Indo-Europäer und Arier – ein unheilvolles Bündnis
Aus dem Inhalt:
- Kriegerische Indo-Europäer
- Die ›Shemsu-Hor‹: Horitische Waffenschmiede aus Vorderasien
- Die Rolle der Arier: Erfinder der männlichen Götter
- Die auffallend frühe Allianz von Horitern und Ariern
- Arier – Die patriarchale Priesterkaste
- Der katastrophale Umsturz von der Ordnung ins Chaos
- Die ›Küken aus dem Ei-Theorie‹ der Isolationisten
- ›Haben Menschen aus dem Osten wirklich das Niltal erobert?‹
- Fremde in Ägypten: ›The Dynastic Race‹
- Das hierarchische Klassen-, bzw. Kastensystem
- Das rassistische Kastensystem in Indien
- Den Ariern begegnen wir wieder 1500 Jahre später zur Zeit Amenophis II. (1426–1400)
»Die Indo-Europäer waren kein ›linguistisches Phantom‹, keine Denkkonstruktion der Philologen, sondern eine reale ethnische Erscheinung, deren Traditionen nie aufgehört haben, in unseren Kulturen fortzuwirken.«
(Jean Haudry, ›Die Indo-Europäer‹ 1986)
Die patriarchale Machtnahme durch kriegerische Indo-Europäer
Im allgemeinen lassen die Wissenschaftler die Indo-Europäer erst im 2. Jahrtausend auf den Plan treten. Doch diese griffen schon viel früher massiv in das weltgeschichtliche Geschehen ein. Sie waren die Eroberer Mesopotamiens und Ägyptens in der Zeit des Übergangs vom 4. ins 3. Jahrtausend.
Die Archäologin und Indo-Europäer-Forscherin Marija Gimbutas schreibt, es handelt sich bei ihnen nicht um eine »einzige Kulturgruppe, sondern um eine Reihe von Steppenvölkern mit einer gemeinsamen Tradition«, und schildert sie als eine kriegerische, patriarchalische, hierarchische Kultur. (Gimbutas ›Die Zivilisation der Göttin‹ 1996, S. 352)
Sie besiedelten das erzreiche Gebiet des östlichen Anatoliens, des südlichen Kaukasus und des nördlichen Irans. Sie waren die Erfinder der Metallurgie (s. Wolf ›Die Erfindung der Metallurgie‹), wurden Waffenschmiede und Krieger und formierten die Kriegerkaste der Eroberer. Der Anführer der Krieger war der ›Chef‹ (der Chopf oder das Haupt), wie er bei den Indo-Europäern genannt wurde; er wurde der Herrscher/König der eroberten Länder (z.B. Chef-u = Cheops, Chef-re). Die Indo-Europäer stehen in krassem Gegensatz zu den egalitären, friedfertigen, matriarchalen Kulturen der damaligen Welt.
Das aggressivste der indoeuropäischen Völker war offensichtlich der Stamm der Horiter (Hurriter, Churriter, Churri, Hurri, Harri, Horim usw.). Sie wanderten in das Gebiet südöstlich des Schwarzen Meeres, zwischen dem Van-See und dem Kaspischen Meer ein und siedelten mit Sicherheit schon seit dem 5. Jahrtausend im südlichen Kaukasus. Von hier aus unternahmen sie ihre Überfälle und Eroberungszüge bis nach Ägypten. Die Indo-Europäer brachten die damalige alte Welt: das Alte Europa, Anatolien, Syrien, Mesopotamien und Ägypten unter ihre Herrschaft und setzten sich als despotische Herrscher über die autochthonen Völker (s. Doris Wolf www. ›Der erste Krieg der Weltgeschichte‹). Jean Haudry schreibt über sie:
»Es gibt bei den Indo-Europäern eine Aristokratie deren Hauptbeschäftigung der Krieg ist…
…Im Leben der indoeuropäischen Gesellschaft ist der Krieg ein normaler Zustand; es ist die gewohnte Beschäftigung des Adelsstandes… der Friedenszustand ist nie von langer Dauer. Krieg wird aus verschiedenen Gründen geführt: neue Gebiete erobern; den heimatlichen Boden verteidigen… Eine Beleidigung rächen, die Vasallen an ihre Pflicht mahnen, Revolten unterdrücken… Der Krieg ist vor allen Dingen ein Spiel [ein Spiel der Männer auf Kosten der Frauen und Kinder!], als dessen Schiedsrichter die [von ihnen erfundenen] Götter fungieren… Die Kriegsführung untersteht festen Regeln: der Sieg soll den Widerstand brechen und nicht den Feind vernichten [versklaven, ausbeuten, missbrauchen aber nicht töten!].
