Die Trennung von Mutter und Kind im Patriarchat – Das Drama der machtlosen Mütter

Die katastrophale Macht des Patriarchats

»Keine andere Kultur hat so viele Entschuldigungen erfunden,
eine Mutter von ihrem Kind fernzuhalten.«

(Jules Henry ›Pathways to madness‹ 1965)

Im heutigen Patriarchat werden noch immer Mütter und Kinder, ohne jede Hemmung, von patriarchalen Männern aus politischen oder erzieherischen Gründen getrennt. Erst kürzlich von Präsident Donald Trump an der Grenze zu Mexiko. Bisher hat sich besonders die katholische Kirche bei der Durchsetzung dieser Unmenschlichkeit hervorgetan. Im Gegensatz zu diesem dreisten Vorgehen wurden einst  – und das seit Hunderttausenden Jahren, seit dem Beginn der Menschheit – Frauen wegen ihrer Schöpferinnenkraft respektiert und verehrt; die Urmutter sogar vergöttlicht. Kein Mann hätte es gewagt, einer Mutter zum Umgang mit ihrem Kind Ratschläge zu erteilen oder gar Mütter von ihren Kindern zu trennen. Die gebärende Frau und die Geburt waren heilig; das Kind ein Wunder der weiblichen schöpferischen Kraft. Doch das änderte sich mit der patriarchalen Machtnahme vor 5000 Jahren.
Für das Neugeborene ist die körperliche Trennung von der Mutter bei der Geburt bereits eine drastische Veränderung. Säuglinge sind auch nach einer normalen neunmonatigen Schwangerschaft biologische Frühgeburten. Es lebt in dieser Zeit noch in einer extremen Abhängigkeit von seiner Mutter, deren schützende Geborgenheit im Uterus es – aufgrund des Kopfumfanges im Verhältnis zum Becken – viel zu früh verlassen muss. Es ist auf ständige Nähe, Wärme, Ernährung und Fürsorge, auf all das, was es bisher im Mutterleib hatte, noch für viele Monate angewiesen. Die unmittelbare Befriedigung seiner körperlichen und emotionalen Bedürfnisse sind unerlässlich für sein Wohlbefinden. Um sich gesund entwickeln zu können, benötigt es noch über lange Zeit genährt, geliebt, gehalten, berührt, gestreichelt und umsorgt zu werden. Seine Liebes- und Glücksfähigkeit werden jetzt für das ganze Leben geprägt. Wenn diese Voraussetzungen nicht gegeben sind, ist das Kind in Gefahr an Leib und Leben.

