery ist sich nicht bewusst, dass ganz Ägypten von den Eroberern versklavt wurde. »Sie enthielten neben Männer- und Frauenleichen eine große Anzahl roh gemeißelter Grab-Stelen. Krugsiegel Den-Udimus wurden im Grab der angeblichen Gemahlin des Zaren Hor-Djer Her-Neith, gefunden, zweifellos wurde sie während seiner Regierungszeit bestattet.« (Emery ›Ägypten – Geschichte und Kultur der Frühzeit‹ 1964, S. 90, Abb. 37, S. 86) Schon der Name ›Hor-Den-Udimu‹ verheisst nichts Gutes, er ist der, ›der angreift‹ und ›schlägt.‹

Unbenannt Holztäfelchen des Hor-Den-Udimu aus der Zeit der ›Einigung‹ mit Unterägypten (nach Emery ibd. 1964, Abb. 37)

Im Gegensatz zum thronenden, mit der Geißel der indoeuropäischen Pferdezüchter gewappneten Königs, sitzt die Königin in gebeugter Haltung auf dem Boden, bewacht von einem bedrohlich bewaffneten Wächter. Auffallend ist, dass die Königin, die in Gizeh begraben wurde, ein größeres Grab hatte als ihr Gatte, welches ebenfalls Nebengräber geopferter Personen enthielt (Ian Shaw, ›The Oxford History of Ancient Egypt‹). Aber keinem der Gelehrten fällt dies auf und so fragt auch niemand nach den Gründen.

Die Morde, eine Machtdemonstration der Eroberer, bezeugen den martialischen Übergang vom Matriarchat ins Patriarchat.

Die Absicht der Eroberer ist eindeutig, es geht bei der Witwentötung der 1. Dynastie um die Durchsetzung der patriarchalen Machtnahme der weißen Eroberer und die Eliminierung der matriarchalen Dominanz. Die bis dahin re­spektierte Autorität der Clanmütter, die Su­prematie der Stammeskönigin­nen und die weibliche Erbfolge sollten vernichtet werden, um ein durch und durch patriarchales System und ein totalitäres männli­ches Königtum zu errichten. Doch die weibliche Erb- und Thronfolge blieb bis zur letzten Königin, Kleopatra, erhalten.

Die Vernichtung der weiblichen Elite der indigenen matriarchalen Bevölkerung war Mord, ein abscheuliches Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wurde während der ganzen 1. Dynastie, während ca. 160-175 langen Jahren durchgeführt.

Gegen Ende der 1. Dynastie wurden die Nebenbestattungen weniger und aus der 2. Dynastie ließen sich nur noch zwei Könige in Abydos begraben. Einer davon war Chasechemui, der König, der durch seine Brutalität besonders aufgefallen ist. Das Morden der Frauen hörte danach auf; die Königinnen und ihre Töchter, die Priesterinnen und die weisen Frauen, die Angehörigen der lokalen Königtümer der indigenen Bevölkerung waren offensichtlich ausgerottet, zum Schweigen gebracht oder in die Flucht getrieben worden. Der Archäologe Peter Munro glaubt, das Ende der Massenexekutionen sei die Folge eines ›Vergeistigungsprozesses‹. (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9248184.html)
Wolfgang Helck schreibt, in der frühgeschichtlichen Zeit sei beim Tod des alten Königs allein die Mutter des neuen Königs am Leben geblieben, während die Königinnen und die Frauen seines Harems mitbegraben wurden (Helck ›Betrachtungen zur Großen Göttin und den ihr verbundenen Gottheiten‹ 1971, S. 165). Es war die Königin, nicht die Mutter des neuen Königs, die am Leben blieb, weil sie unverzichtbar war. Erst durch die Heirat mit ihr, wurde der Mann zum König und blieb es vorerst nur, solange sie am Leben blieb. (s. ›Mut-Nesut‹ oder die Abwertung der Königinnen‹)
Die psychischen Folgen des Massakers an den Königinnen und ihrem Gefolge kann man sich unschwer vorstellen: Die bewusst eingesetzte Kriegsstrategie gegen die Frauen terrorisierte und traumatisierte das Volk, es wurde eingeschüchtert, abgeschreckt, demo­ralisiert und seiner Hoffnung beraubt, die Königinnen könnten nach dem Tod des Königs die Führung im Land wieder übernehmen und das alte Mutterrecht und die Verehrung der Großen Göttin fortsetzen. Diese Hoffnung war damit zunichte gemacht.

Das Verharmlosen und Leugnen der Morde

Wie abwehrend mit der Frage des ›Menschenopfers‹ umgegangen wird, zeigt sich auch im ›Lexikon der Ägyptologie‹. Das unrühmliche Thema wird nur kurz gestreift, wobei der Au­tor vor al­lem versucht, die Tatsache überhaupt an­zu­zweifeln, als »symbolisch« darzustellen oder auf »fremden Einfluss« zu­rückzu­führen (Griffiths LÄ, IV, S. 64 f.); womit er allerdings richtig liegt, Menschenopfer waren im ägyptisch-afrikanischen Umfeld unbekannt.
Die oft betonte Beschönigung, die indigenen ÄgypterInnen hätten sich »freiwillig« ge­op­fert, verharmlost die Grausamkeit der Massaker durch universitäre WissenschaftlerInnen. Die Menschen wur­den zweifellos in den Tod getrieben; ob durch Mord oder durch pseudoreligiös verbrämten oder psychischen Ter­ror; kein norma­ler Mensch ›er­laubt sich‹, ermordet, lebendig begra­ben zu werden oder freiwillig Gift zu nehmen.

Grabstelen der ermordeten Frauen

Eine Art, die Betroffenheit abzuwehren, ist die Behauptung, dass es sich bei den Opfern nur um die Be­stattung von Dienern gehandelt habe, die ihrem Herrn ins Grab folg­ten (Altenmüller LÄ, I, S. 745), oder dass Die­nerinnen und ›andere Kreatu­ren‹ den Herrn ins Jen­seits ›begleiteten‹ (Alan Gardiner ›Egypt of the Pharaohs‹1961, S. 409)! Jedoch schreibt Emery über diese ›anderen Kreaturen‹: »Die meisten dieser geop­ferten Personen wa­ren Frauen und viele hat­ten grobe Grabsteine, die de­ren Namen festhielten.« (Emery 1964, S. 57, Abb. 25)
Es ist kaum anzunehmen, dass Dienerinnen Grabsteine mit ihrem Namen erhielten, diese Frauen waren Königinnen, Prinzessinnen, Thronerbinnen oder Angehörige der Elite von weisen Frauen und Männern der matriarchalen Hochkultur. D. Wengrow behauptet, dass es sich bei den in Nebengräbern in Abydos und Sakkara bestatteten Menschen hauptsächlich um junge Männer gehandelt habe. (›The Archaeology of Early Egypt‹, 2006, S. 246 f.) Eine Geschichtsklitterung; wahrscheinlich weil die Tötung von Frauen kritischer beurteilt wird.