»Von den Dichtern besungen, verhilft der Sieg dem Krieger zum ›unverwelklichen‹ Ruhm…
Die Dichter halten vor allem einzelne Großtaten fest, die den Helden über den Gemeinen erhöht und ihm den ›ewigen Ruhm‹ über den Gemeinen sichert… vor allem muss der Held der Gunst der Götter sicher sein; diese flössen ihm die ›kriegerische Wut‹, die Überspanntheit des ménos ein [s. Wolf ›Wer war Menes‹], die die physische Kraft verzehnfacht… Aber die einzelnen Heldentaten reichen nie aus, um den Sieg zu sichern, und übereinstimmende Formeln verweisen anscheinend auf die Praxis der ›Schlachtlinie‹, wo die Kämpfer wie in der Phalanx in Tuchfühlung stehen.« (s. Haudry ibd. 1968, S. 131 bis 135 passim)
Die Schmiede- und Kriegerkaste des kriegslüsternen Stammes der indoeuropäischen Horiter sind die in Ägypten eingedrungenen ›Shemsu-Hor‹.
Die ›Shemsu-Hor‹: Horitische Waffenschmiede aus Vorderasien
Der mächtige Stamm der indoeuropäischen Horiter/Hurriter/Churriter stellten eine ständige Bedrohung für die anderen Völker dar. Der Höhepunkt ihrer Einflussnahme auf die altorientalische Welt fällt in eine Zeitspanne, die als das ›Dunkle Zeitalter‹ bezeichnet wird.
Der Ägyptologe E. A. Wallis Budge ist der Meinung, dass vor allem die Metallwaffen der Eroberer zur Unterwerfung der eingeborenen Ägypter führten. Jacques de Morgan, Bergbauingenieur, Geologe und Archäologe, der die Herkunft und die Metallverarbeitung im Ursprungsgebiet unter anderem im Kaukasus und Iran und ihr Erscheinen in Ägypten untersucht hatte, stellte fest, dass die Invasoren Bronzewaffen einsetzten, die ihnen das Bezwingen der neolithischen Bevölkerung ermöglichten, und dass man bereits im Alten Reich nicht nur Kupfer (mit einem Anteil von Arsen), sondern auch Bronze (Kupfer mit einem Anteil von Zinn) für die großen Arbeiten [der Waffenherstellung] verwendete. Für ihn besteht kein Zweifel: Die Kenntnisse der Metallurgie kamen mit den Eroberern aus Vorderasien nach Ägypten (Morgan ›La préhistoire orientale‹ 1926, S. 216, 219, 233). Und er stellt die berechtigte Frage:
»Warum sollen wir nicht zugeben, dass ganz Ägypten von den Shemsu-Hor besetzt wurde?«
Die Shemsu-Hor, die in der Nagada-II-und III-Zeit in Ägypten eindrangen, werden üblicherweise mit ›Gefolge, Geleit, Diener oder Verehrer von Horus‹ bezeichnet, doch von E.A. Wallis Budge haben wir die wichtige Information, dass es sich bei den Shemsu um [Waffen-] Schmiede handelte. Sie kannten die Herstellung von Bronze, die sie für die Anfertigung von Werkzeugen verwendeten, vor allem aber für
Waffen, die sie buchstäblich anbeteten. Die unglaubliche Faszination für todbringende Waffen ist indoeuropäischen Ursprungs und »der heilige Charakter der Waffe ist für alle indoeuropäischen Religionen belegt.« (Riane Eisler ›Von der Herrschaft zur Partnerschaft‹ 1989, S. 105).