Mütter werden durch patriarchale Besserwisserei verunsichert

Das Patriarchat hat das Selbstbewusstsein und das Vertrauen der Frauen in ihre eigenen Instinkte zerstört. In unserer Gesellschaft unterdrücken viele Mütter ihre natürlichen Instinkte und lassen sich vom vermeintlichen Besserwissen männlicher ›Experten‹ z.B. Kinderärzten und -Psychologen verunsichern und handeln gegen ihre eigene Natur und gegen die des Kindes. Mütter wurden überredet ›modernere‹, ›wirksamere‹ Methoden anzuwenden, als dies ihre eigenen Mütter taten. Mütter werden auf die patriarchale Linie getrimmt. Zum Beispiel propagierten findige Männer der Lebensmittelherstellbranche, z.B. Nestle, etwa eine günstigere Entwicklung des Kleinkindes durch die Ernährung mit Pulvermilch anstelle der Muttermilch. Sich selbst und ihren Aktionären versprachen sie jedoch satte Gewinne. Kinderärzte und Psychologen  empfahlen Müttern eine Früherziehung des Säuglings, indem sie sich an rigide Stundenpläne für die Nahrungsaufnahme und frühzeitige Einführung von fester Nahrung gewöhnen. Mann redete Müttern ein, sie sollten ihr Baby nicht übermässig berühren, da dieses ›verführerische Verhalten‹ die Voraussetzungen für spätere Homosexualität schaffen könne. Das alleine Schlafen im eigenen Kinderzimmer wurde wahrscheinlich von Möbelhändlern unterdtützt. Sauberkeitsfanatiker rieten zu einem zeitigen, strikt eingehaltenes Reinlichkeitstraining, ›permissives‹ Verhalten gegenüber dem Kind sollte vermieden, der Wille des Kindes frühzeitig gebrochen werden, um den Prozess der Sozialisierung voranzutreiben. Solcher und anderer grotesker, schädigender Unsinn mach(t)e es den Müttern schwer. »Was halfen die Proteste der ›hoffnungslos hinter dem Mond zurückgebliebenen‹ Großmütter? Inzwischen muss man allmählich einsehen, welch verheerende Wirkungen solche Maßnahmen auf die Entwicklung der Kinder haben… Bis in die Gegenwart haben Wissenschaftler die Rolle des Instinkts beim Menschen als unwesentlich betrachtet. Man konnte daher nicht anerkennen, was offen zutage lag: dass eine von ihrem Instinkt geleitete Mutter einen viel besseren Kontakt zu ihrem Neugeborenen hat, als wenn sie ›wissenschaftlich fundierten‹ Ratschlägen von Männern in Auftrag gegebenen patriarchalen Studien gehorcht.« (Doris F./David A. Jonas ›Das erste Wort – Wie die Menschen sprechen lernten‹ 1979, S. 164 f.) Solch ›wissenschaftliche‹ Studien, die leicht hingeworfen, in kurzen Artikeln verbreitet werden, genügen oft schon, um die von der Geburt eh geschwächten Mütter zu verunsichern. Und Mütter passen sich oft ungewollt und gegen ihre eigenen Wünsche jenen ihres Partners nach ruhigem Schlafen an. Das kann im schlimmsten Fall tragische Folgen haben, die durch den Körperkontakt von Mutter und Kind vermieden werden können, beispielsweise dem frühen Kindstod.