Den absoluten Höhepunkt von Geschichtsklitterung erreicht der Archäologe Michael A. Hoffman 1979. Er  interpretiert und schönt Sati auf ungeheuerliche Weise, er schreibt: »The fact that sati acquires a brief period of popularity under the first two dynasties (ca. 3100–2700 B-C.), is best explained by the social and political innovations that accompanied the emergence of the state. In Egypt, the god king sponsored a number of experiments at this time in writing, religion, art and architecture, all calculated to legitimize and augment his political power as head of a newly unified state – the first of its kind. Most of the experiments were phenomenally successful. In the case of death monuments and the cult of the dead king, the monarchy developed a theme that dominated Egyptian world view for the next two or three millennia. Yet some experiments did not work so well! Human sacrifice never attained the scale reached in Shang China, early dynastic Ur, or Napatan Kerma, where early kings also experimented with the limits of power, and the custom of sati passed quickly from practice with the end of Egypt’s period of experimentation about 2700 B.C. It was a symbol of the transitionary process from prehistory to history, from small-scale chiefdom to a unified, totalitarian state. It was an aberration of power at a time when power was becoming the game everyone played. As such, it quickly fell into disuse once the rules of the game were firmly established after the passing of Khasehemui and the Second Dynasty.« (Hoffman Egypt before the Pharaohs: the Prehistoric Foundations of Egyptian Civilization 1979, p. 279) Hatte Hoffman als er dies schrieb  Drogen genommen, war er besoffen oder im Delirium? Hatte die Ägyptologie und der Blick auf die faschistische Geschichte der Pharaonenen sein Gehirn vergiftet, seine Denkfähigkeit zerstört? Oder war er bereits krank? (Geboren 1944, verstarb er nur 46 jährig 1990 an Krebs).

Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Errichtung des männlichen Königtums zu Beginn des 3. Jahrtausends und der Ermordung der Frauen des Ho­fes beim Tod des Königs. Doch dieser wichtigen Tatsache weichen die Ägyptologen aus. Dieter Arnold und Eric Hornung stellen die Königsgrä­ber von Abydos und Sakkara im ›Lexikon der Ägyptologie‹ vor, erwähnen aber die ermor­deten Frau­en mit keinem Wort, sie schreiben: »So scheint es, dass der engere Hofstaat des Königs (zu dem auch Hunde und Zwerge gehö­ren) teils in Abydos, teils in Sakkara be­stattet wird, wäh­rend beson­ders bevor­zugte Ange­hörige des Kö­nigshauses einen Grabbau von königlichen Ausmaßen in Sakkara erhalten.« (LÄ, III, S. 497) Eben­so geschickt umgeht Jan Ass­mann das Verbrechen. In seinem hi­storischen Überblick über To­tenkult und Totenglauben lesen wir: »Die ersten beiden Dynastien sind die Blü­tezeit jener Praktiken und Vor­stellungen, die auf der Auffas­sung nach­todli­cher Exi­stenz als eines ›Wohnens im Grabe‹ basieren. Die Großgräber dieser Zeit dienen in vorderster Linie der Aufgabe, die To­ten – Könige und höchste Beamte – zu be­herbergen, und zwar zusammen nicht nur mit einer un­geheuren Fülle an Vorräten, Nah­rung, Mobiliar, Waffen und Gerät – sondern auch zusammen mit der Diener­schaft.« (LÄ, VI, S. 663) Der Theologe Assmann übersieht geflissentlich, dass diese ›Blütezeit‹ unzähligen Menschen, vor allem Frauen und ihren Angehörigen, einen grausamen Tod bereitete!
Alan Gardiner bedauert zutiefst, dass wir mehr Kenntnisse über die Opfer besitzen, »die doch bestenfalls Untergebene waren«, und findet es »umso schmerzlicher, dass wir über die, deren Verherrlichung ihr Leben geweiht war, nichts Genaues wissen« (Gardiner ›Geschichte des Alten Ägypten‹ 1965, S. 456 Hvhb. DW)! Angesichts der Tatsache, dass Frauen die Inha­berinnen der Königs­würde waren und der Thron in der weiblichen Li­nie vererbt wurde, dürfte es sich bei den ermordeten Frauen ledig­lich im patriarchalen Denken um ›Untergebene‹ gehan­delt haben.
Auffal­lend ist, dass sich die Autoren bei der Be­schreibung der Op­fer gerne der männlichen Form bedienen und die ermordeten Frauen des Hofes – wenn überhaupt – nur am Rande er­wähnen, in ei­nem Atem­zug mit Hunden, Waffen, Vorräten, Zwergen, Funktionä­ren und Dienern. Mit dieser entmenschlichenden Taktik lenken sie von den vielen Frauenmorden ab und beschönigen die Untaten der brutalen Herr­sc­her. »Zwerge und Hunde, die uns hier auf gleicher Stufe wie die Diener und Dienerinnen des Königs begegnen«, seien dagegen »auch später noch sehr geschätzt und geachtet« worden, schreibt etwa Erik Hornung (1985 ›Tal der Könige‹ 1985, S. 49). Wie freundlich.
Aufschlussreich ist auch, was uns Michael A. Hoffman berichtet: Die Nebengräber in Abydos hätten nach An­sicht des Ar­chäo­logen George Andrew Reisner nicht Ange­hörigen des »großen Hofadels«, sondern eher »niederen Funktionä­ren« gehört, wie Offi­zieren, An­ge­hörigen des Harems (!), Dienern, Leibwächtern, Haus­vorstehern und Dienstpersonal. Und seiner Meinung nach seien die Sati-Morde nur wäh­rend einer ›kurzen Peri­ode‹ – die aber immerhin  400 Jahre dauerte, verübt worden. Erklärt werde dies am besten durch

›soziale und po­liti­sche Neuerun­gen‹, die die ›kritische Notlage‹ des Staates be­glei­teten, als ›Expe­rimente der Gott­kö­nige‹, um ihre politische Macht ›zu le­gitimieren‹. Er will die Frauen­morde ledig­lich als ein ›Symbol‹ des Übergangs­prozesses von der Urgeschichte in die Geschichte sehen (Hoffman ›Egypt before the Pharaos‹ 1979, S. 278 f).

Die Königinnen, deren Mütter und Töchter, die gelehrten Frauen, Kinder und DienerInnen bezahlten aber die ›Expe­rimente der Gott­kö­nige‹ nicht symbolisch, son­dern real mit ihrem Leben.

Eine naive Rückprojektion aus unserer Zeit macht E. A. Wallis Budge. Er sieht den Grund der Frauen­morde darin, ›die primitiven Ägypter‹ seien überzeugt gewesen, je­der Mann, lebendig oder tot, sollte eine Frau und Konkubinen besitzen. Deshalb seien beim Tod eines rei­chen oder wichtigen Mannes mehrere Frauen getötet worden, damit ihr Geist ihn in die andere Welt be­gleite, um dort seine Wünsche zu befriedi­gen, so wie ihre Körper ihm zu Lebzeiten zur Verfügung ge­standen hatten‹ (Budge ›The Dwellers on the Nile‹ 1977, S. 25, Hvhg. DW)! Doch Budges Vermutung ist nicht nur durch seine patriarchale Sicht eingeschränkt, sondern obendrein noch falsch. Die ursprünglichen Ägypter, die ›primitiv‹ genannt werden, kannten keinen Frauenmord beim Tod des ›Gat­ten‹; dieser ›Brauch‹ wurde von den Eroberern mitgebracht und aus­schließ­lich von ihnen praktiziert.

