Die absurde Fabel von den ›Pferdejägern von Schöningen‹

Aus dem Inhalt:

  • Die absurde Fabel von den ›Pferdejägern von Schöningen‹
  • Die Holzspeere von Schöningen – die ältesten Jagdwaffen der Welt?
  • Die Holzspeere wurden am Ufer eines einstmaligen Sees gefunden
  • Das Fischespeeren war eine übliche Methode des Fischefangens

Die absurde Fabel von den ›Pferdejägern‹ von Schöningen

Klaus Schmidts Phantasmagorie einer zwei Millionen dauernden Jägergesellschaft ist nicht leicht zu toppen, doch auch jene des Ausgräbers von Schöningen, des Archäologen Hartmut Thieme, der in der Nähe von Schöningen zwischen 1994 und 1998 acht hölzerne Wurfspeere fand, die erst auf 300’000 bis 400’000 Jahre geschätzt, heute auf 270’000 verjüngt wurden, ist nicht von schlechten Eltern. Die Speere seien die ältesten vollständig erhaltenen Jagdwaffen der Welt, behauptete Thieme (Wikipedia) und sei damit ein wichtiger Beleg für die aktive Jagd des Homo heidelbergensis…« ›Eine Weltsensation‹ meldete die informierte Presse. Damit könne die Gesellschaft als ›Jäger und Sammler‹ bezeichnet werden. Thieme meint, die Funde hätten das Bild der kulturellen Entwicklung des frühen Menschen nachhaltig verändert…
Welches Bild meinte Thieme? Sicher nicht jenes, des zu dieser Zeit friedlichen Matriarchats, der Zeit der FischerInnen, Pflanzerinnen und SammlerInnen? Wer von Jagd spricht, denkt an die Jagd auf Warmblüter, eben Pferde, Mammuts, Säbelzahntiger, Höhlenbären, doch das ist ein ausgemachter Unsinn, patriarchales Geschwätz. Die Jagd auf das Grosswild der damaligen Zeit ist eine gern verbreitete Spekulation, für die es keinen einzigen Beweis gibt. Säugetiere wurden schon wegen der Ähnlichkeit der Abstammung mit menschlichen Müttern, nicht gejagt.
In der Zeit von Schöningen ernährten sich die Menschen vegetarisch und von Fisch und das gilt auch für die Leute von Schöningen. Damals gab es keine Jagd – ausser man will Fischen als Jagd bezeichnen –; es gab sie nicht, schon gar nicht auf Säugetiere und Wildtiere.

Thieme und seine Freunde glauben nun, mit den Holzspeeren genau diesen Beweis erbringen zu können.

Die Holzspeere von Schöningen – die ältesten Jagdwaffen der Welt?

Bei den Ausgrabungen wurden, neben den üblichen Funden wie Steingeräten, auch Tierknochen gefunden, vor allem Knochen von Pferden, die auf mindestens 20 bis 35 Exemplare schließen lassen, gefolgt von Rothirsch und Wisent. Nun stellen sich die Freunde der Jagdthese ein filmreifes Szenario einer brutalen Pferdejagd mit den Holzspeeren vor, das jeden Tierliebhaber schaudern lässt. (Nachzulesen im Wikipedia ›Schöningen Speere‹)

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Eine sadistische Phantasie!
Waren die frühen Schöninger, keine Pferdeflüsterer, sondern brutale Pferdekiller?

Auf dem Poster zur Eröffnung sieht man eine derart brutale Jagd auf Wildpferde, das jedem normalen Menschen das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Die Holzspeere wurden am Ufer eines einstmaligen Sees gefunden

Die Wichtigkeit dieses Befundes wird in Schöningen völlig übergangen. Die frühesten Völker siedelten immer am Wasser, am Süsswasser, das sich zum Trinken eignete. Fische, Mollusken, Wassertiere, wie Muscheln und Schnecken, gehörten neben der pflanzlichen Kost zu den Grundnahrungsmitteln; Fische waren die wichtigen Proteinspender. Die frühen Menschen waren Fischer und Sammler. Sogar Hermann Parzinger, ein eingefleischter Vertreter der Jagdtheorie, schreibt von »meterhohen Ablagerungen von Muschelschalen« und »Muschelhaufen weltweit.« (Parzinger ›Die Kinder des Prometheus – Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift‹ 2014, S. 715) Parzinger ist ganz in seinem jägerischen Element in Schöningen, er schwärmt: »Nicht nur die Technik der Holzbearbeitung, sondern auch die Handhabung dieser Speere bis hin zur Verbesserung der Flugeigenschaften durch die Verlagerung des Schwerpunktes lässt auf beträchtliches technisches Wissen und lange Erfahrung ihrer Schöpfer schließen. Aufgrund der in der Regel nur zufälligen Erhaltung hölzerner Artefakte aus der Frühzeit wissen wir nicht, seit wann solche Speere und Lanzen zur Jagd eingesetzt wurden. Ohne diese Waffen ist jedoch die Jagd auf Hirsche, Rehe, Pferde sowie – bei günstiger Gelegenheit – auch auf unerfahrene jüngere Wildrinder, Flusspferde, Nashörner oder Waldelefanten nicht vorstellbar. So war die Wurf- und Stoßlanze über Jahrtausende gewiss eine Art von Universalwerkzeug, wie es auch der über Jahrtausende hinweg technisch und praktisch höchst erfolgreiche Faustkeil als schweres Trennmesser war.« (Parzinger ibd. S. 35) Parzinger täuscht sich gleich beide Male: Der sogenannte Faustkeil war kein schweres Trennmesser, sondern ein weibliches Symbol… (s. ›Die Verehrung der Vulva‹)

… und das Fische–Speeren war eine übliche Methode des Fischefangens.

Das Fischen mit langen Holzspeeren wird aus den Wandgemälden der dynastischen Zeit Ägyptens ersichtlich. Immer wieder wird die Großwildjagd der frühen Jäger beschworen, aber nie gab es Bilder oder Texte, die diese Spekulation bewiesen hätten. Den Beweis erbringen auch die Holzspeere von Schöningen nicht. (s. ›Die Urvölker waren FischerInnen und SammlerInnen‹)


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