Katastrophale Ratschläge, die Eltern bei uns gegeben werden

Geradezu sadistisch anmutende Ratschläge finden wir in einem Buch mit dem Titel ›Jedes Kind kann schlafen lernen‹, geschrieben von einem Kinderarzt, Dr. Hartmut Morgenroth und Annette Kast-Zahn, beide so genannte ›Autoritäten‹. Sie schreiben: »Eltern bringt es oft zur Verzweiflung, dass ihre Kinder nicht oder schlecht schlafen. Um die Schlafstörungen bei Kindern zu beheben, versuchen Eltern wirklich alles. Sie holen das Baby aus dem Bettchen, wiegen es stundenlang in ihren Armen, geben ihm etwas zu essen bzw. zu trinken, lesen ihm eine Geschichte und singen ihm etwas vor. Das Kind lernt dabei aber nicht, alleine einzuschlafen und gewöhnt sich an, nur einzuschlafen, wenn ein Elternteil bei ihm ist. Sollte ihr Kind gegen das Zubettgehen protestieren, dann legen Sie es im wachen Zustand in einen abgedunkelten Raum, geben ihm seine Lieblingsdecke oder Kuscheltier und verlassen nach einem kurzen ›Gute Nacht‹ den Raum. Wenn das Kind anfangen sollte zu schreien, dann gehen Sie nach 5 Minuten hinein, geben dem Kind den Schnuller wieder, streicheln kurz über den Kopf, ohne es aus dem Bett zu nehmen und verlassen den Raum erneut. Auch wenn das Kind immer noch schreit, warten Sie weitere 10 Minuten, bevor Sie wieder in das Zimmer gehen. Bleiben Sie nur kurz im Zimmer und gehen Sie erst nach 15 Minuten wieder hinein. Diese Prozedur wiederholen Sie dann mehrmals. Die Nächte danach sollten Sie die Wartezeit um 5 Minuten erhöhen. Kinder beruhigt es, wenn die Eltern immer mal wieder hereinkommen, weil Sie dann merken, dass Mama immer noch da ist, auch wenn Sie nicht im Raum ist. Das andauernde Schreien des Kindes ist für die Eltern oft unerträglich und nervenaufreibend, schadet dem Kind aber psychisch nicht.« (u.a. bei http://www.baby-zeit.de) Hartmut Morgenroth und Annette Kast-Zahn verdanken ihre Einsichten in die Bedürfnisse des Säuglings dem amerikanischen Schlafforscher Richard Ferber.
Warum sind es immer wieder Männer, die bekanntlich noch nie ein Kind geboren haben, die Eltern – besser gesagt Müttern – Ratschläge erteilen? Man kann sich der Vermutung nicht erwehren, dass diese ›Autoritäten‹ den Vätern, die ihre Ruhe und die Aufmerksamkeit ihrer Frau für sich beanspruchen, ein Alibi für ihre egoistische Haltung verschaffen wollen. Leider sind es aber auch ›wohlmeinende‹ Verwandte und Bekannte, die ihre ungefragten Rat-Schläge weitergeben, weil sie selbst mit diesen harten Methoden ›erzogen‹ wurden, damit sie früh lernen sollten, den Bedürfnissen der Eltern zu entsprechen. Doch Eltern haben die Bedürfnisse des Säuglings zu erfüllen, nicht umgekehrt. Was für eine Grausamkeit steckt hinter den Ratschlägen erziehender Besserwisser! Welche Uneinfühlsamkeit in die lebenswichtigen Bedürfnisse eines Kleinkindes und der Mütter, welche oft schweren Herzens den ›Experten‹ folgen. Die Behauptung ›dies schadet dem Kind nicht‹, ist eine ungeheuerliche Aussage mit absolut verheerenden Auswirkungen. Die Gefühle von Verlassenheit, Einsamkeit, Sehnsucht, aber auch der Schmerz darüber von der Mutter nicht ›gehört‹, nicht umsorgt und ›nicht geliebt‹ zu werden, löst dauernde Angst, Frustration und Wut aus. All das wird im Körper in jeder Zelle des Kleinkindes gespeichert. Es wird sich nie mehr daran erinnern, was es erlitten hat, weil sein Gehirn noch nicht ausgereift ist, aber als Folge können seelische und körperliche Krankheiten jederzeit und bis ins hohe Alter zum eigenen Schaden oder zum Schaden anderer Menschen ausbrechen. Hinzu kommt, dass das, was man diesem Menschenkind antut, es später oft unbewusst selber auslebt und weitergibt.

Frauen müssen sich ihr ureigenes Territorium, das Hunderttausende Jahre alte Wissen um Schwangerschaft, Geburt, Kinderpflege, die Begleitung der Kinder ins Leben von Erwachsenen, zurückerobern; ihren Körper und ihre Instinkte wieder ernst und in die eigenen Hände nehmen und sich mit den wahren Experten, die sie selber sind, und den Weisen Frauen, den Hebammen – im Alten Ägypten nannte man sie ›die Süssen‹ – zu ihrem eigenen Wohle und dem ihrer Kinder zusammentun.

Die nächtliche Trennung der Mutter von ihrem Säugling

Mit den ›modernen‹ Methoden wurden die Bedürfnisse des Kleinkindes kaum respektiert, seine ausgesandten Signale nicht ernst genommen. Dass sich Wissenschaftler gern an der Verbreitung von Mutter-Kind trennenden Lügenmärchen beteiligen, erkennt man z.B. in einem kurzen Artikel mit der Überschrift ›Glücklich im Bett‹. Israelische Wissenschaftler (es könnten auch muslimische oder christliche sein!) sollen untersucht haben, was glücklich macht: nicht etwa das Baby, sondern die Eltern! Alleinschlafende Eltern seien viel zufriedener, als solche, die zusammen mit ihrem Kind im Bett schlafen! (CH: ›Migrosmagazin‹, 23.8.10) ›Wissenschaftler‹ plädieren so dafür, das Kind weg von Mutters Brust und Nähe aus dem warmen ›Nest‹ ins Kinderzimmer ›abzuschieben‹. Erstaunlich! Auffallend ist doch, wie viele dieser scheinbar glücklichen Eltern wegen des nächtlichen Aufstehens, um das hungrig schreiende Baby zu füttern, über Erschöpfung klagen. Doch seit wann macht Erschöpfung glücklich? Ein hungriges Kind, das am Körper der Mutter schläft, kann von der Mutter selbst noch im Halbschlaf an die Brust genommen werden, dann friedlich und zufrieden wieder einschlafen. Die Mutter erholt sich durch den gewonnen Schlaf auch körperlich und ist so wohl eher eine glückliche und zufriedene Mutter und Partnerin, worüber auch der ausgeschlafene Papa zufrieden sein dürfte.