Wie gesagt, man nennt diese Morde gerne ›Menschenopfer‹, womit ein religiöser Hintergrund angedeutet und die brutalen Verbrechen als sakraler Brauch vertuscht werden sollen. Wie einzelne WissenschaftlerInnen mit den Sati-Morden umgehen, ist aufschlussreich:
Toby Wilkinson beispielsweise schreibt von einer »begrenzten Menge von Anhaltspunkten«, die in der prädynastischen, d. h. der Umbruchszeit, und zu Beginn der frühesten dynastischen Periode auf die Praxis von Menschenopfern – im kultischen Rahmen – hinweisen. Wilkinson glaubt, dass in Verbindung mit anderen unüblichen Aspekten der frühdynastischen Religion, das Menschenopfer zu einem alten afrikanischen Substrat der ägyptischen Kultur gehört haben könnte (Wilkinson ibd. 1999, S. 265 f.). Die verleugnenden Aussagen der Wissenschaftler haben unübersehbar eine faschistisch-rassistisch-religiöse Konnotation. Das Umbringen von Menschen und die Verbrämung der Morde als ›Opfer für die Götter‹ hat bei den Indo-Europäern Tradition; nicht aber in Afrika. Bei Wilkinson lesen wir, später seien auch Kriminelle oder gefangene Feinde ›zeremoniell‹ hingerichtet worden. Er versteigt sich sogar in die Annahme, es gehe dabei offensichtlich um die Anrufung übernatürlicher Kräfte, die den Kräften des Chaos entgegenwirken (Wilkinson ibd. 1999, S. 266). Wilkinson greift bei seiner Beschreibung der brutalen Tötung gern zum stets bewährten Mittel des religiösen Deckmäntelchens. Auch Emery glaubt, es gehe allem Anschein nach um eine bedeutsame religiöse Feierlichkeit, bei der Menschenopfer dargebracht wurden (Emery ibd. 1964, S. 54). Die Ermordung von Menschen wird religiös verbrämt und damit legitimiert. Die Herrscher tragen keine Verantwortung für die Verbrechen, schuld sind immer die Götter, ›Gott will es so‹.

›Religion ist das Herrschaftsinstrument im Dienst der Politik‹ (Machiavelli)

Der Histo­ri­ker Ma­netho berichtet, dass man im oberägypti­schen Ei­leithyaspolis (Elkab) zu ei­ner ge­wissen Jahreszeit Menschen lebendig verbrannte, die man typhonisch, teuflisch nannte. Das Verbrennen typhoni­scher Menschen geht ebenfalls auf die Zeit des Ein­drin­gens der Horus-Verehrer in Hierakonpolis und die ersten Dynastien zurück. Obwohl man gerne behaup­tet, über die Frühzeit hinaus habe sich die barbarische Sitte schwerlich be­haup­tet, fehlt es dafür an Hinweisen in späterer Zeit nicht. So wur­den noch im Neuen Reich nach dem Zeugnis eines Privatgrabes bei der nach altem königli­chen Ri­tual voll­zogenen Beisetzung Nubier mit Stricken er­würgt. Als Rechtfertigung für das Hin­schlachten von Menschen galt die ih­nen zugeschriebene Verkörpe­rung ›feindlicher Mächte‹. Auf den Wänden der späten Tempel von Edfu, Dendera und Philae sind etli­che Menschenmorde dargestellt. »In Edfu haben sich sogar die Re­ste eines Al­tares gefun­den, der nach sei­nem Bildschmuck für die Menschenopfer be­stimmt war.« (Bonnet ›Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte‹ 1971, S. 452–55) »Aber die Tötung kleidet sich doch in die Form ei­nes Opfers, und damit folgte man gewiss altem Brauch«, versucht Bonnet zu beschwichtigen.
Der erzkonservative Peter Kaplony schreibt ohne weitere Begründung: »Die Annahme, die Hofleu­te seien beim Tod des Königs umgebracht worden (einschließlich der zwei Königin­nen), ist unwahr­scheinlich.« (Kaplony LÄ, I, S. 1110) Punkt. Oder Erik Hornung schreibt, man habe angenommen, »dass diese Männer, Frauen, Zwerge und Hunde beim Begräbnis des Königs gewaltsam umgebracht wurden, um ihn in die Regionen des Jenseits zu begleiten. Da dieser Brauch im frühen Mesopotamien bezeugt ist, liegt eine solche Annahme durchaus nahe, obwohl sie sich nicht beweisen lässt und wir nach der 1. Dynastie nicht die geringsten Hinweise mehr auf solche Menschenopfer beim Königsbegräbnis finden (Hornung ›Tal der Könige‹ 1985, S. 49, Hvhg. DW). Solche Aussagen sind einfach nur beschämend und eines Wissenschaftlers nicht würdig.

Menschenopfer in Nubien und im Sudan

Die Herrscher ›exportierten‹ das Morden in den Sudan. John A. Wilson berichtet aus der Zeit des Mittleren Reiches von der Grabstätte eines hohen ägyptischen Militärs im sudanesischen Kerma in der zwei bis dreihundert Männer, Frauen und Kinder, betäubt oder erwürgt, mitbegraben wurden. Wilson schreibt dazu: »Auch im Mittleren Reich waren die Ägypter bei der Überzeugung geblieben, dass Fremde eher Tiere als Menschen seien, und das neu erwachte Interesse an persönlichen Rechten ließen sie, wenn sie neues Gebiet eroberten, gut verwahrt zu Hause. Massenschlachtung von Bedienten bei der Beisetzung der Herrschaft hatte es im Lande selbst seit der ersten Dynastie nicht mehr gegeben. In Kerma diente das möglicherweise an lokale Menschenopferbräuche anknüpfende Massenopfer beim fürstlichen Begräbnis des königlichen Militärgouverneurs dem Zweck, unter den Einheimischen furchtsamen Respekt [wohl eher Furcht und Entsetzen!] vor dem göttlichen Pharaonenstaat zu verbreiten.« (›Ägypten‹ Propyläen Weltgeschichte 1961, S. 408 f., Hvhb. DW)
G. A. Reisner leitete 1907 die erste archäologische Kampagne zur Rettung Nubiens vor dem Bau des ersten Assuan-Staudammes. Er legte die Gräber der Ermordeten im nubischen Kerma frei und betont, kein geistig Normaler könne sich der Überzeugung entziehen, dass diese Überreste von Personen seien, die tat­sächlich lebend be­graben worden sind (zit. von M.A. Hoffman 1979, S. 278). Reisner entsetzt sich über die unbeschreibliche Grausamkeit der ägyptischen Eroberer gegenüber den unterworfenen Nubiern, die von kaltblütiger Barbarei zeuge, zu der auch die Strangulierung oder lebendige Beisetzung Hunderter ihrer Ehefrauen und Diener gehörte (ZÄS 1914, S. 49).
Von unglaublichem Zynismus zeugt auch die rassistische Ansicht von Jo­seph Campbell, der die Frauenop­fer als einen ›altehrwürdigen Brauch des Men­schenopfers‹ bezeichnet. Er er­klärte, nachdem er George Reisners Beschreibung der ermordeten Frauen von Kerma gelesen hatte, dass

trotz der Anzeichen von Lei­den, ja sogar Panik, im Au­genblick des Er­stickens der seeli­sche Zustand die­ser Menschen nicht nach unserem Maßstab gemessen werden sollte: »Denn diese Opfer waren keine Individuen im ei­gentlichen Sinne; das heißt, sie waren keine eigen­ständigen Lebe­we­sen, die sich aus ei­ner Klasse oder Gruppe durch ein Bewusstsein von persönlichem, individuellem Schicksal oder von per­sönli­cher, indivi­duel­ler Ver­antwortlichkeit heraus­hoben« (zit. von Mary Daly ›GYN/ÖKOLOGIE‹ 1986, S. 138).

