Das Patriarchat – Die größte Tragödie der Menschheitsgeschichte
Aus dem Inhalt:
- Der Umsturz vom Frieden im Matriarchat ins gewalttätige Patriarchat;
die Herrschaft der kriegerischen Eroberer - Die indoeuropäischen Invasionen aus dem Norden
- Kriege gibt es erst seit den 5500 kriegerischen Jahren der Herrschaft der Väter –
während 98 Prozent der Menschheitsgeshiche gab es keine Kriege - Das Schicksal der matriarchalen Urgeschichte in der patriarchalen Forschung
- Die Eroberung des matriarchalen Ägyptens am Ende des 4. Jahrtausends,
von der sich Ägypten nie erholt hat - Patriarchale WissenschaftlerInnen bekämpfen die Anerkennung der
weiblich dominierten Urzeit und die Eroberung Ägyptens - Das Wegsehen und Leugnen der indoeuropäischen Eroberung
ist ein wissenschaftlicher Skandal - Der Umsturz vom Matriarchat ins Patriarchat geschah durch bewaffnete Überfälle,
Massaker, Kriege und Ermordung der Frauen durch indoeuropäische Männerhorden aus dem Norden
Der Umsturz vom Frieden im Matriarchat
ins gewalttätige Patriarchat, der Herrschaft der Männer
Nach mindestens 300’000 Jahren friedlichen, matriarchalen Zusammenlebens, übernahmen
erst nur einige wenige indoeuropäische Männer vor etwas mehr als 5000 Jahren gewaltsam
die Macht und begannen die Welt in andauernde Kriege und ein wirksames Unterdrückungs- und Ausbeutungssystem zu stürzen
Von den einst mindestens 300’000 Jahren friedlichen Zusammenlebens der Menschen, d.h. des Matriarchats, als Frauen den Menschen mütterlich vorstanden, wissen wir wenig. Die Geschichte, die uns in der Schule übermittelt wurde, befasst sich beinahe ausschliesslich mit den letzten 5000 Jahren; der geschriebenen Geschichte. Dies ist aber die Geschichte, nach dem Umbruch, d.h. die Geschichte des Patriarchats, der ständigen Kriege und Eroberungen. Aber es gab eine Geschichte davor, eine lange Geschichte der Menschen, von der wir kaum etwas wissen: Es ist die den meisten unbekannte Geschichte der Mütter, die Geschichte des Matriarchats, als die Menschen in Frieden lebten. Davon zeugen noch immer die vielen Matriarchate, die in aller Welt überlebt haben. Darüber forschte und schrieb im deutschsprachigen Raum vor allem Heide Göttner-Abendroth. Dagegen beherrschen Geschichten der Unterwerfung, Versklavung und Ausbeutung der Völker durch kriegerische Männerhorden bis heute unsere Geschichtsbücher. Wir leben heute in dieser Welt von skrupellosen, erst vor allem weißen Männern, die sich in den letzten 5000 Jahren erfolgreiche Strategien der Unterwerfung angeeignet haben. Sie sind mit Leichtigkeit auszumachen in den profit- und machtgierigen, größenwahnsinnigen, gewaltbereiten, kriegssüchtigen Faschisten, Populisten, Militaristen, Autokraten, Theokraten, Diktatoren, Despoten, der Mafia und in den Managern von lukrativen, weltumspannenden Großkonzernen. Sie haben während den 5000 Jahren seit ihrem ersten Auftreten nie aufgehört, die einst freien Völker zu dominieren, zu unterdrücken und auszubeuten und das Leben der Menschen politisch, wirtschaftlich, sozial und religiös zu reglementieren, zu lenken, zu kontrollieren und sie ihrer Würde, ihrer Freiheit, ihres Friedens, ihrer Lebensfreude, ihrer Solidarität, ihrer Sicherheit und Menschenrechte zu berauben. Bis vor wenigen Jahrzehnten wussten wir kaum etwas über die Entstehung des Patriarchats und von seiner kurzen Dauer als Teil der Menschheitsgeschichte. Wenn Urgeschichtsforscher, Anthropologen und andere Wissenschaftler davon ausgehen, dass die heutige Form der Menschen seit 200‘000-300’000 Jahren besteht, stellen die meisten von uns doch etwas erstaunt fest, dass das Patriarchat lediglich die letzten 5000 Jahre davon ausmacht. Wurde uns in der Schule nicht immer gelehrt, oder unterschwellig suggeriert, dass es nie eine andere Form als das von Männern dominierte Werte- und Gesellschaftssystem, eben das Patriarchat gegeben habe und dieses System normal und quasi ohne Alternative sei? Wer hatte schon etwas davon gehört, dass es bis vor 5000 Jahren keine Kriege und keine einzige männliche Gottheit gab? Dass die Menschen in der damals bekannten Welt in Frieden lebten, keinen männlichen Herrscher, keine Kriege, keine Unterdrückung, keine Ausbeutung und keine männliche Ideologie, d.h. kein Patriarchat kannten? Und wer wusste, dass vor dem heutigen Patriarchat eine Gesellschaftsform existierte, in der die Menschen unter der natürlichen Autorität der Mütter, dem sogenannten Matriarchat in Freiheit und Wohlstand gleichberechtigt und in Frieden lebten?
Im Geschichtsunterricht der Schulen und Universitäten wurden wir anders belehrt. Besonders wir Frauen interessieren uns instinktiv jedoch kaum für die öde, patriarchale Geschichtsschreibung der Schulwissenschaft – die eigentlich nichts anderes ist als eine patriarchale Propaganda, eine ununterbrochene Reihenfolge von Kriegsberichterstattungen, in der das weibliche Geschlecht kaum vorkommt. Die patriarchale Propaganda der Historiker und Kleriker, ihre patriarchalen Ansichten, Behauptungen, Beschönigungen, ihre Verherrlichung der Macht und der ›Kriegskunst‹, ihre falschen Versprechen, Verfälschungen und Verzerrungen, ihre Halbwahrheiten, Lügen und Spekulationen, ihr Verheimlichen der ganzen Epoche der frühen Menschheitsgeschichte, konnten wir zwar mangels anderer Quellen nicht durchschauen und nicht verifizieren, aber viele von uns ahnten doch, dass das, was man(n) uns als absolute Wahrheit diktierte, nicht die ganze Wahrheit sein kann. Doch die meisten von uns denken und hinterfragen nicht mehr; wir haben uns mit dem Patriarchat als Normalität abgefunden. Wir wollen in Ruhe gelassen werden, akzeptieren deshalb die Behauptung, dass es eben ›schon-immer‹ so war: dass Männer schon immer und wie die Bibel sagt, die Welt untertan gemacht haben, dass die Menschen ausgebeutet, die Frauen unterdrückt und Männer ständig Kriege geführt haben und, dass Gott schon immer, das sind jedoch lediglich die letzten 5000 Jahre, ein Mann war. Doch was vor dem Patriarchat war – und dabei geht es, wie gesagt, um mindestens 200‘000 -300‘000 Jahre des modernen Menschen – davon wissen wir kaum etwas. Dass die Welt vor dem Patriarchat friedlich, ausgeglichen, gleichberechtigt und prosperierend war und von weisen Frauen, Müttern, sogenannten Matriarchinnen geleitet wurde, davon wissen wir kaum etwas; eigentlich gar nichts. Es ist anzunehmen, dass manche Frauen, wie Hebammen und Heilerinnen, vielleicht vom Beitrag des Mannes bei der Entstehung des Kindes ahnten oder wussten, was jedoch für niemanden von Bedeutung war; wichtig war nur die sichtbare Tatsache, das Kind entsteht im Schoss der Mutter; es ist ihr Kind.
Es war nach der Entdeckung der biologischen Vaterschaft, dass ein Umsturz stattfand, der in den Köpfen nur einiger weniger Männer begann. Die Entdeckung ihres, bis dahin unbekannten Anteils bei der Entstehung neuen Lebens dürfte bei diesen einigen wenigen Männern eingeschlagen haben wie ein Blitz. Die Neuigkeit kann bei ihnen ein Gefühl von Stolz und einen Anspruch von Macht erzeugt haben. Und es ist sehr wohl möglich, dass dies bei einigen zu einem aggressiven Verhalten, einer Wut auf die Frauen führte, die ihren Söhnen und Männern diesen für sie jetzt so außerordentlich wichtig gewordenen Beitrag vermeintlich verschwiegen hätten. Wenn wir ernsthaft die Frage stellen, warum all das nicht erforscht, gelehrt und diskutiert wird, gibt uns der Altorientalist Gebhard J. Selz eine nüchterne Antwort:
»In Europa waren die orientalistischen Fächer allgemein
und die Altorientalistik im Besonderen lange eingebunden
in die christlich-theologischen Disziplinen.« (G. J. Selz)
Das sind sie noch immer. Kaum ein Wissenschaftler und schon gar keine Wissenschaftlerin wagt es die monotheistischen Religionen in Frage zu stellen oder zu kritisieren. Die mittelalterliche Drohung der Blasphemie, des Kirchenbannes und der Höllenstrafen schüchtert die Menschen ein. Den Frauen sitzen die Hexenverbrennungen ihrer Ahninnen noch in Nacken und Knochen; sie wurden bestraft, weil sie es gewagt hatten, sich gegen die Zwangschristianisierung zu wehren. Die brennenden Scheiterhaufen blieben im traumatisierten kollektiven Gedächtnis der Frauen erhalten, was einer der Gründe für ihr langanhaltendes Schweigen ist. Nur selten wagt es heute jemand, die Invasion und den Landraub Kanaans zu verurteilen. Mit welcher Dreistigkeit wurde die Eroberung des matriarchalen Landes durch die indoeuropäischen Stämme schon in der Bibel geschönt und gerechtfertigt.
Wenn wir diesen Landraub und die Gewalt vergleichen mit der beispielsweise rund 3000 Jahre später die USA und ihre Verbündeten in den Irak einmarschierten, oder den Angriffskrieg von Putin in die Ukraine, stellen wir den gleichen Geist fest. Einen Unterschied macht höchstens die Steigerung der Gewalt, des Tötens und Zerstörens durch die raffiniertere Technik; die rohe Brutalität, die Dreistigkeit und Skrupellosigkeit ist die gleiche geblieben. Bushs Verbrechen wurde im Westen kaum je kritisiert. Obwohl die Kriegsverbrecher im Irak eine Million Tote verursachten. Dazu bombten sie weite Teile des Landes in Grund und Boden. Kriege werden noch immer geschönt und mit Lügen und dem sich Berufen auf Gottes Willen gerechtfertigt.
Sich auf Gott zu berufen hat in Deutschland eine lange Tradition:
»So handle ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers: indem ich mich
des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn«, schrieb Hitler.
(›Mein Kampf‹ 1936, S. 70)
Dass die kriegerischen Brutalitäten, die vor 5500 Jahren begannen, heute straffrei geschehen dürfen und in konservativen Kreisen akzeptiert werden, dafür sorgt die patriarchale kirchliche und politische Staatsgewalt, die schönfärbende und bagatellisierende Propaganda, die verfälschende, beschönigende Geschichtsschreibung und die konservative Presse. Die Gewaltpolitik der patriarchalen Regierungen und die Wahrheit über ihre schmutzigen Aktionen bleiben geheim. Ihre ungeheuren Verbrechen gegen die Menschlichkeit dürfen von niemandem aufgedeckt und ausgesprochen werden, sonst droht ihnen das, was exemplarisch an Julian Assange demonstriert wird: die totale physische und psychische Vernichtung durch die Staatsgewalt jener Regierungen, die die Verbrechen angeordnet haben. Es ist eindeutig, dass die Lobby des milliardenschweren patriarchalen Klerus und seiner Anhänger der Grund ist, warum die Urgeschichte von der patriarchalen Wissenschaft kaum erforscht wird, denn diese führt unvermeidlich zurück in die Zeit des friedlichen Matriarchats und die Verehrung der Großen Göttin. Verständlich, dass die patriarchalen, monotheistisch jüdischen, die islamischen und christlichen Gelehrten davon nichts wissen wollen. Das Patriarchat wurde zur ideologischen und religiösen Grundlage des Gesellschafts-, Werte- und Wirtschaftssystem von heute. Es wurde vor 5000 Jahren erfunden und zuerst in Ägypten und in Mesopotamien institutionalisiert und spätestens mit den muslimischen Eroberungskriegen und den christlichen Kolonialisten und Missionaren über die ganze Welt verbreitet.