Es geht um die Trennung der Mutter von ihrem Kind

Heimlich, oft unbewusst, geht es Männern um eine möglichst frühe Trennung der Symbiose von Mutter und Kind. Es ist ganz schön raffiniert, wie sich Männer den begehrten nächtlichen Platz am Körper der Mutter sichern! Was ihnen ›gut tut‹ und sie im ›Bett glücklich macht‹, begründen sie gerne und immer wieder ›wissenschaftlich‹! Doch was dem Mann gut tut – die Körpernähe zur Mutter –, ist für das Baby überlebenswichtig. Es braucht den unmittelbaren Körperkontakt im Idealfall mit der Mutter (im Notfall auch mit einer anderen liebevollen Betreuungsperson, die auch der Vater sein kann). Das Baby braucht noch während Monaten die symbiotische körperliche Verbundenheit für seine gesunde Entwicklung und für sein gesichertes Überleben.
Und denken wir doch daran, wenn wir schon das Glück haben ein so kostbares, ersehntes Wunschkind geschenkt zu bekommen, geben wir diesem Kind doch unsererseits während dieser ersten symbiotischen Phase von zwei bis drei Jahren die ganze uneingeschränkte Liebe, Nähe, Wärme und Zeit. In der Kleinkindphase geht es ja doch in erster Linie um die Bedürfnisse des Kindes, nicht so sehr um jene der Eltern.

Das nächtliche Beisammensein von Mutter und Kind
verhindert den gefürchteten, plötzlichen Kindestod