Die Verbrechen der Herrscher werden von den Wissenschaftlerinnen gerne kleingeredet, geschönt, verharmlost, in höhere Sphären verlegt, in einen kultisch-religiösen Bereich gehievt oder auf einen ›primitiven‹ afrikanischen Ursprung zurückgeführt – oder sie werden verschwiegen, oder gänzlich geleugnet!

Ein Beispiel aus unserer Zeit zeigt, dass ein derartiges Verhalten nicht einer normalen Reaktion empfindender Menschen entspricht: 1978 wurden bei einem Massaker des Sektenführers Jim Jones in Guyana 900 Volkstempler in den Tod durch Selbstmord getrieben. Darunter befanden sich 276 Kinder, wovon viele Säuglinge waren. »Wer den Giftbecher nicht getrunken hatte, erhielt die Giftspritze oder die Kugel«, berichtet Tim Carter, einer der wenigen Überlebenden. Die Welt war entsetzt, geschockt und empört. Kein geistig Normaler beschönigte, leugnete oder verharmloste diesen Massenmord, bei dem der despotische Sektenchef die Menschen mit sich in den Tod riss.

Von Ritualen und übernatürlichen Kräften, wovon Helck, Emery, Wilkinson und andere ausgehen, kann keine Rede sein; die Mörder bemänteln ihre Gier nach Macht, ihre Raub-, Zerstörungs- und Tötungslust und ihre Kriegsverherrlichung ganz einfach mit dem bigotten Schwindel von Religiosität. Machtpolitik gekoppelt mit Religion ist eine Unterdrückungsstrategie der Mächtigen, die schon zu Beginn des Patriarchats und bis heute äußerst erfolgreich eingesetzt wird.

Menschenopfer in Alt-Europa

Die Ermordung der angehörigen Frauen und Kinder beim Tod ihres Gatten und Beherrschers wurde durch ar­chäologische Funde aus allen von den Indo-Europäern eroberten Ländern be­kannt und galt eindeutig der Zerstörung der matriarchalen Gesellschaft und ihrer Struktur. In Osteuropa und Eurasien wurde Sati erstmals bei den indoeuropäischen Kurgan-Völkern festgestellt; die meisten dieser Begräbnisse enthielten auch Skelette von Kindern. Die Archäologin Marija Gim­butas sieht in der Ermordung der Frauen ein Charakteristikum der pa­triarchalen Krieger-Priester, die die Ackerbaukulturen unterworfen hatten. Vom zentralasiatischen Sibirien bis tief in den Sudan zeugen die archäologischen Funde vom Massaker der indoeuropäischen Häuptlinge an Frauen und Kindern. He­rodot berich­tete von indoeuropäischen Skythenkönigen, die sich mit ei­nem Gefolge von Frau­en, Dienern und Leibwächtern beisetzen ließen. Im sibirischen Arzan wurden zwei menschliche Skelette mit rund 6000 wertvollen Grabbeigaben gefunden. Die Archäologen vermuten, dass es sich um ein über 5000 Jahre altes Grab eines [indoeuropäisch-] skythischen Fürstenehepaares handelt, bei dem die Frau – wie dies auch bei den späteren Skythen üblich war – geopfert wurde, als ihr Mann starb (›Spektrum der Wissenschaft‹ 10/2001).
Dieselben brutalen Prakti­ken bilden ein gemeinsames Charakte­ristikum aller drei Invasionswellen in Alt-Euro­pa, sie blieben nicht auf Osteuropa beschränkt. Ein deutscher Ar­chäo­loge fand 1951 in einer Höhle in Bamberg die Über­reste von 38 Personen. Nur ein Skelett stammte von ei­nem Mann. Die übri­gen Opfer waren 9 Frauen, 28 Kinder und Jugendliche zwi­schen ei­nem und vierzehn Jahren, die, nach den zertrümmerten Skeletten zu urteilen, ei­nen grauenvollen Tod gefun­den hatten (Hans-Günter Richardi ›Der große Augenblick in der Archäologie‹ 1977, S. 15). Die Skelette werden auf ein Al­ter von etwa 5000 Jahren ge­schätzt; können also in die Zeit der zweiten indoeuropäischen Erobe­rungswelle (zwischen 3500 – 3000) datiert wer­den. Aus dieser Zeit stammt auch ›Oetzi‹, der berühmte Tote aus dem Eis. Ein ande­rer Fund wurde in der sogenannten Stierhöhle in Mähren entdeckt: »Im Innern der Höhle war ein vornehmer Mann auf einem Streitwa­gen ver­brannt worden, rings um ihn lagen die Skelette von 41 Men­schen. Die mei­sten dieser Geop­fer­ten waren wieder Frauen.« (Richardi ibd. 1977, S. 22) Doch scheinen diese grausamen Überfälle Ausnahmeerscheinungen gewesen zu sein, was von jenen bestritten wird, die behaupten, ›Krieg hat es ›schon-immer‹ gegeben‹. Es gab Massaker, aber es gab noch keinen Krieg und das während 98% Prozent der Menschheitgeschichte. (s. ›Wie der Krieg in der Altsteinzeit erfunden wurde‹)

Sati-Morde in Mesopotamien

Leonard Woolley, der Ausgräber der Königsgräber von Ur schrieb: »Für Menschenopfer am Grabe eines Königs können viele Beispiele aus anderen Ländern festgestellt werden: am geeignetsten ist das Beispiel der Könige der ersten Dynastien in Ägypten, die ungefähr gleichzeitig mit den Gräbern in Ur sind. Aber noch wichtiger ist, dass sich etwas Derartiges in Sumer selbst bis in die historische Zeit der dritten Dynastie von Ur erhalten zu haben scheint…

Das Schweigen der literarischen Texte steht im Widerspruch zum archäologischen Befund
(Woolley ›Ur in Chaldäa – Zwölf Jahre Ausgrabungen in Abrahams Heimat‹ 1957, S. 76)

Wie in Ägypten wurde nach der Invasion und Machtnahme der indoeuropäischen Sumerer im frühdy­nasti­schen Mesopotamien die Königin und ihr Gefolge beim Tod der ersten Könige ermordet. Sati, die Witwentötung, wurde u. a. in Kish, Mari, Susa, Ur, Uruk und Tepe Gawra festgestellt. Der Ausgräber von Tepe Gawra, der Archäologe A. J. Tobler, berichtet von zahlreichen Kindern und Säuglingen, die geopfert worden waren. In Ur und Kish wurde der königliche Tote im vollen Ornat mit Wagen oder Schlitten zum Grab gebracht. Nicht nur die Zugtiere, sondern auch die Fahrer, bewaffnete Soldaten, Höflinge, Musiker und Damen des Harems waren verpflichtet, ihrem Herrscher in die künftige Welt zu folgen (Gordon Childe ›New Light on the most ancient east‹ 1958, S. 153).

Ur
Rekonstruktion eines Königsgrabes in Ur mit dem Gefolge, das samt den Tieren geopfert wird.
Erste Hälfte des 3. Jahrtausends. (C.L. Woolley ›Ur, Excavation II, Abb. 30‹) 

Der von Leonard Woolley ausgegrabene Königsfriedhof von Ur der die Sati-Opfer bezeugt, gehört in die spätere Frühdynastische Periode [2700-2550]. (Woolley ibd. 1957, S. 86). Die Sati-Morde in Ur sind ungefähr zeitgleich mit der 1. Dynastie in Ägypten, die ebenfalls in der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends stattfanden.