»Zweifelsohne ist das Patriarchat eine schicksalsschwere Fehlentwicklung der Zivilisation, die uns zunehmend an den Abgrund unserer Spezies führt. Ob uns die Antworten des Beginns des Irrweges helfen, die dringend notwendige Korrektur zu machen, bleibt offen. Eine Patriarchats-Forschung scheint mir zwingend notwendig zu sein.‹ (Emanuel Erhardt, Psychiater, Psychotherapeut und Familienvater)
Das Patriarchat ist keine ›höhere‹ Kulturstufe
Mächtige Männer, Vertreter der patriarchalen Ideologie, beherrschen seit 5000 Jahren unsere Welt, die Menschen und die Natur. Nach den despotischen Pharaonen, Sumerern, Assyrern und Babyloniern vergingen sich Eroberer, Kolonialisten und Fanatiker patriarchaler Ideologien und Religionen in den letzten Jahrtausenden an der ganzen Welt. Sie zerstörten die Menschen, ihre Werte und ihre Kulturen. Was sie noch übrig gelassen haben, schaffen nun noch die aktuellen, grössenwahnsinnigen Diktatoren und ihre Kriege (s. z.B den Krieg in der Ukraine, beginnend im Februar 2022). Die Welt hat sich in den 5000 Jahren patriarchaler Herrschaft weder menschlich, sozial, ethisch, moralisch, noch bezüglich Intelligenz und Reife weiter oder ›höher‹ entwickelt; wurde nicht ›zivilisierter‹ als die ersten kriegerischen, indoeuropäischen Männerhorden, die der Anfang und der Grund der Patriarchalisierung waren. Im Gegenteil: Die Welt wurde zu einem rücksichtslosen, brutalen, mörderischen globalen Markt, einem Kriegsschauplatz von skrupellosen, profitgierigen, narzisstischen Machthabern. (s. D. Wolf: ›Der Verlust der Freiheit und des irdischen Glücks im Patriarchat‹)
Krieg spielt die dominierende Rolle im Patriarchat.
Er ist das Mittel der Macht und des Machterhalts.
Der Beginn des Patriarchats fällt zusammen mit der frühen Bronzezeit in Vorderasien, der Entdeckung der Metallurgie und der industriellen Herstellung von (Bronze-)Waffen, welche zur Grundlage jeder Herrschaft und jeden Krieges wurde. Seither sind die Menschen der zunehmenden Gewalt der regierenden Militaristen und ihrem unheimlichen Waffenarsenal, von den chemischen Waffen, den mörderischen Drohnen und der Atombombe bis zu den vor allem in den USA schwer bewaffneten Kleinbürgern hilflos ausgeliefert. Die drohende Gewalt der Machtmenschen betrifft uns alle und alles: Frauen, Männer, Kinder, Tiere und die Natur. Viele Männer werden freiwillige Helfershelfer der Mächtigen, von denen sie als nützliche Idioten und in den Kriegen als Kanonenfutter verbraten werden. Von diesem Machtmissbrauch, vor dem schon George Washington gewarnt hatte, wollen Männer der westlichen Welt nichts wissen. Sie wurden schon in der Kindheit durch die Lüge, dass sie aufgrund ihres ‚starken’ Geschlechts und ihrer hellen, weissen Hautfarbe viel wichtiger und intelligenter seien als andere Völker, verführt. Dass sie auch über den Frauen stehen sollen, brachten ihnen die neuen patriarchalen Religionen bei. Geblendet von ihrer vermeintlichen Wichtigkeit ist das Denken und Fühlen dieser Männer wie unter Drogen narkotisiert. Sie merken nicht, was ihnen mit der plumpen Schmeichelei, die sie gerne glauben, geschieht. Viele der patriarchal sozialisierten jungen Männer träumen davon, Helden zu werden. Doch statt dessen verrohen sie auf dem Schlachtfeld patriarchaler Ideologen, werden entmenschlicht und brutalisiert. Wie schon beim ersten bekannten, grossen Überfall und Massaker (s. D. Wolf ›Der erste Krieg der Weltgeschichte‹), vor 5500 Jahren, bis zu den heutigen Kriegen auf der ganzen Welt, bedienen sich mächtige Männer der naiven, abenteuerlustigen Jungen, schicken sie in mörderische Kriege, um sich selbst noch mehr Macht zu verschaffen, ihren Einfluss weiter zu vergrössern und vor allem ihre Gier nach noch mehr Beute und Profiten zu befriedigen. In allen Kriegen werden ›Anfängern‹ tatsächlich Drogen verabreicht, damit ihnen der Rest von Anstand und Menschlichkeit genommen und das Töten, Foltern, Rauben, Vergewaltigen und Zerstören zu Beginn ihrer militärischen Verbrecherkarriere leichter fällt (siehe z.B. das Massaker im vietnamesischen MyLai oder in der heutigen Ukraine). Neben den Freiwilligen sind die staatlich zwangsrekrutierten Soldaten und angeheuerten Söldner, bezahlte Killer, Kriegsknechte des Patriarchats. Sie werden von der Brutalität des blutigen Kriegsgeschehens traumatisiert und verkrüppelt. Physisch und psychisch mutieren sie in kriegerischen Kämpfen in kürzester Zeit zu gefühllosen, menschlichen Bestien, die sich für den Krieg begeistern, die fasziniert sind vom Töten, Plündern, Verwüsten, Zerstören und Vergewaltigen. (s. z.B. History, zdfinfo, 27.12.2021): Sie werden ganz einfach menschlich zerstört. Das kriegerische Patriarchat ruiniert Verstand und Gefühl der Männer; macht sie buchstäblich ver–rückt. Was sich ›ganz normale‹ Männer an Unmenschlichkeiten im Krieg straffrei erlauben dürfen, davon bekommen wir ein Ahnung, wenn wir in geheim aufgenommenen Gesprächen unter Kriegsgefangenen von ihrer entmenschlichten Haltung und ihren Verbrechen erfahren: Der deutsche Historiker Sönke Neitzel entdeckte 150‘00 Seiten Abhörprotokolle von gefangenen deutschen Soldaten, festgehalten im Buch ›Soldaten. Protokolle vom Töten, Kämpfen und Sterben‹ (Sönke Neitzel und Harald Welzer, 2011). Im Buch und im Film zum gleichen Thema: ›Wenn Soldaten zu Bestien werden‹ wird die Frage: ›Was macht Krieg mit den Menschen?‹ beantwortet. Offensichtlich macht er aus den meisten Männern Monster und aus den Frauen und Kindern Opfer. Viele Soldaten, kennen nach ersten Hemmungen einen Blutrausch der Tötungslust und Zerstörungswut, keine Gefühle, kein Unrechtsbewusstsein, keine Moral, kein Mitleid und keine Menschlichkeit mehr, im Gegenteil, da sagt einer der abgehörten deutschen Soldaten:
»Es ist mir ein Bedürfnis geworden, Bomben zu werfen.
Das prickelt so schön.«
Wenn im Krieg Männer Verbrechen gegen die Menschlichkeit verüben, wenn sie Plündern, Foltern, Verwüsten, Vergewaltigen und Töten dürfen /müssen – ohne dass die Familie, ihre Mütter, Frauen und Kinder zu Hause von ihren Gräueltaten erfahren – wenn all das heimlich, unhinterfragt und ungestraft möglich ist, dann plündern, morden und vergewaltigen viele Männer. Dabei rühmen sie sich der ›absoluten Pflichterfüllung‹, des ›bedingungslosen Gehorsams‹, als ›treuen Diener für Gott und Vaterland‹. (s. D. Wolf ›Das Patriarchat: Tal der Tränen und Massengrab für Millionen‹) Es kann nicht verwundern, dass viele Väter und Grossväter später nicht über den Krieg sprechen wollen, die einen, weil der Krieg sie schwer traumatisierte, die andern, weil sie ihre Schandtaten und Verbrechen lieber geheim behalten.
Die frühesten indoeuropäischen Invasionen aus dem Norden
»Die Vergangenheit ist nicht tot.
Sie ist noch nicht einmal vergangen.«
(William Faulkner)
Der amerikanische Schriftsteller William Faulkner erkannte intuitiv, was die eminente Archäologin und Urgeschichtsforscherin Marija Gimbutas aufgrund ihrer lebenslangen Forschungen und Entdeckungen in Bezug auf die Gegenwart des westlichen Europas als bewiesen erkannte: die ersten kriegerischen Überfälle von Männerhorden auf die friedlichen, prosperierenden matriarchalen Siedlungen und Städte. Gimbutas schreibt:
»Der Einfluss der Invasionen einer aggressiven männlich dominierten Kultur
wirkt bis heute fort, und wir fangen gerade erst an, die Jahrtausende lange
Entfremdung von unserem ureigenen europäischen Erbe, einer gylanischen, [mutterzentrierten], nicht gewalttätigen, erdgebundenen Kultur zu entdecken.
(Marija Gimbutas ›Die Sprache der Göttin‹ 1995, S. XXI)
Heute wissen wir, vor den Eroberungen der Indo-Europäer war die Welt matriarchal, eine Welt unter der Ägide und dem Schutz der Mütter und der weisen alten Frauen. Die damals bekannte Welt war zivilisiert, kultiviert und prosperierend. Die Menschen lebten in FREIHEIT. Der Erhalt von Freiheit und FRIEDEN gehört zu den wichtigsten und wertvollsten Kulturleistungen des Matriarchats. Der Friede wurde durch die Eroberungskriege der Indo-Europäer schlagartig beendet. Der Krieg kam in die Welt und blieb. (s. D. Wolf »Während 98 Prozent der Menschheitsgeschichte gab es keine Kriege!«) Den ersten Eroberungen weißer, indoeuropäischer Horden folgte im Lauf der Zeit sukzessive die Machtnahme der ganzen Welt. Die patriarchale Herrschaft der Gewalt hat nie mehr aufgehört, nahm nie ein Ende. Seit 5000 Jahren werden unaufhörlich Kriege geführt, werden die Menschen versklavt, unterdrückt und ausgebeutet. Wir haben uns nie von den Fesseln dieser gewalttätigen Herrschaft befreien können, nie aus der Vergangenheit lernen können, uns nie von den Traumatisierungen erholt, aber vor allem, wir wissen kaum etwas davon. Diese geschichtlichen Tatsachen sind patriarchalen Unwissenden und/oder LeugnerInnen des Matriarchats nicht bekannt. Wir konnten uns dieser Gewalt und Bevormundung nicht einmal bewusst werden, weil die Geschichte, die man uns in Schulen und Universitäten lehrt, von eben dieser Macht-Elite, den patriarchalen Siegern, den siegreichen Herrschern und den sie unterstützenden Klerikern geschrieben wurde. Sie propagieren die Richtigkeit ihrer Ideologie, die Legitimität ihrer Macht und Gewalt, ihrer Gesetze und Befehle. Sie propagieren gesellschaftliche Schichtungen, Klassen, Kasten und Hierarchien von Herrschenden und Untergebenen, von Befehlenden und Gehorchenden. Das sei von der Natur so vorgesehen oder gar von einem/ihrem Gott gewollt, behaupten die Vertreter dieser patriarchalen Ideologie und sie selbst handelten im Auftrag und im Namen eines von ihnen erfundenen Gottes oder sie wähnen sich selbst Götter.
»Die Klassen schaffen Abgründe, in denen das Beste alles Menschlichen versiegt.«
D.H. Lawrence)
Die Ideologie von Herrschaft und Rangordnung wurde vor 5000 Jahren von der die Krieger begleitenden arischen Priesterschaft erfunden, religiös verbrämt und geschönt und gehört bis heute zum Wesenskern des weissen, arischen Rassismus, der von Anfang an und immer wieder gewaltbereit zum Umsturz aufruft. Sich auf den neuen männlichen Gott zu berufen oder auf die patriarchale Bibel zu schwören, wird von den Herrschenden noch immer aus purem Kalkül angewandt, um heuchlerisch und bigott die eigene Lauterkeit und Frömmigkeit zu bekunden, die die gehirngewaschenen Gläubigen ihnen abnehmen. Die patriarchale, ›von Gott gewollte‹ Herrschaftsideologie wurde vom patriarchalen Klerus der späteren monotheistischen Religionen eins zu eins übernommen. Der Klerus verbreitet noch immer die gleichen Lügen-Mythen, Legenden und lächerlichen ›Wunder‹ wie damals, z.B. von einem kontrollierenden, männlichen, allmächtigen, allwissenden, allsehenden Gott. Tausende Jahre wurden die Menschen mit Hölle und Teufel und einschüchternden Drohungen zu Schuldigen, die einer Bestrafung nicht entkommen werden, in Angst und Schrecken versetzt. So wurden die verängstigten Gläubigen für die Interessen der mächtigen Männer gefügig gemacht. In Schulen und Universitäten wird uns beigebracht, was wir wissen sollen, nicht, was für uns von Interesse wäre, z.B. die Geschichte wie, wo und warum Macht, Herrschaft und Machtmissbrauch, zB. der Rassismus entstanden sind, die unsere Welt hier und heute beherrschen. Das Matriarchat kannte keine Herrschaft, keine autoritären Hierarchien und keine Kriege. Es könnte als eine ›geordnete Anarchie‹ unter der Leitung der Mütter bezeichnet werden. Man kannte keine jenseitige, über allem stehende Macht, keinen männlichen Gott, der uns durch das Wort oder eine andere absurde Idee ›geschaffen‹ haben soll (s. D. Wolf ›Von schwangeren Männern und gebärenden Göttern‹). Die Menschen lebten ohne Glauben, aber mit dem Wissen, dass wir von Frauen geboren wurden und der Gewissheit, dass wir das Leben bis zum Ur-Anfang den Müttern verdanken, die uns das Leben schenk(t)en. Glauben ist im Patriarchat wichtiger als Wissen. Wir wurden während Jahrtausenden zu Unwissenden, zu Gläubigen gedrillt. Viele glauben noch immer, was uns patriarchale Machthaber, Kleriker, Missionare und Fanatiker beibringen; auch jede Absurdität, jeden Schwachsinn, jede Verzerrung, jede noch so dreiste Lüge, jeden Betrug und jede Legende, die wir als ›Wahrheit‹ akzeptieren. Einige Männer haben das erkannt, so warnt etwa Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, ein evangelischer Theologe, Altphilologe, Staatstheoretiker, Kirchenpolitiker, Pädagoge und Philosoph (1768–1834):
»Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen für die Männer;
du sollst ihre Barbarei nicht beschönigen mit Worten und Werken.«
Das Schicksal der matriarchalen Urgeschichte
in der patriarchalen Wissenschaft
In der Folge der männlichen Machtnahme und Institutionalisierung des Patriarchats vor 5000 Jahren, wurden das Matriarchat und unsere Mütter entmächtigt und entwürdigt, die Frauen im Gesamten erniedrigt, ihrer matriarchalen Werte und ihrer ursprünglichen Religion beraubt, wurden traumatisiert und sich selbst entfremdet. Unter Zwang, Todesdrohungen und brennenden Scheiterhaufen passten sich Frauen schliesslich patriarchalen Werten und Zwängen an, übernahmen allmählich patriarchales Denken und Handeln und verehren jetzt anstelle der im Patriarchat allmählich auf der ganzen Welt eliminierten Großen Göttin einen der autoritären, patriarchalen Götter, die von eingewanderten indoeuropäischen Männern im Orient erfunden wurden: Jahwe, den Gott der Juden, ca, ab 1800 v.u.Z; Gottvater und Sohn der Christen, ca. ab der Kreuzigung des Juden Jesus ab unserer Zeitrechnung nach dem Jahr 2000; oder Allah, den Gott des Islam, der im frühen 7. Jahrhundert n. Chr. in Arabien durch den zum Mekkaner gewordenen indoeuropäischen Mohammed gestiftet wurde.