Der mysteriöse plötzliche Kindestod ist die häufigste Todesart im ersten Lebensjahr; eine unvorstellbare Tragik. Obwohl man die Wichtigkeit des Körperkontakts, z.B. durch das Stillen, mit der Muttermilch erkannt hat, wehrt man die nächtliche Körpernähe von Mutter und Kind ab. Nicht selten sind es Kinderärzte, die behaupten, die Kleinkinder gehörten nicht ins Ehebett, wo sie zerdrückt, überwärmt, verwöhnt oder durch den Beischlaf der Eltern traumatisiert werden könnten! Aber wahrscheinlich handelt es sich dabei um den Ausdruck eigener ungestillter oder egoistischer Bedürfnisse, denn oft ist es der Vater, der das Baby von der Mutter wegdrängt und den Platz des Kleinkindes, das die Nähe so dringend brauchen würde, am Körper der Mutter einnimmt; er beansprucht jetzt die Nähe, welche er von seiner Mutter nicht bekommen hat. ›Alleingelassen werden tut weh‹, sagt der Volksmund. Die Hirnforschung hat gezeigt, dass im Hirn die gleichen emotionalen Zentren, der gleiche Schmerzpunkt aktiviert wird, ob es sich um einen körperlichen oder seelischen Schmerz handelt. Ein extremer Schmerz ist das Gefühl von Verlassenheit und Isolation. Isolationshaft ist vollständiger Reizentzug und gehört bekanntlich zu den schlimmsten Foltermethoden; warum muten wir das unseren Kleinkindern allein im Kinderbettchen zu?
Das Baby, das im Mutterleib mit seiner Mutter symbiotisch verbunden war, erlebte  nicht nur Schutz, Geborgenheit und Nähe, sondern auch die Stimmung und die Stimme der Mutter und alle Geräusche, den Herzschlag, das Rauschen des Blutes, die Reaktionen der Verdauung, die Kontraktionen und Bewegungen ihres Körpers, erlebt dagegen in der Abgeschiedenheit des Kinderzimmers eine entsetzliche Einsamkeit, Verlassenheit, unerfülltes Verlangen, Sehnsucht, Hunger, ungeheuren Schmerz und Todesangst. Und manchmal stirbt ein Kind daran. Während Jahrtausenden haben Mütter ihre Kinder an ihrem Körper gehalten, haben ganz natürlich mit ihren Kindern geschlafen, zum Wohle von beiden. Es scheint, dass der plötzliche Kindstod bei Naturvölkern nicht vorkommt, sie kennen den ›mysteriösen‹ plötzlichen Kindstod nicht. Und auch bei uns hat man noch nie gehört, dass ein Kind, das im Bett mit seiner Mutter schlief, den plötzlichen Kindstod starb. Kein Kind stirbt am Körper seiner Mutter – wenn es nicht todkrank ist.  Der Biologe Wolfgang Wickler meint dazu: »Dass wir die Säuglinge in Bettchen ablegen, ist unbiologisch. Anzeichen dafür sind das abnorm häufige Schreien des Verlassenseins, das man von Kindern der Naturvölker kaum hört.« Dies wird von der Forscherin Jean Liedloff aufgrund ihrer ethnologischen Studien bei den Yequana-Indianern in Venezuela bestätigt. In ihrem Buch ›Auf der Suche nach dem verlorenen Glück‹ zeigt sie eine andere Welt für Kinder. Liedloff war beeindruckt von der Glücksfähigkeit und friedfertigen Harmonie dieser Menschen. Sie beschreibt dieses Volk als ausgeglichen, fröhlich, zufrieden, glücklich, selbstbewusst und ohne innere Aggression. Sie hat die Menschen nie streiten und Säuglinge nie schreien gehört. Das Geheimnis dieser Idylle: Die Yequanas erziehen ihre Kinder völlig repressionsfrei. Kleinstkinder werden im ersten Lebensjahr während 24 Stunden am Körper gehalten, es besteht immer Körperkontakt zur Mutter oder einer anderen Person. Die Bedürfnisse der Säuglinge werden stets und unmittelbar befriedigt. Das ist es, was wir von diesen Menschen lernen können, damit unsere Kinder die Chance haben, zu glücklichen und friedfertigen Menschen heranzuwachsen. (Liedloff Jean ›Auf der Suche nach dem verlorenen Glück‹ 1994)
»In China schüttelt man nicht nur den Kopf über die gruselige europäisch-amerikanische Unsitte, ein Kind nicht nur allein schlafen, sondern auch allein schreien zu lassen, nein: man kennt das Phänomen des ›Plötzlichen Kindestodes‹ dort auch nicht. DAS sollte uns doch zu denken geben.« Aus einer Rezension des Buches ›Drei in einem Bett. Schlafen mit Kind‹ von Deborah Jackson zeigte, in einer epidemiologischen Untersuchung des Plötzlichen Kindstodes in Hongkong sehr überzeugend, dass PKT dort, im Vergleich zu den meisten westlichen Ländern selten war… Die gesellschaftliche Stabilität des Familienzusammenhalts ist [in Asien] grösser als in vielen westlichen Ländern; frühe Ehen wie auch unerwünschte Kinder sind selten; und eine starke unterstützende, erweiterte Familie existiert [für die Mutter]…, Babys werden viel weniger allein gelassen. Generell beobachtete er, dass der Kontakt mit Säuglingen, auch während des Schlafes, fast ununterbrochen war. ›Ist es möglich‹, so Davis, dass der allgegenwärtige körperliche Kontakt mit dem schlafenden Baby das Risiko des Plötzlichen Kindstodes verringert?« (D.P. Davis ›Cot in Hongkong: a rare problem?‹ 1985, zit. von Arno Gruen ›Ein früher Abschied‹ 1999, S. 186)

»Keine andere Kultur hat so viele Entschuldigungen erfunden,
eine Mutter von ihrem Kind fernzuhalten.«
(Jules Henry ›Pathways to madness‹ 1965)