»Die eigentliche sumerische Kultur«, die Woolley rühmt, beginnt mit einem Massenmord.
Die indoeuropäischen Krieger-Banden eroberten und übernahmen eine hochentwickelte Stadtkultur, die während vielen Jahrhunderten, möglicherweise schon seit mindestens
eintausend Jahren gewachsen war.
(s.Das matriarchale Königinnentum Mesopotamiens‹)

Eroberungen, Zerstörungen, Unterdrückung und Ausbeutung, das ist das Programm der eingewanderten, kriegerischen indoeuropäischen Sumerer, die stets als ›Kulturbringer‹ verherrlicht werden. Die Wissenschaftler werden zu Jubel-Propagandisten, schönen die Morde als quasi ›religiöse Menschenopfer‹, strapazieren uns mit Heldenverehrungen von Siegern, gewonnenen Kriegen und Schlachten.
»Sumer war der Pionier der westlichen Welt« jubelt Woolley. »Wir können vieles in Kunst und Wissen der Ägypter, Babylonier, Assyrer, Phönizier und Hebräer und schließlich auch der Griechen bis auf Sumer zurückverfolgen. Die Funde aus dem Königsfriedhof sind nicht nur schön und interessant als Werke eines außergewöhnlich begabten unbekannten Volkes aus einer Zeit, über die man nichts wusste, es sind Dokumente, die uns helfen, ein neues Kapitel der Geschichte unserer modernen Welt zu schreiben.« (Woolley ibd. 1957, S. 86). Woolley wusste damals noch nicht, was wir heute wissen: die schönen und interessanten Dokumente aus dem Königsfriedhof von Ur sind nicht das Werk eines unbekannten Volkes, sondern des Matriarchats, das unter der Leitung von Königinnen seit mindestens 1000 Jahren prosperierte (s. ›Das matriarchale Königinnentum Mesopotamiens‹). Nur der damalige Stand der Forschung (1957) kann Woolleys Verharmlosung der patriarchalen Gewalt und der Witwentötungen, Sati, verstehen und einigermassen entschuldigen. Historiker und Archäologen haben jedoch vom Matriarchat, seiner Zivilisation und Kultur – einem Wissen das heute, 60 Jahre später, allen zugänglich ist – noch immer keine Kenntnis genommen und das ist eher unentschuldbar.

Die geopferten Königinnen in den Königsgräbern von Ur

Bei den Ausgrabungen in Ur fand Woolley den Königsfriedhof mit mehr als 1000 Gräbern, von denen die meisten aus der frühdynastischen Zeit (2700-2500) stammen. Darunter waren sechzehn tief ange­leg­te Schachtgräber von Königinnen und Königen, z.B. die Grabanlage der Königin Puabi (auch Schubad genannt). »Die Königin lag auf einer schräg im Raum stehenden hölzernen Bahre. Spuren eines Sarges wurden nicht gefunden. Die Menge der Beigaben rief Verwunderung hervor. Viele waren zerfallen, aber über 170 waren erhalten. Den größten Anteil bildeten Gefäße aus Gold, Silber und Kupfer, Goldschmuck sowie Perlengarnituren aus Gold, Lapislazuli und Karneol. Die Königin trug einen kunstvollen Kopfschmuck mit mindestens drei Weidenblattkränzen und Goldbändern. Den Hinterkopf zierte ein großer ›Spanischer Kamm‹ mit Karneoleinlagen und Goldrosetten an den Zinken. Puabi war mit einem Perlenmantel und Perlengürtel bekleidet. Am rechten Arm war der Mantel von drei Goldnadeln mit Lapislazuliköpfen zusammen gehalten. An jeder Nadel steckte eine zylindrische Lapislazuliperle mit dem Namen Puabi. Bei den Armen lagen Amulette in der Form von Fischen, einem Kalb und einer Gazelle. An der Seite der Königin fand sich ein weiteres, zusammengelegtes Diadem mit goldenen Gazellen-, Stier- [oder Kuh!], Widder- und Hirschornamenten. Um sie herum lagen goldene, silberne und steinerne Gefäße. Die Königin war auf einem Rinderschlitten zu ihrer letzten Ruhestätte gebracht worden. Das Holz des Schlittens war zerfallen, aber die Muscheleinlagen, mit denen er verziert gewesen war, befanden sich noch in der ursprünglichen Anordnung und machten so eine Restaurierung möglich. Den Ring der Königin schmückte eine Onager-Figur aus Elektron. Vor den Rindern lagen die Skelette der Knechte, und Puabi selbst war von ihren Dienern umgeben. Einer kauerte an ihrer Seite, ein anderer am Fuße der Bahre und ein weiterer dicht daneben. Den Dienern war nichts beigegeben. Sie mussten getötet oder betäubt worden sein, bevor das Grab verschlossen wurde.« (Veronica Seton-Williams ›Babylonien‹ 1981) Der tote König, dem die Königin und der Hofstaat in den Tod folgen mussten »lag in einer Seitenkammer, die Opfer in den anderen Räumen oder auf dem Abgang. Manchmal waren die Opfer auch in dem mit Matten ausgelegten Grabschacht getötet worden.« (Seton-Williams ibd.). Unterdessen haben Forscher der University of Pennsylvania mit Hilfe modernster medizinischer Techniken klare Beweise gefunden, dass die Menschen der matriarchalen Elite um die Königin nicht freiwillig in den Tod gegangen sind. Sie wurden durch einen Schlag mit einem spitzen Gegenstand auf den Hinterkopf ermordet. Im Grab der Königin Puabi zeugen 65 Frauen und Männer von ihrer Opferung – Angehörige der Königin und ihr Hofstaat – die beim Tode des Königs gleichzeitig mit der Königin begraben wurden. »Zu einem Hofstaat könnten auch die 74 Menschen gehört haben, die im ‚death-pit‘ 1237 lagen. Nach C.L. Woolley sind von ihnen 68 Frauen. Der Schmuck ist bei diesen Frauen in der Regel reicher als der Schmuck, den die ›Hofdamen‹ der Puabi tragen. Fünf Frauen tragen ein Siegel. Drei Frauen waren Leierspielerinnen, deren Musikinstrumente im ‚death-pit‘ lagen, die anderen waren wohl – wie bei Puabi – Hofdamen und Sängerinnen. Erstaunlich ist, dass der Hofstaat des Grabes 1327 vorwiegend aus Frauen besteht… Frauengräber waren wohl die, in denen reicher Haarschmuck, Diademe mit Gold- oder Silberblättern gefunden wurden… Eines dieser Gräber das Woolley das Grab der kleinen Prinzessin genannt hat, gehörte einem Kind. Seine Ausstattung an Schmuck und Gefässen ist beinahe so reich wie die der Puabi, nur dass viele Grabbeigaben in Miniaturform vorkommen.« (Julia M. Asher-Greve ›Frauen in altsumerischer Zeit‹ 1985, S. 143 f.) Außer, dass ›der Hofstaat des Grabes 1327 vorwiegend aus Frauen besteht‹ findet die Autorin an den Massenbestattungen von Frauen nichts Erschütterndes. Das hat möglicherweise damit zu tun, dass Asher-Greves sich nicht mit den Jahrtausenden der urgeschichtlichen, sondern erst mit der frühdynastischen Zeit nach dem Umbruch der Uruk-Zeit und dem Übergang in die Djemdet Nasr-Zeit am Ende des 4. Jahrtausends befasst. Sie könnte dies als archaisches Erbe einer schriftlosen unzivilisierten ›Vorgeschichte‹ betrachtet haben. Erst aus der frühdynastischen Zeit stammen erste schriftliche Zeugnisse, was von den meisten Altorientalisten als sicherer Beweis angesehen wird, dass die Länder erst mit der Schrift aus einer chaotischen Urgeschichte in die ›Hochkultur‹ katapultiert wurden.
Schlimmer als die Beschränkung auf die Zeit der Gründung der ersten männlichen Königsdynastien ist allerdings, dass der erste Krieg der Weltgeschichte in Hamoukar, im Norden Mesopotamiens, und die Verursacher dieses Krieges und der totalen Zerstörung dieser Stadt durch indoeuropäische Eroberer aus dem Norden, nicht zur Kenntnis genommen werden.