Heute sind viele gläubige Menschen Geiseln dieser patriarchaler Religionen, leben in religiösen Familien der autoritären, patriarchalen Gesellschaft und repressiven Institutionen oder sie haben sich den patriarchalen Lehren der Universitäten und Kirchen blind, bedenken- und gedankenlos unterworfen. Unter ihnen sind WissenschaftlerInnen, die das Patriarchat noch nie hinterfragt haben und aus Tradition und Unwissenheit das Matriarchat und die Verehrung der Grossen Göttin übergehen, gedankenlos leugnen und für die toxischen, patriarchalen Ideologien kämpfen. Unter ihnen gebildete Frauen, verblendete Wissenschaftlerinnen, Autorinnen im Dienst des misogynen Patriarchats, die sich ständig gegenseitig zitieren und geradezu masochistisch ihre weibliche Identität und ihre Wurzeln beschneiden, die bis in die Urkultur reichen. Da hat die toxische patriarchale Propaganda ganze Arbeit geleistet! (s. auch: Das Stockholm-Syndrom, ein psychologisches Abhängigkeitsverhalten zwischen Tätern und Opfern einer Geiselnahme). Es herrscht bei ihnen ein unausgesprochenes Tabu, das Patriarchat, die Gründe und die Zeit seiner Entstehung aufzudecken oder die dramatischen Folgen, die die Patriarchalisierung insbesondere für die Frauen mit sich brachte, zu erforschen, offenzulegen oder zu kritisieren. Christlich sozialisierte Matriarchatsforscherinnen haben sich dem Verbot unbesehen unterworfen. Selbst eine der prominentesten Frauen, die jüdische Patriarchatsforscherin Gerda Lerner wurde von diesem Tabu betroffen und patriarchal indoktriniert. In ihrem umfangreichen Werk kommt weder das Wort Matriarchat, noch die Nennung der Göttin vor. Während sich die Matriarchatsforscherinnen bisher keine Gedanken zur Entmündigung der Frauen und ihre stillschweigende Akzeptanz machten, führte Gerda Lerner jedoch die Marginalisierung der Frau auf ihre Benachteiligung im Bildungswesen und die androzentrische (männlich dominierte) Verzerrung der Geschichte zurück. Sie schreibt:
»Diese doppelte Deprivation hat die Psyche über die Jahrhunderte so zugerichtet,
dass die Frauen an der Herausbildung des Systems, das sie unterdrückt,
mitwirken und an dessen ständiger Bestätigung und Verfestigung in der
Folge immer neuer Generationen weiter mitgewirkt haben und noch
immer mitwirken.« (Gerda Lerner).
In der Zeit der Verfolgung der Frauen als Hexen wurden sie im christlichen Mittelalter verbrannt und heute würde muslimischen Frauen, die sich öffentlich Gedanken zu diesem Thema machen, wahrscheinlich die Steinigung wegen Blasphemie drohen. Das patriarchale Tabu wird unbesehen eingehalten, indem das Thema einfach gemieden, bzw. öffentlich nicht angesprochen wird. Dagegen werden nicht-religiöse Matriarchatsforscherinnen in Ländern anderer Religion zwar kritisiert und der Unwissenschaftlichkeit bezichtigt; immerhin riskieren sie aber nicht mehr den Tod auf dem Scheiterhaufen. Die Matriarchatsforscherin Barbara Pade-Theisen beschreibt beispielsweise die Folgen der Hexenverbrennungen in einem Brief an Judy Chicago so: »Mit den Scheiterhaufen-Feuern, auf denen unsere Vorfahrinnen verbrannten, haben die Mörder allen Frauen bis in unsere heutige Zeit die Angst vor dem Aufbegehren gegen die HERRschaft in unsere Gehirne gebrannt. Gleichzeitig wurde unser Geist in einer perfiden Weise besetzt, so dass die meisten von uns noch heute an Amnesie leiden, d.h. wir erinnern uns gar nicht mehr an unsere geistige Ganzheit, und wir sehen, hören, merken nicht, wenn unsere Menschenwürde als Frauen verletzt wird.« (zit. von Erika Wisselinck, ›Hexen‹ 1986, S. 128, s. auch Doris Wolf ›Das wunderbare Vermächtnis der Steinzeit und was daraus geworden ist‹ 2017, S. 233 f)
»Das Matriarchat ist ein erstes Kapitel der Kulturgeschichte,
das sich bei allen Völkern vor dem Übergang zum Patriarchat findet.
Das Patriarchat hat diese Phase nur verdeckt und vergessen gemacht,
ganz so, als wäre die patriarchalische Familie der Ursprung aller
Gesellschaften.« (Uwe Wesel, Rechtswissenschaftler und Rechtshistoriker
›Im Reich der Mütter‹ Zeit online 2011/19)
Es ist ein grotesker Kampf, den patriarchale WissenschaftlerInnen gegen all jene Beweise führen, die das Matriarchat an Freiheit, Gleichberechtigung, Frieden und Menschenrechten und die Religion der Göttin bis vor ca 5000 Jahren verkörperten. Es sind Frauen und Männer, die sich ganz in den Dienst der konservativen, patriarchalen Wissenschaft und Religion gestellt haben. Patriarchale WissenschaftlerInnen bekämpfen auch die Anerkennung der weiblich dominierten Urzeit und die Eroberung Ägyptens. ÄgyptologInnen umgehen jedes Hinterfragen der Zeit VOR der männlichen Machtnahme, vermeiden jede Prüfung und Kritik, verbieten sich jeden Zweifel an den Meinungen, Interpretationen und Thesen ihrer Lehrer und KollegInnen. Sie dienen den konservativen und falschen Lehren als Echo und giessen viel ›alten Wein in neue Schläuche‹. Oder sie diskreditieren das Ansehen und die Forschungen älterer AutorInnen pauschal als ›veraltet‹, wie Thomas Schneider es tat. Der damals junge Ägypologe Schneider diskreditiert die Arbeiten der Pioniere der Ägyptologie, zum Beispiel die fundierte These des zu Recht angesehenen ›Vaters der Archäologie‹ W.M. Flinders Petrie (1853–1947); von E.A. Wallis Budge (1857–1934), von W.B. Emery (1903–1971) oder von Elise J. Baumgartel (1892–1975) usw. überheblich als veraltet ab, weil Schneider offensichtlich deren Arbeiten und Verdienste nicht kennt. Dass Ägypten vor etwas mehr als 5000 Jahren von einer fremden Invasion heimgesucht und erobert wurde, was die Geschichte nachhaltig bestimmte, wollen die zutiefst patriarchalen heutigen ÄgyptologInnen nicht mehr wissen. Sie unterschlagen und leugnen die Indizien und wollen jeden Beweis ihrer Richtigkeit unter den Teppich kehren und vergessen machen. Doch diese sind zu zahlreich und wissenschaftlich derart beweiskräftig, dass sie eigentlich nicht geleugnet werden können. Warum dies die ÄgyptologInnen trotzdem tun, ist unverständlich, aber offensichtlich nicht neu. Der britische Naturforscher Alfred Russel Wallace (1823–1913) hatte erkannt: »Die gesamte Geschichte der Wissenschaft zeigt es uns: Wenn die gebildeten Männer der Wissenschaft eines Zeitalters die Tatsachen anderer Forscher von vornherein mit der Begründung der Absurdität oder Unmöglichkeit geleugnet haben, hatten die Leugner immer unrecht.«
Wie sonst nirgends auf der Welt können die Entstehung des unheilvollen Patriarchats
und die tragischen Folgen für die Menschheit in der nun aufgedeckten Ur-Geschichte
Ägyptens gesehen, bewiesen und verstanden werden.
Aus dem, was wir verstehen, können wir lernen, was zu tun ist. Aber nur dann, wenn wir einen Schritt vor die historische, in die matriarchale Zeit zurückgehen und uns Gedanken darüber machen, wie der Wandel von der matriarchalen Ur- oder Vorgeschichte in die patriarchale, geschichtliche Zeit geschah. Dazu braucht es mehr als das Präsentieren von Artefakten, es braucht Einsicht in die Zusammenhänge und einen Blick auf das, was in dieser Zeit in den Ländern der damals bekannten Welt passierte. Dazu würde beispielsweise auch ein Vergleich der Ägyptologie mit den Forschungen in Mesopotamien, dem heutigen Irak, gehören. Alexander Scharff schrieb dazu, die Djemdet Nasr-Zeit Sumers am Ende des 4. Jahrtausends dürfe keinesfalls von der frühgeschichtlichen Zeit Ägyptens getrennt werden. Doch leider fehlt den heutigen ForscherInnen das Interesse an solchen Überlegungen. »Der Beginn der Geschichte wird von Ägyptologen mit der Vereinigung von Ober- und Unterägypten unter einem Herrscher und dem Beginn der Ersten Dynastie angesetzt«, schreibt die britische Ägyptologin Barbara Adams, eine der seltenen ForscherInnen auf dem Gebiet der ägyptischen Ur- und Frühgeschichte. Und sie ergänzt: »In dieser Phase des vierten Jahrtausends v. Chr. hatten der Grad der sozialen Komplexität und die Kenntnisse der Metallurgie die Phase der prähistorischen Entwicklung erreicht, die in Ägypten gewöhnlich als prädynastisch bezeichnet wird.« (›Predynastic Egypt‹ 1988. S. 7.) Es mangelt jedoch ganz allgemein an einem breiten Interesse für die Zeit vor den glorreichen Pharaonen. (s. D. Wolf ›Was war vor den Pharaonen – Die Entdeckung der Urmütter Ägyptens‹ 1994)
Erst sechs Jahre nach dem frühen Tod des Urgeschichtsforschers Michael A. Hoffman (1944–1990) dessen Forschungsbereich im oberägyptischen Hierakonpolis gelegen hatte und zwei Jahre nach der Veröffentlichung meines ersten Buches, in dem Hierakonpolis ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, nahmen Barbara Adams und die Archäologin Renee Friedmann nach einem Unterbruch von 6 Jahren die Ausgrabungen in Hierakonpolis wieder auf. Jedoch:
»Die ägyptische Vorgeschichtsforschung war und ist nicht populär«,
stellte die Literaturhistorikerin Heide Streiter-Buscher lakonisch fest. Michael A. Hoffman, dessen ›Lebenswerk zu einer neuen Wertschätzung der prädynastischen Vergangenheit Ägyptens und ihrer Entwicklung zur Staatlichkeit führte‹ (Wikipedia), «bedauerte, feststellen zu müssen, dass zwar zahlreiche archäologische Funde aus dem Niltal zur Verfügung stehen, jedoch noch keine umfassende Darstellung der Urgeschichte erarbeitet worden ist (Michael A. Hoffman ›Egypt before the Pharaos‹ 1980, S. xiii). Im 6-bändigen ›Lexikon der Ägyptologie‹ von 1977 sind der ›Vor- und Frühgeschichte‹ von insgesamt 7838 Seiten ganze siebeneinhalb Seiten gewidmet. Dazu steht im Vorwort: »Wenn auf der einen Seite die Vorgeschichte nicht übersehen werden durfte, konnte sie auf der anderen nicht so ausführlich behandelt werden, wie es ihr als Teil einer menschheitsgeschichtlichen Epoche zukommt.« (LÄ, I,V) Eine Begründung fehlt. Daran hat sich in der Ägyptologie bis heute nichts geändert. Mit meinem Buch ›Was war vor den Pharaonen? Die Entdeckung der Urmütter Ägyptens‹, das ich 1994 veröffentlichte, überschritt ich das mir damals unbekannte Tabu der Erforschung der Urgeschichte Ägyptens. Die Folge war ein hasserfüllter Rundumschlag, ein wahrer Rufmord von Thomas Svhneider (s. D. Wolf ›Der Backlash – His Masters Voice‹).