Dies bestätigt eine Kulturzeit-Sendung des deutschen Fernsehens vom 23.4.2013: »Der Nationalsozialismus hat ganz bewusst einen Keil zwischen Eltern und Kinder geschoben. Die staatliche Erziehung hat relativ früh eingesetzt, um Kinder so zu Nationalsozialisten zu erziehen, die davon tausendprozentig überzeugt sind«, sagt die Psychoanalytikerin Inka Quindeau. Soweit geht die Trennung von Mutter und Kind, dass Mütter es zulassen, sogar aktiv unterstützen, dass ihre Söhne in den Krieg ziehen, wo sie als Kanonenfutter geopfert werden. »Diese Feindlichkeit den Kindern gegenüber habe sich tradiert, meint die Autorin. Sie glaube, dass jetzt nachfolgende Generationen ganz viel unbewusst tun, um diese Feindlichkeit zu kompensieren und versuchen in ihrer bewussten Erziehung der Kinder besonders zugewandt und liebevoll zu sein, um dieses dramatische Erbe in irgend einer Weise zu bewältigen.« es  tönt geradezu zynisch, wenn in der gleichen Sendung ein von seiner Weisheit überzeugter Familiensoziologe (Norbert F. Schneider) glaubt, er müsse den ›inkompetenten Müttern‹ Ratschläge erteilen: »Was uns fehlt, ist ein vernünftiges Maß an Gelassenheit. Kinder entwickeln sich auch dann gut, wenn wir nicht permanent für sie da sind, wenn wir nicht permanent meinen, wir müssen das Allerbeste für sie tun. Diese Gelassenheit fehlt uns und dadurch verkomplizieren wir Elternschaft im Alltag selber. Kinder sind nicht so hilfsbedürftig und verletzlich, wie wir sie heute konstruieren, sondern das, was sie schon immer waren: robust, egoistisch, selbstbewusst. Wir müssen ein Stück weit auf Distanz gehen können, wir müssen uns ein Stück weit abgrenzen können, dann können wir sie ertragen! Und nur dann können wir das Beste für sie geben.« Was für eine Härte und Lieblosigkeit spricht aus solchen Worten.

Obwohl Männer nur in Ausnahmefällen interessierte, engagierte, liebevolle Väter sind, wissen sie scheinbar am besten, was für Kinder und Mütter gut ist. Das wussten auch die deutschen Nazi, als sie die Lebensborn-Einrichtung schufen. Das taten schon die alten Ägypter unter den patriarchalen Pharaonen! Der Papyrus Harris I. informiert darüber, dass es in der Ramessidenzeit im Tempel von Memphis eine spezielle Frauensiedlung gab, die der ›serienmäßigen Produktion von Menschen‹ diente. Frauen wurden zum Gebären verpflichtet, ja gezwungen! Hitlers Lebensborn und die bosnischen Vergewaltigungslager sind, wie daraus ersichtlich, keineswegs neue Erfindungen. Wie in Nazideutschland kann man auch für Ägypten annehmen, dass die Väter in diesen Zuchtanstalten zur weißen, indoeuropäischen Erobererrasse gehörten, die hellhäutige Menschen ›züchteten‹, dem äußeren Zeichen der Zugehörigkeit zur überlegenen arischen Herrenrasse – und heute – der ›christlichen Kultur‹. (s. Doris Wolf ›Der Kampf gegen Weisheit und Macht der matriarchalen Urkultur Ägyptens‹, 2009, 8. Kapitel ›Die Folgen der patriarchalen Herrschaft für die Frauen‹)
Das körperliche und seelische Wohlbefinden des Babys beeinflusst auch die Leistungsfähigkeit des Gehirns und die Intelligenz des Kindes und damit seine Zukunft. Laut dem deutschen Neurobiologen Gerhard Roth sind nur 20% unserer Persönlichkeitsmerkmale genetisch, der Rest ist umweltbedingt. Die meisten von uns sind mit ihm der Meinung, dass schon das, was die werdende Mutter während der Schwangerschaft  erlebt, falls es sich um schockierende oder traumatisierende Erlebnisse handelt, eine schädigende Wirkung auf das Gehirn des Kindes haben kann. Hinzu kommt die wichtige Bindungserfahrung des Kindes während den ersten 12 Monaten, die für die Entwicklung des Urvertrauens sein ganzes Leben beeinflussen wird.