Die Eroberer verfolgten mit ›Sati‹ das gleiche Ziel in Ägypten und Mesopotamien:
Die Entmachtung der Königinnen.
Nach der kriegerischen Eroberung des Landes wurde durch die
Ermordung der Königin das matriarchale Königinnentum radikal beendet.

Die Matriarchinnen wurden getötet, die Güter und Schätze geraubt, die Leistungen der matriarchalen Hochkultur, wie die Kunst der Symbolik, die Erfindung der Schrift die Baukunst der Tempelkomplexe, die zentrale Verwaltung, die Organisation des Handels, die Vorratshaltung der erwirtschafteten Nahrungsmittelüberschüsse, usw. usurpiert oder zerstört.

Die Kunst der Keramik und die Herstellung der weiblichen Statuetten verschwanden.

Menschenopfer und Hierarchien in Indien

Die unmenschliche Tradition der Menchenopfer fand sich auch im frühdy­nastischen Shang im westlichen China – indoeuropäische Krieger waren bis in den Westen Asiens vorgedrungen – und im indoarisierten Indien. Im patriarchalisierten Indien wurde Sati bis im letzten Jahrhundert praktiziert und von ›guten‹ Frauen erwartet. »In der patriarchalen Ritualliteratur der [indoarischen] Veden werden genaue Anweisungen gegeben, wie die komplizierten Zeremonien eines Menschenopfers zu vollziehen sind.« (Joe J. Heydecker ›Die Schwestern der Venus. Die Frau in den Mythen und Religionen‹ 1994, S. 286) Diese Unterweisungen wären nicht nötig gewesen, wenn es bereits in vor-patriarchaler Zeit üblich gewesen wäre, Menschen zu ›opfern‹. Die Pflicht der Ehefrau wird in den Puranas, der Bibel des patriarchalen Hindu-Volkes, so umschrieben: ›Es gibt für eine Frau keinen Gott auf Erden außer ihrem Gatten. Von allen guten Werken, die sie vollbringen kann, ist das verdienstvollste, dass sie suche, ihm zu gefallen durch vollkommenen Gehorsam. Das sei ihre einzige Lebensregel…

Bei ihres Gatten Tod soll sie sich lebendig auf seinem Scheiterhaufen verbrennen lassen; dann wird jedermann ihre Tugend preisen…‹

Von den Auswirkungen bis in unsere Zeit berichtet ein älterer französischer Reisender, François Bernier. Er meint, »die Leiden des Witwentums seien erdacht worden, als ›ein bequemes Mittel, die Frauen unterwürfig zu halten, sich im Kranhkeitsfall ihre Pflege zu sichern und sie von einer Vergiftung ihrer Ehemänner zurückzuhalten«. (Katherine Mayo ›Mutter Indien‹ 1929, S. 80) »Wir Männer machen unsere Frauen so oft unglücklich«, sagte ein ehrlicher Zeuge, »dass wir mit Recht fürchten dürften, sie möchten uns vergiften. Darum haben unsere weisen Vorfahren die Strafe des Witwentums so furchtbar gemacht – auf dass die Frau nicht in Versuchung komme.« (Mayo ibd. S. 88 f.) Der englische Generalgouverneur Bentinck wollte es nicht mehr hinnehmen, dass die lebenden Witwen mit ihrem toten Mann verbrannt wurden. 1829 erließ er ein weitreichendes Gesetz. Am 4. Dezember 1829 wurde das sadistische Ritual der Witwenverbrennung in Indien verboten.

In Indien bestätigt sich auch die anfangs erwähnte Forschung, die den Zusammenhang von Hierarchie und Menschenopfern feststellte. Das sogenannte Kastensystem hat in Indien bis heute überlebt. Die mutige indische Intellektuelle Arundhati Roy bezeichnet es als:

»die brutalste, vulgärste, hierarchischste gesellschaftliche Organisationsform der Welt.«

Nicht einmal Mahatma Gandhi, der hochgejubelte Befreier Indiens, war für die Abschaffung des Kastenwesens. »Gandhi hat die politische und soziale Kastenproblematik auf das symbolische, totemhafte Thema Unberührbarkeit reduziert. Die Kastenfrage ist in erster Linie eine Frage von Rechten – auf Land, Bildung, öffentliche Dienstleistungen. Unberührbarkeit ist eines von mehreren gewaltsamen Mitteln, mit denen Dalits [die ›Unberührbaren‹, die indigene Bevölkerung] terrorisiert werden; man wäscht ihnen das Gehirn, damit sie bleiben, was sie sind: ein Reservoir an billigen Arbeitskräften, die ein System nicht herauszufordern wagen, das angeblich von den Göttern gewollt ist. Gandhi hat darauf bestanden, alle Kasten sollten bei ihrer erblichen Arbeit bleiben, aber keine Kaste solle für nobler gelten als eine andere – damit wollte er die Menschen dazu bringen, sich über ihre Erniedrigung sogar noch zu freuen. 1936, als Bhimrao Ramji Ambedkar [einer der bedeutendsten Intellektuellen des modernen Indien] seine Polemik gegen das Kastensystem veröffentlichte, schrieb Gandhi einen Essay, in dem er die idealen Qualitäten beschrieb, die die Kaste der Latrinen-Arbeiter haben solle. Er glaubte, dass es ihre göttliche Pflicht sei, anderer Leute Exkremente wegzuschaffen, dass sie das für den Rest ihres Lebens tun und nie daran denken sollten, mit ihrer Arbeit ›Profit‹ anzuhäufen.« (s. ›Arundhati Roy – Gandhis vergiftetes Erbe‹ DIE ZEIT Nº 40/2014 17. Oktober 2014, Interview von Jan Roß) und der Artikel ›Mahatma Gandhi – der eitle Asket‹ (DIE ZEIT Nº 09/2005, 24. Februar 2005 von Angelika Franz)
Es gibt die glaubhafte Vermutung, dass der patriarchale Hinduismus und die indoeuropäische Priesterkaste der Brahmanen mit dem von ihnen eingeführten und bis heute durchgesetzten Kastensystem ebenfalls auf Vater Brahm, bzw. den indoeuropäischen Abraham zurück gehen wie die drei monotheistischen Religionen.

Menschenopfer sind indoeuropäischer Herkunft und zutiefst patriarchal!