»Nirgendwo in der Geschichte finden wir einen Anfang, sondern immer eine Folge.
Wie können wir aber das Ende verstehen, wenn der Anfang ein Geheimnis bleibt?«,
(Johann Jakob Bachofen 1861 in seinem Buch: ›Das Mutterrecht‹)
Das Geheimnis, das der Schweizer Rechtshistoriker, Altertumsforscher und Anthropologe J.J. Bachofen lüftete, war die Zeit der Mütter, des Matriarchats, des Friedens, eine Zeit unbeschwerten Lebens in Wohlstand und Freiheit. Eine Zeit, die sich in regen künstlerischen Aktivitäten in den Höhlenmalereien und Felsbildern ausdrückte, die uns als Zeugen jener Zeit erhalten geblieben sind. Jedoch werden die 20 Millionen Felszeichnungen aus 40’000 Jahren, welche die Leichtigkeit des damaligen Lebens darstellen, fälschlicherweise als Jagdbilder interpretiert. Die Lebensfreude, die brodelnde Vitalität, die unbändige Lebenslust, die darin zum Ausdruck kommt, wird ›übersehen‹.
Irrtümlich werden Tänzer als Jäger und einsaitige Streichinstrumente
als Pfeil und Bogen uminterpretiert.
Kaum jemand realisiert, dass wir auf keinem der Felsbilder Szenen
von Gewalt gegen Menschen, das Töten oder ein totes Tier sehen.
(s. D. Wolf ›Die Mär von den großen Jägern der Steinzeit‹)
Seit Bachofen 1861 die Grundlage der modernen Matriarchatsforschung ›Das Mutterrecht‹ veröffentlichte, wurde das Thema von der patriarchalen Wissenschaft gemieden und vernachlässigt – ja geradezu bekämpft. Historiker, Prähistoriker und Kleriker scheuen sich, das Matriarchat und die einstmals verehrte Grosse Göttin zum Thema ihrer Forschungen zu machen. Diese Zeit wird geleugnet oder bagatellisiert und lächerlich gemacht. Erst als Frauen in den 1970er Jahren selbst zu forschen begannen, wurden die Studien wieder aufgenommen und brachten tatsächlich Erstaunliches über die weit fortgeschrittene Kultur des Matriarchats zu Tage. Dabei kommen zahlreichen Forscherinnen und Forschern wie Marija Gimbutas, Merlin Stone, Gerda Weiler, Gerda Lerner, Riane Eisler. Claudia von Werlhof, Heide Göttner-Abendroth, u.a. und aufgeschlossenen Archäologen wie Flinders Petrie, W.B. Emery, James Mellaart und vielen anderen, große Verdienste zu. Ihre gründlichen, wissenschaftlich hervorragend dokumentierten Arbeiten stehen uns heutigen Forscherinnen dankenswerterweise als Basis für weitere Arbeiten zur Verfügung. Charakteristisch für das Matriarchat ist die weit fortgeschrittene Kultur, die Gleichberechtigung der Geschlechter, der allgemeine Wohlstand, der durch den ausgezeichnet organisierten Austausch von Gütern über ausgedehnte Handelsnetze entstand, welche die ganze damals bekannte Welt umspannen. (s. D. Wolf ›Das matriarchale Königinnentum Ägyptens‹) Dies bestätigt der Ägyptologe Dietrich Wildung, allerdings wohl eher unabsichtlich. Er stellte fest:
»Als das Alte Ägypten um das Jahr 3000 in das Licht der Geschichte tritt, ist alles,
was für die kommenden drei Jahrtausende bis zum Beginn unserer Zeitrechnung
den unverwechselbaren Charakter dieser frühen Hochkultur prägen wird,
bereits angelegt.« (Dietrich Wildung 1981, S. 8)
Nicht nur angelegt, alles war bereits da, z.B. eine geordnete, jedoch herrschaftsfreie Staatsform, beeindruckende, architektonische Bauten in Nischen-Architektur, eine weit fortgeschrittene Medizin und Chirurgie, die Kenntnisse heilender und essbarer Pflanzen und die Schrift. Matriarchale Gesellschaften zeichneten sich durch eine ausgesprochene Kunstfertigkeit und Kreativität aus. Davon zeugen die Höhlen- und Felsmalereien (s. oben), die Jahrzehntausende früher als das dynastische Ägypten, das erst um das Jahr 3000 gewaltsam in das Licht der Geschichte tritt, entstanden waren. Die bemalten matriarchalen Kult- Gebär- und Menstruationshöhlen Alt- Europas gehören zu den bedeutenden künstlerischen Leistungen des neolithischen Matriarchats. (s. Doris Wolf ›Das wunderbare Vermächtnis der Steinzeit – und was daraus geworden ist‹ 2017). Frauen kannten die Herstellung von Garn, die Kunst des Webens feinsten Leinens und feinster Stoffe und Kleider. Die Töpferkunst war in den Händen von Frauen, z.B wurden uns aus dem iranischen Elam einige der schönsten bemalten Vasen erhalten, die sich im Louvre befinden. Diese Kunst wurde später nie mehr erreicht. KünstlerInnen schufen meisterhafte, dekorative Artefakte, Parfums und Schmuck. Die goldene Totenmaske des Tutanchamun wurde mit Sicherheit von den Frauen im vielfach bewachten und geschützten Harem des königlichen Palastes, den man Tempel nennt, geschaffen – wo denn sonst? müsste man fragen. (s. Wolf ›Die Kulturleistungen der Frauen – die Wiege der Zivilisation‹)
Matriarchale Kulturen waren Zivilisationen, deren soziale und materielle Lebensbedingungen von höchstem menschlichem und technischem Standard zeugen. Wir wissen von Häusern mit Toiletten, die an sanitäre Anlagen angeschlossen waren im Industal, von Zu- und Abwasser-Kanalisationen und von komplizierten Bewässerungsanlagen in Mesopotamien. All dies wurde geschaffen in gemeinsamer Arbeit von Frauen und kooperierenden Männern, die nicht-aggressive, mütterliche Werte vertraten, unter der Leitung von matriarchalen Königinnen. Matriarchale Kulturen lebten im Einklang mit der Natur und mit einem großen Respekt vor allem Lebendigen, den Menschen und Tieren. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass sie niemals Menschen getötet, niemals warmblütige Säugetiere gejagt und gegessen hätten. Die Zähne der Frühmenschen beweisen: Sie waren Vegetarier und deckten ihren Proteinbedarf mit Fischen, Muscheln und anderen Wasser- und Schalentieren. (s. Wolf ›Fische und Muscheln – nicht Fleisch – waren die Proteinlieferanten der Steinzeit‹)
Der vielzitierte Mythos von den großen Jägern der Steinzeit ist eine patriarchale Erfindung aus jüngerer Zeit. Der Mythos wurde stoisch so oft wiederholt, dass er zur ›Wahrheit‹ mutierte, der bei jeder Erwähnung der Steinzeit aufgerufen wird. Die meisten Wissenschaftler sind noch immer in der Vorstellung vom mannhaften Urzeitjäger gefangen, der mit Pfeil und Bogen – den irrtümlich zu Waffen umgedeuteten, einsaitigen Musikinstrumenten der Felszeichnungen – oder mit Axt und Speer aufbrach, um mit Klugheit und Können Mammuts, Flusspferde, Bären und Säbelzahntiger zu erlegen oder wie der absurde Mythos von Schöningen vorgibt, um mit Speeren sogar ganze Pferdekolonien umzubringen. (s. Wolf ›Die Fabel von den Pferdejägern von Schöningen‹)
Nicht nur der Mythos vom ›Großen Jäger‹ auch der Mythos von Waffen, Krieg und extremer Gewalt in der Steinzeit hält sich wider alle gegenteiligen Beweise hartnäckig. Erst gegen Ende des Neolithikums, und der Entdeckung der Metallurgie, ca. ab dem 5./4. Jahrtausend, wurden im riesigen Gebiet Alt-Europas mit Zehntausenden von Dörfern und Siedlungen vereinzelte Gewalttaten, erste brutale Überfälle und Massaker nachgewiesen (z.B. in Asparn, Eulau, Halberstadt, Herxheim, Krapina, Talheim (s. Doris Wolf ›Es reicht – 5000 Jahre Patriarchat sind genug‹ 2019, S. 305) Dagegen behauptet der israelische Historiker Yuval Noah Harari: »Die ersten Bauern waren mindestens so gewalttätig wie ihre Vorfahren, wenn nicht gewalttätiger… Untersuchungen von Anthropologen und Archäologen zeigen, dass in einfachen landwirtschaftlichen Gesellschaften, die sich nicht über das Dorf oder den Stamm hinaus organisierten, etwa 15 Prozent aller Menschen eines gewaltsamen Todes starben; bei den Männern waren es gar 25 Prozent.« (Harari 2013, S. 107) Das ist eine ungeheure Behauptung, die von ihm durch keine Quellenangaben belegt wird. Schon Erich Fromm berichtigte das unhaltbare Vorurteil vom >kriegerischen Primitiven< und stellte klar, die Urgeschichtsforschung habe bewiesen, dass die frühesten Menschen weniger destruktiv waren als die sogenannt Weiterentwickelten und dass »der Prototyp Mensch, wie er vor 50’000 Jahren auftauchte, auch nicht der Mörder war, den wir in den fortgeschritteneren Stadien der Evolution antreffen.« (Fromm ›Anatomie der menschlichen Destruktivität‹ 1974, S. 135)
In Anbetracht des Glaubens des heutigen Mannes an den steten Fortschritt, der davon ausgeht, dass er auf dem Gipfel einer ständig aufwärts gehenden Entwicklung die Krönung der Schöpfung sei, wird der Mann der Steinzeit abgewertet. Die Literatur über die Neandertaler liefert dafür anschauliche Beispiele in phantasierten Bildern, roher, primitiver Gesellen. Auffallend ist, dass die Autoren offenbar davon ausgehen, dass Neandertaler ausschließlich aus Männern bestanden, da sie immer nur in der männlichen Form beschrieben werden, Frauen kommen da gar nicht vor. Der Neandertaler wird dabei einerseits zum klugen, heldenhaften Jäger hochstilisiert und/oder gleichzeitig zum primitiven Frühmenschen abgewertet und diskriminiert. Er soll weder Kultur noch Zivilisation, weder Spiritualität, geschweige denn einen Sinn für Lebensqualität, Ästhetik, Lebensfreude, Kultur und Kunst, für Musik, Spiel oder Tanz gehabt haben. Die Forschung ändert das Bild allmählich, gezwungenermassen.
Alle indigenen Völker hatten während Jahrtausenden des Friedens, der Freiheit, der Egalität und des Wohlstandes große Kulturen geschaffen. Diese kulturellen Leistungen wurden jedoch von der patriarchalen Wissenschaft irrtümlicherweise als Errungenschaften der geschichtlichen Zeit und damit den Eroberern (ab ca 3000) zugeschrieben. Damit machen Althistoriker und Historiker die kriegerischen Invasoren zu den vermeintlichen Schöpfern der sogenannten ›Hochkulturen‹ von Sumer und Ägypten. Doch die Eroberer waren nur an reicher Beute, an Gold, Land und Vieh, der Ausplünderung des Eigentums der Eroberten und den Menschen selbst interessiert, um sie zu versklaven. »Diese Kriege waren eben eigentlich nur Raubzüge« schreibt selbst Adolf Erman. Sesostris III. berichtete stolz: »Ich erbeutete ihre Frauen und schleppte ihre Leute fort, ich ging zu ihren Brunnen und schlug ihre Ochsen, ich schnitt ihr Korn ab und legte Feuer.« (Adolf Erman ›Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum‹ 1923/1984, S. 626). Nie haben Eroberer Kulturen geschaffen, sie waren immer deren Zerstörer. Es würde wohl heute auch niemand behaupten wollen, die amerikanische Regierung und ihre Verbündeten hätten mit dem Einmarsch in den Irak, bei dem sie eine Million Tote und ein in Grund und Boden zerbombtes Land zurückließen, eine ›Hochkultur‹ geschaffen (0der Putin und der Krieg in der Ukraine 2022). Im Gegenteil, durch ihren barbarischen Einsatz wurde das Jahrtausenderbe des Landes zu einem großen Teil zerstört. Doch das kümmerte die infernalische Horde im Weißen Haus so wenig, wie ihre Zerstörungen die damaligen Eroberer interessierten. Nichts hat sich geändert. Heute herrscht noch immer das Patriarchat, exakt die gleiche Mentalität, die gleiche Gewalt, die gleiche Menschenverachtung, das gleiche barbarische Handeln, wie sie vor 5000 Jahren die indoeuropäischen Eroberer an den Tag legten und es ist genau so, wie Willliam Faulkner schrieb: »Die Vergangenheit ist nicht vergangen.«
Die weit fortgeschrittene Kultur des ursprünglich matriarchalen Ägyptens fiel auch dem Geologen John Anthony West auf. Er war ein nicht der ägyptologischen Schulwissenschaft verpflichteter Ägyptenforscher. In seinem 1987 veröffentlichten Buch ›Serpent in the Sky‹ vertrat er erfrischend unorthodoxe Thesen. Aufgrund seiner eigenen Forschung und derjenigen des Mathematikers, Philosophen und Orientalisten R. A. Schwaller de Lubitz sah er in der ägyptischen Wissenschaft, Medizin, Mathematik und Astronomie:
»…nicht eine Entwicklung, sondern das Vermächtnis einer
früheren, weitaus höher ausgebildeten Zivilisation.