Traumatisierungen im Kleinkindalter bleiben, sofern sie nicht therapiert werden (können),
im Körper gespeichert und können zu scheinbar unerklärlichen Ängsten,
lebenslanger Depression, oder durch ihre Abwehr zu narzisstischen Gefühlen
von Großartigkeit und Selbstüberschätzung oder jederzeit in
Suchtverhalten,
Gewalttätigkeit, Sadismus oder im Aufruf zum Krieg führen.

Nach der Kleinstkindphase kommt die Ausfahrt im Kinderwagen, oft ohne Blickkontakt der Mutter mit dem Kind, mit deren Blick auf das Handy und mit dem Blick des Kindes auf den Verkehr! Schon wieder wird die Neurosen verursachende Trennung von Mutter und Kind verstärkt, »das ist eine schreckliche Dimension – und dann sind da die verursachten Traumata und die Folgen –  die von Generation zu Generation vererbt, ausgebaut und manifestiert werden.« (Thomas Bossack, Initiator Elternakademie, Chemnitz) Sind wir Mütter die schlechteren Mütter als andere? Nein, aber wir wurden im deutschsprachigen Raum patriarchal „teutonisch“ auf das getrimmt, was das „Oberhaupt“ der Familie als richtig vorschrieb. Die vom Patriarchat geforderte und durchgesetzte frühe Trennung von Mutter und Kind ist tragisch. Die erzwungene Trennung kann die Seele des Kindes derart verletzen, dass die Fähigkeit zur Empathie im Erwachsenenalter  völlig verloren gegangen ist. Dies führt zu scheinbar unerklärlichen Depressionen, Wut, Hass und dem Wunsch nach Rache (besonders an den Frauen), die sich möglicherweise in Frauenverachtung, Diskriminierung oder Gewalt gegen sie äußert. Die schmerzlichen, im Körper gespeicherten Gefühle von Angst, Wut, Verlassenheit und Leere versuchen Männer und Frauen verschieden zu bewältigen oder zu kompensieren.