Marija Gimbutas fand in den 30 Jahren ihrer archäologischen, religiösen und mythologischen Recherchen zu den Indo-Europäern keinen einzigen Hinweis auf Menschenopfer in der Zeit  v o r  der Indoeuropäisierung und Patriarchalisierung. Menschenopfer sind eine Erfindung der ›Zeit der Väter‹, des Patriarchats der letzten 5000 Jahre. In der unendlich viel längeren Zeit des Matriarchats – ›der Zeit der Mütter‹, »zurückreichend bis in die Zeit der Hominiden – bildete das Band der Liebe und Sorge zwischen Mutter und Kind den Kern jeder gesellschaftlichen Existenz.« (Marilyn French ›Jenseits der Macht. Frauen, Männer und Moral‹ (1985) 1992, S. 135) Nur die Abstammung und Zugehörigkeit zur Mutter machte Sinn und zählte. Väter waren unbekannt und hatten so auch nicht die Macht, ihre Söhne zu opfern, wie dies in der Bibel von Abraham verlangt wird.
Als religiös getarnte Menschen- und Tieropfer finden sie sich überall wo die Indo-Europäer – immer mit ihrer neu erfundenen Priesterkaste im Schlepptau – als Eroberer und Landräuber auftraten. Nicht nur in Ägypten und Mesopotamien wurden ›Menschenopfer‹ bekannt.
Unterdessen gilt als sicher, dass Menschenopfer erstmals in der frühen Bronzezeit mit den Eroberungen der Indo-Europäer und in der Zeit der sogenannten, patriarchalen ›Hochkulturen‹ auftreten: Zu Beginn der dynastischen Zeit in Ägypten und Mesopotamien, bei den frühbronzezeitlichen indoeuropäischen Kurgan-Völkern in Alt-Europa, in China und Indien. Besonders grausame Rituale fanden auch in den südamerikanischen Frühkulturen (um 1200 v.u.Z.) statt. Doch sind bei den Indios Einflüsse fremder Besucher unübersehbar, denn das südliche Alt-Amerika wurde schon lange vor Kolumbus von Weißen erobert. Es gibt interessante Hinweise auf Übereinstimmungen mit der ägyptischen Kultur; dokumentiert von der Archäologin Heinke Sudhoff in ihrem Buch ›Sorry Kolumbus – Seefahrer der Antike entdecken Amerika‹, 1990. (s. ›Der Harem, Bordell des Königs und Zwangsarbeitslager für Frauen‹) Bestätigt wird Heinke Sudhoff durch die Funde von Tabakblättern und Spuren von Nikotin bei Ramses II. Der Tabakanbau stammt aus Südamerika; es muss also schon 3000 Jahre vor Kolumbus einen Kontakt der beiden Kontinente gegeben haben.
Menschenopfer sind patriarchal und indoeuropäisch. Die Menschenopfer der Azteken, der Maya und der Inka sind ohne die viel frühere Eroberung durch ›die Weißen Götter aus dem Osten‹, nicht erklärbar. Kolumbus war nicht der erste Entdecker Lateinamerikas. Nicht nur Heinke Sudhoffs auch Thor Heyerdahl war dieser Meinung. »Ein Einfluss durch fremde Völker, die Meere überquert hätten, wurde von den ›Isolationisten‹ nicht anerkannt, da es nicht möglich gewesen sei, mit den Mitteln der damaligen Zeit den Ozean zu überqueren. Heyerdahl, ein ›Diffusionist‹, unternahm seine Meeres Expeditionen und hat damit bewiesen, dass Völker aus dem Norden Afrikas durchaus imstande gewesen sein konnten, mit den damals gebauten Schilfbooten den Atlantik zu überqueren und in Mittel- oder Südamerika zu landen.« (Wikipedia ›Ra‹ (das Schiff von Thor Heyerdahl ›Expedition Ra: Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit‹)

Menschenopfer in der Bibel und im Koran

»und er soll dein Herr sein.« (1. Mose 3,16)

Der Umgang mit Witwen, der in der Bibel vermerkt und geschönt wird, ist selbstredend ebenfalls indoeuropäischer Herkunft. Wie in Indien sind Witwen eigentlich Ausgestoßene, sie werden diskriminiert und entmenschlicht. Im Lexikon der Bibelwissenschaft lesen wir, dass schon das Worte Witwe eine sehr negative Konnotation habe. Die Stellung der Witwen und Waisen im alten Israel unterschied sich kaum von der im Alten Orient oder in der Antike. Im Alten Testament werden Witwen als Gruppen fast immer zusammen mit ähnlich bedürftigen und gesellschaftlich schwächeren Gruppen erwähnt: mit den Fremden, mit dem Tagelöhner mit den Armen. Nach dem Tod ihres Mannes versuchte man, eine Frau möglichst schnell wieder in einen Familienverband zu integrieren, sei es durch die Rückkehr zu ihrer Herkunftsfamilie oder durch Wiederverheiratung (z.B. durch die Leviratsheirat.) Diese wird nun besonders geschönt: Die ›Leviratsehe‹ bezeichnet eine Ehe in der die kinderlose Witwe dem Bruder des verstorbenen Mannes, also ihrem Schwager, oder sogar im Schwiegervater anvertraut wird. Über die Frau wird einfach entschieden und verfügt als wäre sie eine Ware oder ein Tier; ihr Wille und ihre Einwilligung werden nicht erfragt und nicht berücksichtigt. Menschenrechte für Frauen sind im Patriarchat nicht vorgesehen. Die Frau ist rechtlos, sozial und wirtschaftlich völlig vom Mann abhängig, ihre Sexualität, ihre Gebärfähigkeit und ihre Arbeitskraft werden ausgebeutet. Zwar wird in der Bibel immer wieder von Fürsorge für Schutzbedürftige, Schwache und Arme, zu denen Witwen und Waisen zählen, geschrieben, ja sogar behauptet, dies sei religiöse Pflicht, doch stehen diese Beteuerungen im krassen Widerspruch zur gelebten Realität im alten Israel. Offenbar waren die patriarchalen, die Frauen verachtenden Kräfte stärker als die Gesetze und Ermahnungen, die eine menschlichere und respektvollere Behandlung für sie vorsahen. Auch die Götter sind auffallend frauenfeindlich; sie richten ihr Wort ausschließlich an Männer. Das vermerkte auch eine der Frauen Mohammeds, Umm Salma. »Aufgrund ihrer Beschwerde, dass nur Männer im Koran erwähnt würden, soll der Prophet die Worte verkündet haben, die wir in Sure 33,35* finden und in denen Allah beide Geschlechter anspricht.«  (Jaya Gopal ›Gabriels Einflüsterungen‹ 2004-2014, S. 243)
*Sure 33,35: ›Gewiß, muslimische Männer und muslimische Frauen, gläubige Männer und gläubige Frauen, ergebene Männer und ergebene Frauen, wahrhaftige Männer und wahrhaftige Frauen, standhafte Männer und standhafte Frauen, demütige Männer und demütige Frauen, Almosen gebende Männer und Almosen gebende Frauen, fastende Männer und fastende Frauen, Männer, die ihre Scham hüten und Frauen, die (ihre Scham) hüten, und Allahs viel gedenkende Männer und gedenkende Frauen – für (alle) sie hat Allah Vergebung und großartigen Lohn bereitet.‹
Das Menschenopfer oder die ›göttliche Forderung‹ danach taucht auch im Buch der Erz- und Stammväter der Bibel auf. Der patriarchale Vater-Gott soll Vater Abraham befohlen haben, ihm seinen Sohn zu opfern! Und er war dazu bereit aus blindem Gehorsam, aus Autoritätsgläubigkeit, als Unterwerfungswahn? »Das Kindsopfer war bei den Karthagern Babyloniern, Phöniziern und Kanaanitern weit verbreitet. Der Überlieferung nach ergingen Befehle zur Kindstötung hauptsächlich aus männlichem Munde. So berichtet das Alte Testament von dem Befehl Jahwes: ›Heilige mir alle Erstgeburt bei den Kindern Israels, alles was zuerst den Mutterschoß durchbricht bei Mensch und Vieh, das ist mein.‹ (Exodus 13,2). (Marilyn French ›Jenseits der Macht. Frauen, Männer und Moral‹ (1985) 1992, S. 137 ) Und die Autorin fährt fort:

»Das Patriarchat war eine Revolution gegen die Macht der Mütter, gegen die familiären Bande der Liebe, gegen emotionale Nähe und Verpflichtung.« (Marilyn French)

»Carol Ochs ›Behind the Sex of God‹ (1977, S. 45) findet insofern Parallelen in frühen patriarchalen Strukturen, als sie sämtliche in der matrizentrischen Ordnung herrschenden Bindungen an Kinder und Blutsverwandte durch die primäre Verpflichtung auf ein abstraktes moralisches Prinzip – den Willen Gottes – ersetzen. Der Gehorsam diesem transzendenten Gott gegenüber – der aus der Natur herausgelöst ist und herrschend über ihr steht – drückt sich in der Bereitschaft aus, die größte Gabe der Natur, nämlich die eigenen Kinder, um seinetwillen zu vernichten. Carol Ott führte aus: ›Als Beweis dafür, dass Abraham nicht mehr der früheren Tradition [der matrizentrischen Ordnung] verhaftet ist, fordert Gott von ihm, dem heiligsten Grundsatz des matriarchalen Glaubens abzuschwören und sein eigenes Kind zu töten.‹ Bei einem solchen Opfer wird das Kind der Mutter von einer ›höheren‹ Macht auf Grund eines ›höheren‹ Rechts gewaltsam entrissen.« (French ibd. S. 138) Was Isaaks Mutter dazu gesagt hat, wissen wir nicht. Mütter werden im Patriarchat nicht gefragt, ob ihre Söhne für Gott, die Interessen der Herrschenden oder dem Vaterland geopfert oder beschnitten werden sollen. Was wäre passiert, wenn sich Abraham, der wie es heißt, seinen Sohn liebte, verweigert hätte? Wenn er die schändliche Aufforderung zurückgewiesen und zu seinem Gott gesagt hätte, ›nein, das tu ich nicht‹!? Wie hätte sich Abraham dabei gefühlt, wie sein Sohn Isaak, wie die Mutter? Die Begründung, Gott hätte Abrahams Treue auf die Probe stellen wollen, wirft ein etwas bedenkliches Licht auf diesen Vater-Gott, der doch scheinbar ›allwissend‹ und ›allsehend‹ sein soll. Braucht Gott diesen Beweis, weil er oder die Autoren an seiner Allwissenheit zweifeln oder ist die ›Scheinhinrichtung‹ des Knaben – in unserem Verständnis eine Folter – einfach eine sadistische Idee? Auch Jesus wurde, wie wir wissen, von seinem patriarchalen Vater (-Gott) am Kreuz geopfert.
Vater-Götter scheinen ausgesprochen Gefallen an der Opferung ihrer Söhne zu haben! Auch patriarchale Väter schicken heute ihre Söhne in Kriege, mit dem Auftrag, die Söhne anderer Väter zu töten; aber nicht nur diese, heute sind 80% der Kriegsopfer Frauen und Kinder. Der Krieg ist der einfachste Weg patriarchaler Väter ihre jungen Söhne, die sie als Rivalen betrachten, aus dem Weg zu räumen, darum sind so viele alte Männer an den Hebeln der Macht. Dass bei diesen Tötungsaufträgen auch – und vor allem –  Frauen und Kinder umkommen oder vergewaltigt werden, ist für die Kriegsväter mit eingeplant und wird von ihnen sogar – um den Feind zu schwächen – als Kriegsstrategie angeordnet.

»Die Chronologie ist und bleibt das Rückgrat der Geschichtsschreibung. (E.O. Edzard)

Die auf Spekulationen oder auf der Nichtbeachtung der Chronologie ba­sierenden Behaup­tun­gen, Menschenopfer hätte es bereits in ›prähistorischer Zeit‹ bzw. im Neolithikum oder in der Altsteinzeit gegeben, wurden nie bewiesen. Diese Hypothesen beruhen auf Spekulationen, z.B. von Jacques Reinold, der in einem 6000 Jahre alten nubisch-sudanesischen Grab eine Dreifachbestattung fand, worauf er gleich die Presse einlud und einen ›sensationellen Fund‹ von Menschenopfern bekanntgab. (Le nécropole néolithique d’el-Kadada au Soudan central, quelques cas de sacrifices humains, in ›Nubische Studien‹ M. Krause éd., Mayence, 1986, p. 159-169) Andere Interpretationen von Menschenopfern beruhen auf ebenso falschen Rückschlüssen aus späteren, bereits patriar­chal über­lagerten Epochen der Bronzezeit.

Die Frauenmorde entlarven den Mythos,
dass Männer ›seit jeher‹ an der Macht wa­ren

Wäre dem so, hätten die Herrscher den Frauen die Macht nicht durch Gewalt und Mord entreißen müssen. Dies könnte man(n) sehen, würden Geschichtsschrei­ber diese Tatsache nicht einfach ­leugnen.

Mit den Frauenmorden wurden die Hüterinnen der Göttinnenreligion beseitigt.
In den Wirren von Eroberung und Krieg wurden den matriarchalen Völkern die ersten männlichen Götter aufgezwungen.

Das Morden und der Terror der machtgierigen Banden geht weiter und weiter und weiter… Nach den Eroberungen der friedlichen matriarchalen Kulturen Alt-Europas, Ägyptens, Mesopotamiens, Syriens, Kanaans und Arabiens, folgen mit einem gewissen Abstand die neuzeitlichen Eroberungen / Kolonisierungen Afrikas, Indiens und Lateinamerikas bis zu den Kriegen in Vietnam und dem Irak… Immer neue Eroberungen, immer neuer Landraub, immer neuer Raub von Bodenschätzen, immer neue Versklavungen, immer neue Ausbeutung, immer neues Morden, immer neue Machtdemonstrationen mit immer neuen Waffen… Immer neue Flüchtlingsströme: 60 Millionen sind es 2015, 65 Millionen 2016, mehr als die Hälfte sind Frauen und Kinder. Im Moment sind es die IS-Terroristen, die sich am Morden, Foltern, Vergewaltigen und Zerstören ergötzen und damit prahlen und die patriarchale Tradition der Gewalt ad absurdum führen.

Die Vergangenheit ist nicht vorbei. Sie wiederholt sich, bis wir sie erkannt, anerkannt, verstanden und daraus gelernt haben.

 Über die Folgen der Patriarchalisierung für die Frauen lesen Sie im Buch: KAPITEL 8

  • Die Frauen verlieren ihre stolze Position und werden völlig entrechtet
  • Die patriarchale Ehe: Das probateste Mittel zur Ausbeutung und Entmündigung der Frau
  • Das indoeuropäische Patriarchat: Alle Macht dem Mann
  • Der häusliche Despot in der patriarchalen Familie
  • Kinder werden Besitz des Mannes – Mütter werden rechtlos
  • Massensterben der Frauen im Alten Reich
  • Frauen ohne Recht auf Bestattung
  • Freiheitsberaubung: Gefangen im Harem
  • ›Handelsware‹ Frau: Ein lohnendes Geschäft
  • Begehrte ›Ware‹: Geraubte Kinder fremder Völker
  • Die pädokriminelle Vorliebe für Kinder
  • Sexuell missbrauchte Töchter: Der pharaonische Inzest
  • Der Vater-Tochter-Inzest im indoeuropäischen Patriarchat
  • Der Hass auf die Verehrung der Vulva und die Folge: Die Verstümmelung der weiblichen Sexualorgane

 

 


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