Diese frühe Zivilisation hat schon viele Jahrtausende
vor dem dynastischen Ägypten in Blüte gestanden.«
Die begabten Künstlerinnen und KunsthandwerkerInnen wurden von den Eroberern für ihre Propaganda, in erster Linie für ihren Personenkult, eingesetzt. Die Mehrzahl der Ägyptologen übernahm bisher den Personenkult der Pharaonen mit Begeisterung und strickte weiter daran. Kritiklos übernehmen die meisten bis heute die grössenwahnsinnige Behauptung die Könige seien göttlich gewesen. Sie erkennen den ›Cäsarenwahn‹, die Hybris der Tyrannen, die wie irdische Götter über das Volk herrschen, nicht.
»Da sich der Personenkult propagandistisch instrumentalisieren lässt,
ist er ein Merkmal vieler Diktaturen.« (Wikipedia)
Kriegerische Eroberer hatten es nicht auf künstlerische Talente, sondern, wie viel später z.B. auch noch die Spanier, welche die Länder Südamerikas überfielen, vor allem auf Gold abgesehen. Nur Napoleons Kriegstross hatte bei seinem Einmarsch in Ägypten auch Künstler und Wissenschaftler dabei.
Überhaupt nicht geschätzt wurde von den Eroberern die unglaublich fortgeschrittene Heilkunde und die chirurgische Medizin der eroberten Völker. Besonders die weit fortgeschrittene Frauenheilkunde, die selbstverständlich auch das Wissen um Verhütung und Abtreibung beinhaltete, war den Eroberern ein Dorn im Auge, denn sie brauchten Soldaten. Unter den dynastischen Königen verkam die Heilkunst zu Zauberei und Hokuspokus. Der Ägyptologe Siegfried Morenz spricht vom »Niedergang kulturellen Lebens in der Heilkunde« (s. Doris Wolf ›Der Kampf gegen Weisheit und Mach der matriarchalen Urkultur Ägyptens‹ 2009, S. 205–210). Auch in späterer Zeit sei die Annahme, »dass die wissenschaftliche Medizin am Ende des Neuen Reiches in zunehmender Überwucherung durch Beschwörungen und Zauberei erstickte«, in dieser Form zwar nicht mehr haltbar, müsse aber doch wohl mindestens teilweise zugegeben werden. (Wolfhart Westendorf, LÄ, III, S. 1276 und S. 1274) Unter den Eroberer-Königen verkümmerte schließlich das wissenschaftliche Denken gänzlich. Der Ägyptologe Hermann Kees konstatierte: »Wir mögen daher höchstens der Verwunderung Ausdruck geben, dass die kulturell fortgeschrittenen Zeiten des Mittleren und Neuen Reiches an solchen theoretischen Überlegungen scheinbar das Interesse verloren, sie jedenfalls nicht weitergeführt haben.« (H. Kees 1933, S. 311)
Nicht nur das medizinische Wissen der matriarchalen Zeit, auch die neue Religion, die von der arischen Priesterkaste der Eroberer erfunden wurde, war Hokuspokus.
»Wo die Hemmung der Vernunft einmal nachlässt,
treten auch in den höchsten Schichten eines gebildeten Volkes
die größten Albernheiten auf.« (Adolf Erman)
Dieser Hokuspokus war jedoch auf die herrschende Oberschicht der indoeuropäischen Eroberer und die sie unterstützende Priesterkaste beschränkt. Das indigene Volk wehrte sich gegen ihre Herrschaft und gegen die neuen Götter, gegen den ›rubbish‹ der arischen Königsreligion, wie ihn Alan Gardiner nannte. Das Volk blieb der Verehrung seiner Grossen, matriarchalen Göttin treu, trotz der Verfolgung und Diskriminierung, wie sie schon unter Cheops stattfand. Cheops ließ den alten Kult verbieten und die matriarchalen Heiligtümer schließen, was das Volk in großes Unglück stürzte (s. Wolf ›Die total ver-rückten religiösen Mythen der arischen Priester‹)
Mehr Forschung auf dem Gebiet der Ur- und Frühzeit der ältesten Kulturen, neben Ägypten und Mesopotamien auch Indiens, des Iran und des Industales, wie es Marija Gimbutas beispielhaft für Alt-Europa tat, könnte wesentlich dazu beitragen, das Bild unserer matriarchalen Urgeschichte zu verdeutlichen und auszuweiten. Nur hat das Patriarchat daran kein Interesse. Um so erstaunlicher ist, dass die Türkei 1994 die Grosse Göttin Anat und die Frauen Anatoliens mit einer beeindruckenden Ausstellung im Topkapi Serail Museum in Istanbul mit dem Titel: ›9000 Jahre der Anatolischen Frau‹ würdigte. »Wir sind ein Muttervolk«, sagte der Chef-Archäologe der Türkei in einem persönlichen Gespräch nicht ohne Stolz! Und ein alter Türke lachte, ›ohne Frauen wären die Männer nichts. Sie machen die Männer glücklich‹.
Von den altbäuerlichen Gesellschaften Anatoliens hörten wir durch die Ausgrabungen von James Mellaart in Çatal Hüyük und Haçilar. Von beiden Städten berichten die Forscher von über Jahrtausenden hinweg stabilen und kontinuierlich gewachsenen Zivilisationen. Nichts weist darauf hin, dass in den Jahren, in denen Çatal Hüyük bestanden hatte, jemals ein Krieg oder Massaker stattgefunden hat. Unter den Hunderten von Skeletten gab es keine Spuren eines gewaltsamen Todes; auch wurden weder Waffen noch Befestigungen gefunden. Mellaart stellte bei den Ausgrabungen von 100 Häusern nicht weniger als 50 Kultschreine fest, die sich jedoch nicht von den übrigen Wohnräumen unterschieden. Das Religiöse war im Alltag integriert. Es gab offensichtlich keine prunkvollen Heiligtümer zu Ehren ihrer Auftraggeber. Die etwa 150 entdeckten Gemälde zeigen keine Gewaltszenen, sondern bemalte Gipsreliefs von Tieren. Die aus Lehm geformten Rinderköpfe mit echten Hörnern, sogenannte Bukranien, symbolisieren den Uterus, weisen also auf einen kultischen Aspekt seiner Verehrung hin. (s. Doris Wolf ›Der Kampf gegen Weisheit und Mach der matriarchalen Urkultur Ägyptens‹ 2009, S. 193)
›Eines der charakteristischen Merkmale der neolithischen Siedlungen
ist die zentrale Rolle der Mutter in der sozialen Struktur und Religion.‹
(Erich Fromm)
Aus der Zeit um 6500 wurden in Anatolien zahlreiche weibliche Statuetten gefunden. Mellaart erklärt dazu: »Die Statuen erlauben uns, die Hauptgottheit zu erkennen, die von den neolithischen Menschen von Çatal Hüyük verehrt wurde. Sie war weiblich und wird in ihren drei Aspekten gezeigt, als junge Frau, als gebärende Mutter oder als alte Frau« (zit. von Stone 1988, S. 44).
Links: Sitzende Göttin aus Çatal Hüyük, 1. Hälfte des 6. Jahrtausends (Museum of Anatolien Civilization, Ankara)
Die Mutter-Göttin von Çatal Hüyük ist manchmal von Leopardinnen begleitet, mit einem Leopardenfell bekleidet oder symbolisch von Leopardinnen dargestellt. Das Leopardenfell der Göttin ist ein spirituelles Machtsymbol, dem man auch im späteren Ägypten begegnet – allerdings tragen es hier die Sem-Priester, die es offensichtlich für sich usurpiert haben! Man fand in den jüngeren Schichten Çatal Hüyüks acht männliche Skulpturen. Sie sind »praktisch alle in ihrer Beziehung zur Göttin zu verstehen, teilweise als ihre Söhne, teilweise als ihre Gatten. In einer älteren Schicht wurden ausschließlich Figurinen der Göttin gefunden« (Erich Fromm ›Anatomie der menschlichen Destruktivität‹ 1974, S. 139). Das unbewaffnete und unbefestigte Çatal Hüyük wurde um 5790 nach rund 1300 Jahren friedlichen Bestehens unter nicht geklärten Umständen verlassen. Damit verschwand eine der großen Zivilisationen vollständig. Mellaart weist darauf hin, dass zwischen dem Ende von Çatal Hüyük und dem Entstehen der Hochkulturen von Sumer und Ägypten weitere zweitausend Jahre vergehen.
Auch Haçilar endete um 5600 in einer Katastrophe. Ab 5400 entstand hier wieder eine Siedlung, »die gegen 5000 offenbar gänzlich aufgegeben wurde.« (s. D. Wolf ›Im Land der Göttin Anat: Die friedliche Urkultur Anatoliens‹) Der Ausstellung von 1994 ging eine für die Archäologie dramatische Szene voraus. Die Kulturhistorikerin Riane Eisler schreibt dazu: »Informationsunterdrückung liegt in der Dynamik der dominatorischen Gesellschaft. Dies zeigen zahlreiche Beispiele aus jener Wissenschaft, der wir die Funde und Erkenntnisse großenteils verdanken: der Archäologie. Ein besonders drastischer Fall war die Einstellung der Arbeiten an der neolithischen Fundstätte Haçilar. Obwohl die tiefsten und frühesten Schichten noch nicht erreicht waren, wurde James Mellaart das Weitergraben untersagt, und zwar mit der Begründung, dass ›weitere Arbeiten an dieser Stelle lediglich repetitive Ergebnisse ohne großen wissenschaftlichen Wert erbrächten.« (Mellaart ›Excavations at Haçilar‹, 1970, zit. von Eisler ›Von der Herrschaft zur Partnerschaft‹ 1987, S. 146)
Wie Riane Eisler richtig vermutete, waren die patriarchalen Wissenschaftler, Politiker, Geldgeber und Kleriker beunruhigt, denn sie ahnten längst, dass die ältesten Schichten ausschließlich weibliche Attribute an den Tag bringen würden, die die Verehrung einer Großen Göttin bezeugen. Mellaart protestierte und bezeichnete die Entscheidung »eines der tragischsten Kapitel in der Geschichte der Archäologie«. Aus dem gleichen Grund, der Angst vor unliebsamen Entdeckungen wurde ohne Zweifel auch die Erforschung der Ur- und Frühgeschichte Ägyptens unterbunden und vernachlässigt:
Christliche, muslimische und jüdische Urgeschichtsforscher, Archäologen,
Altorientalisten, Anthropologen etc., die patriarchalen Kirchen und Gläubige
befürchten alle, was sie unter keinen Umständen wahr haben wollen:
Je tiefer wir in die urgeschichtliche Zeit zurückgehen, desto eindeutiger
ist die alleinige Verehrung einer Göttin. Die urgeschichtlichen Kulturen
kannten keine männlichen Götter.
Das von traditionell konservativen Wissenschaftlern unbeliebte und gemiedene Terrain der matriarchalen Urgeschichte könnte ohne große Schwierigkeiten erforscht werden. Wie Michael Hoffman, der Ausgräbeer von Hierakonpolis schrieb, sind zahlreiche archäologische Funde vorhanden. Hilfreich wäre dabei auch der Einbezug der Indo-Europäer- und Arier-Forschung, Fachgebiete, wie sie Marija Gimbutas, Jan Haudry und der Sanskrit- Sprach- und Arier-Forscher Jahanshah Derakhshani erarbeitet haben.