Der unbewusste Neid des Mannes verursacht die meisten Probleme

»Sämtliche Mythologien legen den Schluss nahe, dass die Männer, bevor sie ihre reproduktive Rolle verstanden, versucht haben, sich selbst zu ›Frauen zu machen‹, in der Hoffnung dadurch eine Fruchtbarkeit wie die Frauen zu erlangen. Die Methoden umfassten die Couvade, also das Nachahmen der Geburt, den vorgetäuschten Tod und die Wiedergeburt durch künstliche, männliche Mütter, ebenfalls die zeremonielle Verwendung roter Flüssigkeiten, um das Menstruationsblut zu imitieren. Eine andere Methode war die zeremonielle Kastration. Ihre primitive Absicht war, einen männlichen Körper in einen weiblichen zu verwandeln. Viele Götter wurden auf diesem Weg zu Pseudo-Müttern.« (Barbara G. Walker ›Das geheime Wissen der Frauen‹ 1993, S. 525 ›Kastration‹)
Der Ägyptologe G.E. Budge bemerkte, dass sich der ägyptische [arische] Sonnengott Ra selbst kastrierte, um das Geschlecht der Ammiu aus seinem Blut hervorzubringen. (›The Gods of the Egyptians‹ 1904/1969, S. 100) Nicht nur die Götter versuchten selber zu gebären; Bruno Bettelheim »weist nach, dass es einen Neid des Mannes auf die Frau gibt, der in unserer Gesellschaft verdrängt und deshalb geleugnet wird und zeigt auf, wie und warum Männer in primitiven Gesellschaften sich Wunden zufügen, um symbolisch an der Macht und Stärke der Frauen, die menstruieren und gebären können, teilzuhaben.« (Bettelheim ›Die symbolischen Wunden – Pubertätsriten und der Neid des Mannes‹ 1975) Bettelheim bemerkt, dass das Blut, das bei Frauen von Natur aus fließt, bei einem Mann nur durch Imitation erzeugt werden kann. »Frühe mythologische Theorien über die Rolle der Männer bei der Fortpflanzung waren meist unsinnig und hatten einen wirren magischen Charakter, wie etwa der Brauch der Couvade (hier imitiert der Ehemann die Geburtswehen seiner Ehefrau) oder auch die Idee, wenn sie wie Frauen bluten könnten, wenn sie wie die Frauen Blut aus ihren Genitalien fließen lassen würden. Viele grausame Bräuche der Beschneidung entstammen dieser Vorstellung, denn die erste Wahrnehmung des lebenspendenden blutmagischen Stoffes war das Menstruationsblut.« (Barbara G. Walker ›Göttin ohne Gott – Der Herr des Himmels wird entthront‹ 1999, S. 65) Im Blut sitzt für gläubige Juden und Muslime die Seele. (s. ›Die Beschneidung der Knaben – der Angriff auf die männliche Sexualität‹) Es ist der ›Saft des Lebens‹ und deshalb tabu; vor allem weil es an das Leben gebende Blut der Frauen erinnert. Das Blut das Leben schafft, ist ausschliesslich das Blut der Mutter.
Roter Ocker war das Symbol für weibliches Lebensblut. Männliche Wissenschaftler haben das nie berücksichtigt, erkannt oder anerkannt. Erst die Sozialanthropologin Doris F. Jonas analysierte die Verwendung von Ocker: »Vom symbolischen Gebrauch roten Ockers scheint klar, dass primitive Menschen bis zurück in paläolithische Zeiten sich einer Verbindung zwischen Menstruation und Kindesgeburt bewusst gewesen sind, zum Teil wohl, weil das Gebären selbst mit Blutungen vor sich geht. Es kann daher nicht zu sehr überraschen, wenn unsere ziemlich natürlichen und unbefangenen Zeitgenossen unter primitiven Völkern in ihren Riten Reste dieses uralten mit Ehrfurcht versetzten Neides auf die weibliche Funktion bewahrt haben und versuchen, sie nachzuahmen, um auf magische Weise Macht darüber zu gewinnen. Das Alter der männlichen Jugendlichen, in dem [im Islam] Be- oder Unterschneidung vorgenommen wird, entspricht dem Einsetzen des Menstruierens beim Mädchen.« (Doris F. Jonas ›Der überschätzte Mann – Die Mär von der männlichen Überlegenheit‹ 1981, S. 98)

Jutta Voss, evangelische Theologin und jungianische Psychologin, schreibt:

»Der Neid des Mannes auf das lebenschaffende weibliche Blut, verbunden mit der Erfahrung seines eigenen, nicht lebenschaffenden Blutes, führte zur Zerstörung der Heiligkeit der Sacer Mens. Da kein Mann dieses Blut-Sakrement in sich trägt, haben Männer diesen Mangel weltweit auszugleichen versucht. Aber wenn der Mann Blut fliessen lässt, egal ob in einer symbolischen Wunde oder in seinen ›unheiligen Kriegen‹, dann schafft er nicht Leben, sondern Verletzung und Tod.« (Jutta Voss ›Das Schwarzmond-Tabu‹ 1988, S. 145)

Die patriarchalen Religionen haben einen wesentlichen Beitrag zur Entwertung und Herabsetzung der Frau geleistet. In islamischen Ländern geht es bis zur völligen Entrechtung der Mütter. Besonders schlimm sind die patriarchalen Gesetze, welche die Verbindung von Mutter und Kind betreffen. Bei einer Scheidung werden der Mutter die Söhne nur bis zum Alter von zwei Jahren, die Töchter bis sieben Jahre anvertraut [!], danach bekommt der Vater das alleinige Sorgerecht, falls er es nicht ablehnt. Die elterliche Autorität liegt stets beim Vater, auch wenn die Kinder bei der Mutter leben.« (Florence Beaugé, ›Die Freiheit der iranischen Frauen, ›Le monde diplomatique‹, Wochenzeitung, Febr. 2016, S. 21)

»Wir sind eine kranke Gesellschaft, in der Schein und Heuchelei regieren.
Ich weiss nicht, wohin uns das noch führt«.
(Florence Beaugé)


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