Die Eroberung Ägyptens am Ende des 4. Jahrtausends,
von der sich Ägypten nie erholt hat
In der ägyptischen Geschichte geht es auch um die Frage der Ethnie, der Zugehörigkeit der Herrschenden. Zu Beginn der geschichtlichen, der sogenannten dynastischen Zeit, waren die in den Statuen porträtierten Männer und Frauen der Herrscherschicht unleugbar weiße, europäische Menschen. Traditionelle Ägyptologen sind stolz darauf festzustellen, dass die ersten Herrscher Ägyptens eindeutig weiße Männer waren, und dass demnach das berühmte pharaonische Ägypten von weißen Männern geschaffen wurde. Sie erklären uns nur nicht, wie, woher und wann diese Weißen nach Ägypten kamen. Sie behaupten einfach, Ägypten war von jeher weiß. Jedoch betonte der Ägyptologe Alexander Scharff:
»Skelettfunde aus Gräbern der [vor-dynastischen] Badari- und Nagada-I-Zeit
haben in der Tat ergeben, dass jene Bevölkerung afrikanischen Ursprungs war.«
(Alexander Scharff)
»Danach« schreibt Scharff weiter: »kam eine tiefergehende Beeinflussung Ägyptens durch die sumerische Kultur und eine unbestreitbare zeitliche Verklammerung der späten Nagada II-Kultur samt der frühen 1. Dynastie auf der ägyptischen und der Djemdet Nasr-Kultur auf der mesopotamischen Seite. Dies darf unter keinen Umständen zeitlich auseinandergerissen werden.« (Scharff 1950, S. 13, 14, 17) Wie wir wissen, waren auch die Sumerer Eroberer. Der eminente Altorientalist und Sumerologe Samuel Noah Kramer (1897–1990) beschreibt die Sumerer als ›kriegslüsterne, bewaffnete Abenteurer aus dem Norden‹. Er vermutete, dass Mesopotamien etwa zur gleichen Zeit wie Ägypten ebenfalls von kriegerischen Horden, aus einer unbekannten Gegend im Norden, möglicherweise des Transkaukasus oder den transkaspischen Gegenden überfallen und erobert wurde. E.A. Wallis Budge schrieb schon 1925: »Über die Rasse derjenigen Ägypter, die uns durch Mumien und Statuen bekannt sind, und ihre Charakteristiken gibt es überhaupt keinen Zweifel: Sie waren Kaukasier, und es scheint, dass sie von ihrer ursprünglichen Heimat in [Vorder-]Asien nach Ägypten gekommen sind.« (E.A. Wallis Budge ›The Mummy‹ 1989/1925, S. 1 f.) Die Archäologin Elise J. Baumgartel stellte in der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends ebenfalls einen auffallenden Umbruch fest. Sie schreibt: »Der Umbruch in der Nagada-II-Zeit war eine Symbiose zweier Zivilisationen, einer afrikanischen und einer vorderasiatischen. Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis vom Anfang des dynastischen Ägypten, der kein kulturelles, sondern ein politisches Ereignis war.« (Elise J. Baumgartel ›The Cultures of Prehistoric Egypt II‹ 1960, s. 154) Und weiter schreibt Baumgartel, dass die Kultur der neolithischen Badari- und Nagada-I-Zeit (ca. 5500–3500) im Vergleich zu der anschließenden Nagada-II-Zeit (ca. 3500–3100) derart unterschiedlich sei, dass sich die spätere nicht aus der früheren habe herausbilden können. Es könne sich deshalb nicht um eine Weiterentwicklung gehandelt haben; vielmehr gehe es um eine völlig neue Kultur. Sie schreibt, es scheine, die Heimat der Eindringlinge sei nicht weit von jener der Sumerer gewesen, mit denen schon die Leute der Nagada-I-Zeit Handel getrieben hatten (Baumgartel ›The Cultures of Prehistoric Egypt‹ 1955, S. 49). (s. D. Wolf ›Wer waren die Sumerer ?‹)
Die Kraniometrie stellte zwei völlig unterschiedliche Ethnien fest
Die anatomischen Überreste von Menschen, deren Schädelgröße, Körper und Hautfarbe sich von denen der feingliedrigen, schlanken, dunklen ÄgypterInnen unterschieden, bestätigen die Anwesenheit von Fremden in Ägypten. Ihre Skelette weisen aufgrund der Analysen des Anatomen D. E. Derry auf »wuchtig gebaute Menschen, die wahrscheinlich aus [Vorder-]Asien kamen, da sie mit dem armenoiden Typ identifiziert werden können.« (Trigger et al. ›Ancient Egypt – A Social History‹ 1983, S. 13) D. E. Derry berichtete, nachdem er die verschiedenen Skelettfunde ausgewertet hatte, über die von ihm vorgenommenen Schädelausmessungen: Selbst wer mit Kraniometrie nicht vertraut sei, müsse verblüfft sein über die Unterschiede der Messungen der beiden Gruppen von Ur-EinwohnerInnen und Invasoren. (JEA 42, 1956, S. 80–85). Er betont mit aller Entschiedenheit:
»Außer jener Rasse, die sich in den Überresten aller zuverlässig datierten urgeschichtlichen Gräber findet,
bewohnte in der frühen dynastischen Zeit noch eine andere Rasse Ägypten.« (D.E. Derry, JEA 46, 1960, S. 80 ff.).
Flinders Petrie betonte ebenfalls: »Dieser Typ ist vollkommen anders als alle bekannten ägyptischen Ureinwohner.« (F.W.M. Petrie/J.E. Quibell ›Naqada and Ballas‹ 1895/96, S. vii) Was der Archäologe Walter B. Emery bestätigt: »Der Unterschied ist so deutlich, dass man unmöglich behaupten kann, diese Menschen hätten sich aus der früheren Rasse entwickelt.« (Emery ›Ägypten – Geschichte und Kultur der Frühzeit‹ 1964, S. 35) Während Emery die These von Flinders Petrie vertrat, waren manche Forscher der Meinung, »die äußeren Einflüsse seien begrenzt gewesen und die eigentliche Ursache sei in einer natürlichen Entfaltung der einheimischen Kultur in der prädynastischen Periode zu suchen. Andere Forscher räumen ein, dass äußere Einflüsse den Aufstieg der neuen Ordnung veranlasst haben, glauben aber nicht an eine Masseninvasion. Sie bevorzugen die Hypothese einer begrenzten Einsickerung innerhalb eines beträchtlichen Zeitraums. Auch herrschen sogar unter den Gelehrten, die die Theorie für bewiesen halten, nach der eine dynastische Rasse die pharaonische Zivilisation ins Niltag gebracht hat, verschiedene Auffassungen darüber, was für Völkerschaften das gewesen und wo sie hergekommen seien. Die kulturelle Verbindung zwischen Nil und Euphrat schon in dieser Frühzeit ist unbestritten und allgemein anerkannt. Ob diese Verbindung aber direkt oder nur indirekt war und bis zu welchem Grade Ägypten seinen Aufschwung Mesopotamien zu verdanken hatte, sind ungelöste Probleme… Die heutige Forschung lässt oft die Möglichkeit außer Acht, dass beide Gebiete von einem bestimmten Gebiet aus erobert und besiedelt wurden. Aber riesige Landstriche im Nahen Osten, am Roten Meer und an den ostafrikanischen Küsten sind archäologisch noch nicht erforscht; deshalb muß man eine solche Möglichkeit im Auge behalten.« Emery 1964, S. 27) (Weitere Fakten, die sich auf die Eroberung Ägyptens beziehen s. auch D. Wolf ›Die Eroberung Ägyptens am Ende des 4. Jahrtausends‹)
Die indoeuropäische Eroberung Ägyptens wird bezweifelt
Matriarchale Gesellschaften betrieben bestens organisierten, ausgedehnten Handel über die ganze damals bekannte Welt. Für die frühen Archäologen und Ägyptologen wie Flinders Petrie, E. A. Wallis Budge, Walter B. Emery, Elise J. Baumgartel, Alexander Scharff, James H. Breasted u.a. war klar, dass vor etwas mehr als 5000 Jahren über diese allen bekannten Handelswege erstmals aggressive weiße Männerhorden aus dem Norden über das iranische Land Elam, Syrien und Mesopotamien, bis in das schwarzafrikanische Ägypten vordrangen. Schließlich wurden die Länder von den fremden Kriegern erobert. Ägypten wurde in der Folge von rund 250 Jahren Krieg gegen die indigene, schwarzafrikanische Bevölkerung ›vereinigt‹; die Eroberer hatten die Macht an sich gerissen. Spätere ÄgyptologInnen anerkannten diese von der Archäologie bewiesene Tatsache aus nicht bekannten Gründen nicht. Sie reden nicht darüber, schweigen, tun einfach so, als hätte es diese Eroberung nicht gegeben. Einige unter ihnen, erklären die Anwesenheit von Weißen in Ägypten damit, dass die Bevölkerung Ägyptens nicht schwarz, sondern weiß gewesen sei. Die meisten ÄgyptologInnen gehen jedoch lieber gar nicht auf das Problem der auffallend und ausschliesslich weißen Oberschicht, als Folge einer möglichen Eroberung des Landes ein. Isolationisten lassen sich von den Hinterlassenschaften wie den lebensgroßen Statuen mit europäiden Gesichtszügen täuschen. Sie realisieren nicht, dass diese nicht-indigene ÄgypterInnen darstellen, sondern ausschließlich Abbilder der Invasoren, welche dann zu den Angehörigen der Macht ausübenden Schicht wurden. Denn nur von ihnen wurden Statuen angefertigt, die ihre europäische Herkunft auch eindeutig beweisen. (s. Wolf D. ›Die Eroberer aus dem Norden‹)
Die schwarz-afrikanische Ethnie der indigenen ÄgypterInnen wird nicht nur durch ihre dunkle Haut, ihren Körperbau, ihre andere Schädelform etc., sondern auch durch die Sprache bestätigt. Das indigene afrikanische Volk Ägyptens sprach natürlich eine afrikanische Sprache. Diese Sprache wurde dann von der (indoeuropäischen) Sprache der Eroberer überlagert. Den Einheimischen widerfuhr das gleiche Schicksal wie allen später kolonisierten Völkern, ihnen wurde die Sprache der Eroberer aufgezwungen. Das Ziel der Eroberer war zuerst, sich und ihre Befehle den Eroberten verständlich zu machen. In zweiter Linie aber auch, die Einheimischen ihrer Kultur und Identität zu entfremden, sie ihren Ursprung vergessen zu machen und die Erinnerung daran zu zerstören. Das Vorgehen hielt sich noch bis ins letzte Jahrhundert, als barbarische europäische Kolonialisten und fanatische christliche Missionare die Völker ›zivilisierten‹ und nicht nur ihre Sprache, sondern auch ihre Kultur, ihre Werte und ihre Religion zunichte machten. Die ägyptische Sprache der geschichtlichen, d.h. der dynastischen Zeit, ist eine ›afroasiatische‹ Mischsprache.
»Das Ägyptische stellt eine Ausnahme unter den afroasiatischen Primärzweigen dar,
da es aus nur einer einzigen Sprache besteht, die eine lückenlose Überlieferung
über fünf Jahrtausende aufweist.« (Wikipedia)
Afroasiatisch sind auch die Sprachen ihrer Nachbarn, der andern Völker der im Nahen und Mittleren Osten eroberten Länder, z.B. auch Arabisch und Hebräisch. Selbstverständlich waren auch diese Völker, das urgeschichtliche Arabien und das Land Kanaan, das heutige Israel, matriarchal und hatten ihre eigenen Sprachen. Zu afroasiatisch sprachigen Ländern wurde der Nahe und Mittlere Ostens erst durch die indoeuropäischen Eroberungen. Welch wichtigen und hochinteressanten Beitrag die Sprachforschung zur Aufklärung der frühesten Eroberungen, der ersten Kolonisation fremder Völker und zur Erfindung des Patriarchats vor tausenden Jahren leisten kann, zeigt der indoeuropäische Begriff ›Vater‹, Athotis, der in der 1. Dynastie Ägyptens erstmals auftaucht und den Namen der ersten Könige als Ehrentitel beigefügt wurde. (s. das 1. Kapitel und D. Wolf ›Ultimative Beweise für die indoeuropäisch/arische Herrscher- und Priesterkaste Ägyptens‹)
Etwas völlig Unbekanntes, noch nie Dagewesenes geschah:
»Eine soziale Revolution ging vor sich, die die Jahrmillionen der Gleichheit beendete,
ein gesellschaftlicher Umsturz, der mit der Erfindung der Sichel und der Reibmühle
begonnen hatte und dessen Grundlagen in den Jahrtausenden von Mureybet
bis Obeid entstanden waren.« (Burchard Brentjes 1981, S. 53)
Die absurdeste Erklärung romantisiert den Umsturz in Ägypten, der auf die Invasion folgte, in ein märchenhaftes Geschehen und stammt von der Ägyptologin Emma Brunner-Traut. Sie schreibt in geradezu kindlicher Naivität:
»Ägyptens Hochkultur sprang aus der Vorgeschichte wie das Küken
aus dem Ei, ausgestattet mit sämtlichen Potenzen.«
Dieser Absurdität stimmt die französische Archäologin Beatrix Midant-Reynes zu, indem sie behauptet, es würde keinen archäologischen Hinweis dafür geben, dass die auffallenden Veränderungen in Ägypten gewaltsam geschehen seien. Die Funde aus der Zeit der Eroberung Ägyptens, beispielsweise die Narmer-Palette zeigen jedoch das grausame Massaker an der Bevölkerung und die stolze Machtnahme des Landes. (s. Doris Wolf 2009, S. 141 und D. Wolf ›Wer war Narmer?‹)
Die Narmer-Palette ist ein brutales Dokument vom Beginn phallischer Männermacht; das erste und wichtigste Dokument der Eroberer. Die Palette wird jedoch von den Ägyptologen nicht als Indiz erbarmungsloser Grausamkeit interpretiert, sondern meist als Zeichen des Triumphes bewundert. (s. Doris Wolf 1994 + 2009 + 2019) Außer der Narmer Palette bezeugen auch andere Artefakte die Unmenschlichkeit und Grausamkeit der Eroberer.
Die Schlachtfeld-Palette (nach Hornung 1971, S. 95)
Das Massaker auf der ›Schlachtfeld-Palette‹ unterstellt der Ägyptologie Erik Hornung einfach den indigenen Ägyptern selbst. Er schreibt: »Wie der vorgeschichtliche Ägypter das Verhältnis von Tier und Mensch gesehen hat, zeigt wohl am deutlichsten die Schlachtfeld-Palette… sie zeigt ein Schlachtfeld, das mit den verrenkten Körpern besiegter Feinde bedeckt ist; ohne Kleider und ohne Waffen, bietet die unterlegene Partei – in menschlicher Gestalt! – ein Bild völliger Wehrlosigkeit. Die Sieger, denen sie hilflos preisgegeben ist, erscheinen als tiergestaltige Mächte: Löwe, Raubvögel…« (Hornung ›Der Eine und die Vielen‹ 1971, S. 94 ff). Hornung erklärt nicht wer die Sieger und wer die Feinde sind, er erkennt die Eroberer und wahren Feinde, nicht.
Auch Alan Gardiner erkennt die Fremden nicht. Zum Fragment der sogenannten Tjehnu- oder Städte-Palette« schreibt er, …nicht, weil sie in künstlerischer Hinsicht die andern überträfe, habe er sie herausgegriffen, »es gibt viel schönere Stücke –, sondern weil ihr Sinngehalt klarer hervortritt. Die Oberseite zeigt sieben befestigte Rechtecke, die offensichtlich besiegte Städte darstellen, zu denen sich symbolische Wesen mit einer Hacke Zugang verschaffen. In den Rechtecken stehen Hieroglyphen, meist eine allein, die offensichtlich die Namen der Orte angeben sollen. Man hat den Angreifern (Falke, Löwe, Skorpion usw.) ein und denselben siegreichen Anführer in verschiedener Gestalt sehen wollen, doch liegt sicher die Annahme näher, dass sie verschiedene Provinzen repräsentieren, die sich zum gemeinsamen Kampf zusammengeschlossen hatten.« (Gardiner 1965, S. 437 f). Auch ein Irrtum, sie hatten sich nicht ›zusammengeschlossen‹, die Städte wurden alle von den Invasoren überfallen und zerstört. Auffallend sind auch andere Darstellungen von Gewalt, die aber nur selten gezeigt werden, z.B:
Auf einem Stein-Fragment des Hor-Aha aus Abydos wird einem gefesselten Mann ein Dolch in die Brust gestoßen und möglicherweise bei lebendigem Leib das Herz herausgeschnitten. (Petrie 1901,III.6) Die gleiche Mordszene (rechts) findet sich auch als Teil eines Holztäfelchens des Hor-Zer, des indoeuropäischen Zaren, aus Sakkara (Emery 1964, S. 54)
Die Gefangennahme und Entführung der Königin aus ihrer Residenz
Die Entführung von zwei gefangenen Frauen in Sänften, vermutlich der Königin und ihrer Tochter, der Thronerbin, und der Raub ihrer Habe. (Holztäfelchen aus der Zeit des Hor-Djer/Zer, 1. Dyn., Emery 1964, S. 54 und Doris Wolf ›Der Kampf gegen Weisheit und Macht der matriarchalen Urkultur Ägyptens‹ 2009, S. 190)
Auf dem Holztäfelchen aus Sakkara werden offensichtlich zwei ranghohe Damen auf Sänften entführt, ihrer Habe geraubt und weggetragen. Bei einer der Damen handelt es sich mit grosser Sicherheit um die Königin, bei der anderen um ihre Tochter, die Thronerbin. Die Königin wird hier (noch nicht umgebracht, sie wird) noch gebraucht, denn als Throninhaberin ist sie die ›Königsmacherin.‹ Nur durch die (in diesem Fall erzwungene) Heirat mit der Königin wird der Anführer der Eroberer zum König. Beim Mann, der in der rechten oberen Ecke des Bildes ermordet wird, handelt es sich wahrscheinlich um den König, den Partner der Königin. (s. Doris Wolf 2009, S. 190)
In der 1. und einem Teil der 2. Dynastie, als sich das männliche Königtum etabliert hat, wird beim Tod des Königs der ganze Hofstaat umgebracht. (s. D. Wolf ›Sati – Die Ermordung der matriarchalen Königinnen‹)
Die Fortsetzung der Machtnahme, festgehalten auf dem Keulenkopf des Narmer
Keulenkopf des Narmer. Die gefangene Königin wird vor den thronenden Häuptling gebracht, der sich bereits die einzige, die Rote Krone Ägyptens, aufgesetzt hat. Die weisse Krone ist nicht ägyptisch, sie stammt aus dem Iran. (s. Doris Wolf 2009, S. 189 und D. Wolf ›Die Eroberer aus dem Norden‹)
»Die Thronusurpation wurde durch eine Heirat mit der einheimischen Königin legitimiert«, schreibt Dittmer Kunz. (›Zur Geschichte Afrikas. Die ältere Geschichte Westafrikas und des Sudans‹ Saeculum 18, 1967, S. 335 f)
Die Residenzen der Königinnen und Verwaltungssitz des Landes
bis zur Eroberung
Rekonstruktion der monumentalen Anlage der Königin Merit-Neith in Sakkara (Zeichnung: Jean-Philippe Lauer 1988, S. 90f)
Die absolut modern anmutenden Lehmziegelbauten in Nischen-Architektur zeigen eine weit fortgeschrittene Baukunst. Diese großartigen Bauten wurden irrtümlicherweise als Gräber der Königinnen interpretiert. Eine irrige Annahme. Bis 2009 übernahm ich sie auch noch, erst meine späteren Forschungen ergaben, dass die Königinnen in Abydos begraben waren, und dass sie nicht zwei Gräber hatten, wie die ÄgyptologInnen glauben, sondern dass es sich bei den prachtvollen Bauten um Residenz, Regierungssitz, Wirtschaft- Kultur- und religiöses Zentrum der regierenden Königinnen handelte. Bestätigt wurde meine Vermutung durch die gleiche Art von Bauten in Mesopotamien, wo sie immer als Regierungssitz der Königinnen galten. (s. Doris Wolf ›Es reicht – 5000 Jahre Patriarchat sind genug‹ 2019, S. 88 ff) Die Bauten wurden von den Eroberern gestürmt. Bilder zeigen das brutale Vorgehen, welche die Machtnahme der Eroberer des mesopotamischen Uruk und des iranischen Susa begleitete. Die Gefangennahme und Ermordung der Frauen wurde mittels Gravuren auf feinen Stein-Täfelchen dargestellt (s. M.P. Amiet ›La Glyptique mésopotamienne archaïque‹ 1980 in Doris Wolf 2019, S. 104 ff).
Weitere Indizien der Eroberung Ägyptens
Zu den Hinterlassenschaften, die für eine Invasion sprechen, kommt eine neue, ägyptenfremde Begräbnisart, die abseits der Nekropolen der Einheimischen gefunden wurde, hinzu. (s. Wolf ›Seite an Seite zwei verschiedene Bestattungsarten‹)
Höchst aufschlussreich ist auch das Bild von Hierakonpolis (s. Wolf ›Das irritierende Wandbild von Hierakonpolis› und Doris Wolf 2009, S. 120–128) Diese Indizien und das berühmte Messer von Gebel el-Arak sind »für die Erforschung der Anfänge der altägyptischen Hochkultur von höchster Bedeutung«, schrieb 1975 Wolfgang Helck (LÄ, IV, S. 654. Doch fanden die Beweise für die indoeuropäische Eroberung bis zum heutigen Tag keine InteressentInnen mehr. Die nachprüfbaren, vorliegenden Fakten werden von den heutigen ÄgyptologInnen einfach nicht mehr erwähnt. Die Brutalität der lebendigen Darstellungen wird nicht als Invasion zur Kenntnis genommen. Wenn überhaupt auf die auffallenden Veränderungen hingewiesen wird, was selten geschieht, wird auf eine prädynastische, innerägyptische ›kulturelle Weiterentwicklung‹, geschlossen, welche seltsamerweise automatisch zu einer ›Hochkultur‹ führte.
Es gibt tatsächlich noch mehr unumstößliche Beweise für den brutalen Umsturz und diese betreffen das matriarchale Königinnentum, das während mindestens zwei Jahrtausenden die Gesellschaftsform Ägyptens vor den Pharaonen war. (s. Doris Wolf ›Es reicht – 5000 Jahre Patriarchat sind genug‹ 2019)
Die irrwitzigen Erklärungen, dreisten Behauptungen, Leugnungen und Beschönigungen einerseits und auch das feige, gängige Verschweigen der Tatsache einer Eroberung auf der anderen Seite, schaden dem Ruf und der Glaubwürdigkeit der Ägyptologie als Wissenschaft und den Lehren der Universitäten mehr denn je.
Das Wegsehen und Leugnen der Eroberung Ägyptens durch die ÄgyptologInnen ist ein wissenschaftlicher Skandal
Der Grund des Leugnens der indoeuropäischen Eroberungen und der Machtnahme des gesamten Nahen und Mittleren Ostens durch die indoeuropäishen Eroberer war mir in seinen ganzen Ausmaßen lange nicht klar. Jedoch, nicht nur für die Ägyptologie könnte das Anerkennen der geschichtlichen Tatsache unerwünscht-entlarvende ja geradezu gefährliche Konsequenzen haben. Auch für das heute in aller Welt herrschende politische Patriarchat könnte die Anerkennung des Ausmaßes der damals beginnenden Gewalt und seine ungebrochene Fortsetzung bis zum heutigen Tag unerwünschte Folgen haben. Das Erkennen und die Bewusstwerdung der noch immer herrschenden Politik der männlichen (Staats-) Gewalt und der ständigen Kriege könnte zu Protesten und Revolten, insbesondere unter den Jugendlichen und von immer mehr Frauen führen. Am meisten aber hätte die Diktatur des Männerklerus, d.h. die patriarchalen Religionen Konsequenzen zu befürchten. Die Wahrheit würde vor allem die monotheistischen Religionen betreffen, das Judentum, das Christentum und den Islam. Das Aufdecken der geschichtlichen Realität, der Lügen und Mythen auf denen die Macht des Klerus aufgebaut ist, würde seine Herrschaft als untolerierbar verurteilen und zusammenbrechen lassen. Sobald die Erfindung der ersten männlichen Götter vor nur 5000 Jahren durch die Invasoren bekannt würde, würden sie entthront und ihre Macht über die Menschen allmählich verlieren. Es würde ans Licht bringen, dass die patriarchalen Götter und Religionen von arisch-persischen Priesterkasten im Auftrag der indoeuropäischen Könige erfunden wurden. Schon der griechische Dichter Homer durchschaute den lügnerischen Trick und schrieb:
»Nicht die Götter haben die Menschen geschaffen, sondern die Menschen
(die Männer) die Götter.« Bis vor 5000 Jahren gab es tatsächlich nie
einen einzigen männlichen Gott.
Erwiesenermaßen waren auch Arabien und Kanaan, das heutige Israel – die beiden Staaten, die heute zu den religiös und kriegerischsten und frauenfeindlichsten patriarchalen Ländern im Nahen Osten zählen – waren ursprünglich friedliche matriarchale Länder, deren Völker die Grosse Göttin verehrten. Auch sie wurden von Indo-Europäern erobert und von ihnen beherrscht und unterdrückt; genauso, wie es ihren größeren Nachbarn Ägypten und Mesopotamien bereits vor ihnen geschehen war. Die sogenannte ›Landnahme‹ Kanaans – des Landes, das den Eroberern von ihrem selbst erfundenen Gott versprochen worden sein soll – ist eine der üblichen dreisten Lügenmythen und sprachlichen Beschönigungen der herrschenden religiösen und politischen Elite zur Rechtfertigung der brutalen Eroberungen. Wie in der Bibel zu lesen ist, überfielen die indoeuropäischen Hebräer, die aus Ägypten vertrieben wurden und fliehen mussten, das friedliche matriarchale Land Kanaan, massakrierten die Bevölkerung und zerstörten ihre Häuser, ihre Gärten und ihre Bäume, kaperten die Wasserzufuhr und vergifteten die Brunnen. (s. D. Wolf ›Das Matriarchat im Lande Kanaan (Israel)‹ und ›Wer war Echnaton und wer war Moses?‹)
»Die alttestamentlichen Schöpfungsmythen sind vom Kulturkampf des
einsetzenden Patriarchats gegen die matriarchale Kultur Kanaans geprägt.«
(Siegfried Vierzig ›Sehnsucht nach den Müttern‹ 1991, S. 93)
Das patriarchale Geschichts- und Legendenbuch, die Bibel, kündet stolz, ohne jede Scham und Schuldgefühle vom Horror und den unsäglichen Massakern, die die indoeuropäischen Hebräer bei der als Landnahme verharmlosten blutigen Eroberung Kanaans anrichteten. Genau so, wie die heutige Regierung Israels die Besetzung der Ländereien Palästinas beschönigt und mit Gottes Willen rechtfertigt. Eine unglaubliche Taktik, die wie alle religiös verbrämten Verbrechen von den gläubigen Besatzern nicht in Frage gestellt wird. (s. Doris Wolf ›Es reicht 5000 Jahre Patriarchat sind genug‹ 2019, S. 198 ff) Die Eroberer Kanaans durften, ja mussten das tun, denn ihr junger, von ihrer mächtigen, arischen Priesterkaste gerade erfundener Gott, Jahwe, hat ihnen das Land ja versprochen, fordert die Eroberung und feuert die Invasoren auch immer wieder zu Gewalt, Rücksichtslosigkeit und neuen Massakern an. Dieses beschönigte, in frommen Kreisen bis heute gutgeheißene Horror-und Lügen-Narrativ führte zum noch immer aktuellen Leugnen, Übersehen und Beschönigen der Machtnahme. Noch immer sind es Nachfolger und Nachahmer der damaligen indoeuropäischen Eroberer, die als Eliten, als Regierende und Mächtige an der Spitze der Länder des Nahen Ostens stehen. Sie führen Kriege und halten sich mit Gewalt und den von westlichen Produzenten gelieferten Waffen an der Macht. »Am Ende sind es die Gewaltunternehmer, die die Waffen verkaufen, die eine großes Interesse daran haben, dass der Krieg nicht aufhört.« (Jörg Baberowski)
Die Leugner der indoeuropäischen Eroberungen, sind offensichtlich Gläubige: Christen und Anhänger der anderen monotheistischen Götter, fromme Bibelleser, die Massaker und Blutrausch übersehen und sich berufen fühlen, den Irrsinn männlicher Götter und göttlicher Männer zu rechtfertigen und zu verteidigen. Leugner unter den Ägyptologen sind vor allem in Deutschland während der Nazizeit aufgefallen. Zu ihnen gehören etwa der Ägyptologe und frömmlerische Alt-Nazi Hellmut Brunner, seine Frau Emma Brunner-Traut. Der Ägyptologe Erik Hornung tritt besonders wegen seiner vehementen Leugnung der einzigartigen, uranfänglichen Verehrung der Großen Göttin auf. Seiner patriarchalen Gläubigkeit gibt er Ausdruck indem er etwa schreibt: »Der Vorstellung einer universalen ›Göttermutter‹ entspricht die Vorstellung eines ›Göttervaters‹, dem alle anderen Gottheiten ihre Entstehung verdanken.« (Hornung 1971, S. 139, Hvhb. DW) Doch der von ihm so vehement propagierte Gott ist das, was der Religionswissenschaftler van der Leeuw einen ›Spätling in der Religionsgeschichte‹ nennt. Hellmut Brunner glaubt nicht nur an den patriarchalen Gott, den es vor 5000 Jahren noch gar nicht gab, sondern auch an die Göttlichkeit der Könige und Pharaonen, die zur gleichen Zeit erfunden wurden. Brunner, als Anhänger Hitlers, glaubt auch an die Göttlichkeit des Führers. Schwärmerisch doziert er seine Sicht, die die ägyptische Gewaltherrschaft krass beschönigt: »Dem König als dem Sohn Gottes [!] obliegt die richtige Durchführung des Kultes, wie eine hinreichende Versorgung des Volkes [!], eine gerechte Rechtsprechung [!], wie die »Erweiterung der Grenzen‹[!]. Dabei kommen nur einem Europäer des 20. Jahrhunderts Worte wie ›Imperialismus‹ oder gar ›Kolonialismus‹ in den Sinn. Aber in Ägypten, das bei der Schöpfung von Gott aus dem Chaos ausgegrenzt und mit dem fruchtbaren Nil versehen, den Menschen zuliebe ›geschaffen‹ wurde, ist jede Tat die dem Chaos ein weiteres Stück abringt und der Ordnung zuschlägt, eine Fortsetzung der Schöpfung.« (Hellmut Brunner 1989, S. 67) Amen.
Das Leugnen der barbarischen Eroberungen der hochzivilisierten und kultivierten matriarchalen Länder, der Zerstörung der matriarchalen Kultur und Werte und der ursprünglich weltweiten alleinigen Verehrung der Großen Göttin und der Mütter generierte in unserer Zeit neben den Kriegen und Lügen eine weitere Katastrophe: den religiösen Terror durch fundamentalistische religiöse Fanatiker.
Die Erfindung des Patriarchats und seine Aufrechterhaltung bis in unsere Gegenwart
ist die größte aller Katastrophen, welche die Menschheit je erlebt hat.
Das Patriarchat ist eine Diktatur der herrschenden weißen Männer,
ein Krieg gegen die Natur und die Menschen.
Es ist, was die Forscherin Gerda Weiler alles in Allem
»eine gigantische Krankheit« nannte.
Wir leben im Patriarchat! Es ist wesentlich, sich diese Tatsache bewusst zu machen, denn es bestimmt unser Leben von der Entstehung im Leib unserer Mutter bis in den Tod. Aber davor bestimmt die Herrschaft der Väter, die heute unser aller Dasein beherrscht, das Leben unserer Mütter ganz enorm, denn die dominierenden Männer greifen extrem in das Selbstbestimmungsrecht der Frauen über ihren eigenen Körper ein. Männer bestimmen ob Geburten erwünscht und gefördert oder vermieden werden, denn die erwünschte Anzahl von Geburten hat ausschließlich ihren Interessen, ihren möglichen Kriegsplänen und finanziellen Profiten zu dienen.
Das Patriarchat ist keine ›evolutionäre Entwicklungsgeschichte‹, ist nicht ›logischerweise‹ oder ›zufällig entstanden‹, sondern wurde von machtgierigen Männern bewusst und aktiv ausgedacht, strategisch geplant, systematisiert und mittels Gewalt und immer raffinierteren, tödlichen Waffen in den letzten 5000 Jahren weltweit durchgesetzt. Skrupellos, mit einem irrsinnigen Hass und einer pathologischen Lust am Wüten, Verwüsten, Zerstören und Töten überfielen indoeuropäische Männerhorden aus den eurasischen Steppen die friedlichen, unbewaffneten und ungeschützten Siedlungen, Dörfer und Städte der damals bekannten, matriarchalen Welt. Allmählich war der ganze Osten vom Kriegsgeschrei aus dem Norden betroffen und in Angst und Schrecken versetzt. Wir leben heute noch immer in dieser patriarchalen Welt der Kriege, der Angst und des Schreckens.
Der vorderasiatische Archäologe Burchard Brentjes ist einer der seltenen Wissenschaftler auf dem Gebiet der Altorientalistik, der in der Beschreibung des Beginns der patriarchalen Zeit eine menschliche Seite, Betroffenheit und Entsetzen zeigt. Brentjes erkennt die Tragik, den gewaltsamen Umbruch in der Gesellschaft, beschreibt die Katastrophe, die sich damals in Mesopotamien nach dem Einfall der Sumerer abspielte und lässt sich berühren. Erschüttert beschreibt er, was damals geschah:
»Eine soziale Revolution ging vor sich, die die Jahrmillionen der Gleichheit beendete,
ein gesellschaftlicher Umsturz, der mit der Erfindung der Sichel und der Reibmühle
begonnen hatte und dessen Grundlagen in den Jahrtausenden von Mureybet
bis Obeid entstanden waren.« (Brentjes 1981, S. 53)
Brentjes betont, dass obwohl noch viele Fragen offen sind, der Übergang von der Urgesellschaft zum Staat in mehreren Regionen nachgezeichnet werden könne, und dass dieser Prozess die Einrichtung eines Zwangsapparates in der Gesellschaft, einer Armee und anderer Gewaltmittel im Dienst einer herrschenden Klasse« zur Folge hatte. Ganz anders die Matriarchinnen. Sie hatten ihre Macht dafür eingesetzt, sich verantwortungsvoll für das Wohl ihrer Kinder, das Volk und das Land zu sorgen und männlichen Aggressionen und gefährlichen Egoismen und Übermut Grenzen zu setzen. Das Patriarchat hat gezeigt, wenn bestimmten Männern von Frauen keine Grenzen gesetzt werden, verrohen sie, begehen jedes erdenkliche Verbrechen zum Schaden anderer und entgehen oft einer angebrachten Strafe für ihre Untaten. So wie etwa die Kirchenoberen jahrzehntelang die Verbrechen der sexuellen Gewalt von Priestern an Kindern ungestraft vertuschen konnten. Mit dreisten Lügen ›legitimieren‹ Staatsoberhäupter Kriege, in denen Soldaten rauben, plündern, zerstören, foltern, vergewaltigen und Unschuldige morden (dürfen)! Kriege entpuppen sich als die epidemische Pest des Patriarchats. Der Krieg öffnet alle Schleusen für Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Begeisterung für Gewalt, für Krieg und Waffen, schürt die Lust am Foltern und Töten und macht aus Männern Monster.
»Wenn nicht sorgfältiges Training die natürlichen Triebe in Grenzen halten,
genießen Männer z.B. die Jagd und das Töten. In den meisten Kulturen werden Folter
und Leiden zum Vergnügen aller zum öffentlichen Spektakel gemacht.«
(S.L Washburn und V. Avis ›Evolution of Human Behavior‹ 1958, S. 433 f)
Die im Patriarchat aufkeimende Freude am Krieg, an der Gewalt und am Töten gehört zu den seltsamsten und unbegreiflichsten Faszinationen des männlichen Geschlechts. Was ist es, das die unfassbare Tötungslust im Gehirn von Männern ausgelöst hat, denn offensichtlich gab es diese perverse Begeisterung in der matriarchalen Zeit nicht?
Der behauptete ›natürliche Trieb zu Töten‹ wird durch die patriarchale Erziehung zur Gewalt anerzogen und gefördert. Kriege und andere Verbrechen konnten matriarchale Mütter verhindern, indem sie ihren Söhnen Grenzen setzten, sie mit Liebe, Fürsorge und Geduld zu Solidarität und Mitgefühl erzogen. Dies war möglich, weil Mütter die Macht dazu hatten, die ihnen dann von patriarchalen Männern, zum Schaden der ganzen Menschheit, mit Gewalt entrissen wurde. Das Patriarchat regiert und erzieht nicht mit Intelligenz und Liebe, sondern mit physischer und psychischer Gewalt. Patriarchale Männer können mit Macht nicht umgehen. Die nur 5000 Jahre an der Macht scheinen für sie viel zu wenig Zeit, um etwas aus ihren Fehlern zu lernen, weil sie ihre Fehlleistungen gar nicht erkennen, sie im Gegenteil bestreiten und beschönigen. Sie sind leicht verführ- und korrumpierbar und nutzen Macht ausschließlich zur Durchsetzung ihrer eigenen egoistischen Interessen, zur Befriedigung ihrer Eitelkeit, ihrer Gier nach Beute, Profit und Prestige. Macht schürt ihren Narzissmus, ihre Habsucht und ihre Skrupellosigkeit.
»Der Umsturz des Mutterrechts war die weltgeschichtliche
Niederlage des weiblichen Geschlechts.« (Friedrich Engels)
Das Ungeheuerliche des Umsturzes in Ägypten – obwohl durch viele Indizien bewiesen – werden von den heutigen ÄgyptologInnen nicht anerkannt. Ist es nicht erstaunlich, dass sie sich nicht für die Geschichte VOR den Pharaonen interessieren, obwohl diese nur die letzten 5000 Jahre der 300’000 Jahre der Geschichte ausmachen? Dass sie vom Umsturz durch die indoeuropäischen Eroberer nichts hören und nichts wissen wollen? Die Brutalität der lebendigen Darstellungen wird nicht als Teil des Eroberungskrieges zur Kenntnis genommen. Solche Szenen spielten sich in der Folge auf der ganzen Welt ab, z.B .auch in Europa. Die Archäologin und Indo-Europäer-Forscherin Marija Gimbutas untersuchte die Eroberung des alten Europas und fasste das Geschehen des kriegerischen Umsturzes mit den folgenden Worten eindrücklich zusammen:
»Als die beiden Weltsichten mit ihren unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Strukturen aufeinanderprallten, führte das zu einem dramatischen Wandel im Alten Europa. Die Veränderungen drückten sich im Übergang von der matrilinearen zur vaterrechtlichen Gesellschaftsordnung aus, von der auf Wissen basierenden Theakratie zu einem militanten Patriarchat, von einer auf der Gleichberechtigung der Geschlechter beruhenden Gesellschaft zur hierarchischen Männerherrschaft, und von einer erdverwurzelten Göttinnenreligion zum indoeuropäischen, auf den Himmel ausgerichteten Götterpantheon.« (Gimbutas 1996, S. 401)
Erinnern wir uns, was William Faulkner schrieb: »Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist noch nicht einmal vergangen.« Der Umsturz von der friedlichen Epoche des Matriarchats in die kriegerische Zeit des Patriarchats in der wir heute leben, beeinflusst, ja bestimmt unser Leben auf allen Ebenen, politisch, sozial und religiös. Wir sind durch 5000 Jahre patriarchaler Herrschaft, durch ideologische und patriarchal-religiöse Indoktrinierung in unglaublichem Ausmaß betrogen und belogen, psychisch, moralisch und intellektuell vergiftet worden. Zudem macht der durch Ausbeutung der Drittweltländer im Westen erreichte Wohlstand viele von uns blind und gefühllos für Not und Elend, Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeiten in der Welt.
Wir können uns jedoch von den Ketten der Männerherrschaft, die uns desensibilisiert hat, befreien, die männergemachte Armut, den Hunger, das Elend, die exzessive Waffenproduktion und die Kriege stoppen. Wir können uns von der Macht und der Last des Patriarchats befreien, indem wir uns aus der uns anästhesierenden Komfortzone der Bequemlichkeit und des Egoismus befreien und handeln. Vorbilder und Gelegenheiten dazu haben wir genug. Unzählige Frauen und Männer, allein oder in Gruppen haben sich längst auf den Weg des Widerstands gemacht gegen die politische und religiöse Vereinnahmung, gegen die patriarchale Propaganda, die Beeinflussung, die Unterdrückung, die Ausbeutung, die Armut, gegen die unmenschliche Politik und Machtausübung der Herrschenden, gegen den Rassismus und den Frauenhass. Diesen Gruppen können wir uns anschließen, mitdenken, mitarbeiten an einer besseren, friedlicheren, zukünftigen Welt.«
»Wir müssen als Zivilisation nichts Neues lernen, um in Zukunft zu überleben,
sondern uns nur an etwas Vergessenes erinnern.« (Marija Gimbutas)