Budge schrieb damals über die Shemsu-Hor, dass es natürlich unmöglich sei, zu sagen, wer die Eindringlinge waren, die von Süden nach Norden über Ägypten fegten, oder woher sie kamen. Seiner Meinung nach repräsentieren sie aber die Invasoren der vordynastischen Zeit, die von einem Land im Osten ans Rote Meer und durch eines der Wadis an den Nil gelangten. Sie brachten das Wissen der Metallbearbeitung mit, und da sie die Einheimischen im Süden bei Edfu [bzw. bei El-Kab/Hierakonpolis] besiegt hatten, machten sie jene Stadt zum Zentrum ihrer Zivilisation, um dann mit der Eroberung anderer Städte und mit der Errichtung von Heiligtümern für ihren Gott oder ihre Götter fortzufahren (Budge ›The Gods of the Egyptians‹ 1904/1969, I, S. 485).
Die Schmiede wurden später vergöttlicht; das Allerheiligste des Tempels von Edfu wurde zu ihren Ehren ›Schmiede‹ genannt und mit einem ›heiligen Boot‹ ausgestattet. Der Gott des kriegerischen Erobererclans war der Falke Hor, den die Griechen Horus nannten; er war der ›Meister‹ und ›Herr der Schmiedestadt Edfu‹.
Der eminente Flinders Petrie, man nennt ihn ›den Vater der Archäologie‹ war überzeugt, dass die Eroberer, die als Falkenstamm mit dem Namen Shemsu-Hor identifiziert wurden, ihren Ursprung nördlich des iranischen Elam hatten. Bemerkenswert ist, dass auch Leonard Woolley, der Ausgräber von Ur und Uruk annimmt, die Invasoren, die etwa zur gleichen Zeit das südliche Mesopotamien überfielen und kolonisierten, aus diesem Gebiet gekommen seien. »Sie besaßen Erfahrung in der Metallbearbeitung. Ihre frühere Heimat hatte nahe bei den Kupferminen des östlichen Anatolien gelegen.« (Woolley ›Mesopotamien und Vorderasien‹ 1961, S. 15 und 44). Er schreibt:
»Es scheint, dass in einer Epoche, die wir die Uruk-Zeit nennen, aus den Bergen nördlich von Elam eine Infiltration von Menschen stattfand, die sich schließlich zu Herren dessen machten, was jetzt der sumerische Staat war.«
Die Eroberer Ägyptens behielten den Ausweis ihrer Identität und Herkunft als Horiter in ihren Königsnamen bei und nannten sich in der 1. Dynastie: Hor-Narmer, Hor-Aha, Hor-Djer/Zer, Hor-Den und Hor-Semerchet.
Wolfgang Helck erkennt horitische Personennamen in Ägypten, meint aber, dass der sonst feststellbare starke Einfluss der Horiter auf die religiösen [patriarchalen] Vorstellungen anderer Völker in Ägypten ebensowenig erkennbar sei wie horitische Sprachreste (LÄ, III, S. 87, Hvhb. DW). Sobald wir aber die Arier in unsere Forschung miteinbeziehen ändert sich das Bild.
Etwa 400 bis 500 Jahre nach der Eroberung waren die Indo-Europäer in Ägypten fest etabliert, nannten sich nun seltener nach ihrer horitisch/hurritischen Herkunft, sondern bezeichneten sich mit dem indoeuropäischen Begriff für einen Anführer als ›Chef‹, z.B. Chef-u = Cheops, An-Chaef, sein jüngerer Bruder, Chef-Re usw. Re-Chef oder Ra-Chef ist der Hauptchef, bzw. der arische Gott. Indo-Europäer haben keinen König, sie haben einen ›Chef‹, abgeleitet aus dem indoeuropäischen Wort Chopf/Kopf/Haupt/Oberhaupt. Sie setzten sich als aggressive, gnadenlos-brutale, fremde Gewaltherrscher über das indigene schwarzafrikanische Volk der ÄgypterInnen. Die Propaganda der sie begleitenden arischen Priesterkaste schönte, verherrlichte und vergöttlichte sie und ihre Taten, was die Ägyptologen unbesehen übernahmen.
Auch ihr Aussehen wurde geschönt. Links: Chef-re, der nicht idealisierte indoeuropäische König der 4. Dynastie Ägyptens. (Ägyptisches Museum der Universität Leipzig, CC : ›einsamer Schütze‹)
Der Hinweis auf Arier kommt ebenfalls schon in den frühesten Königsnamen in Ägypten vor, wie etwa bei Ari-Hor in der sog. 0-Dynastie; bei Semer-Chet-Ari-Nebti, 1. Dynastie; Djoser (4. Dynastie) heißt auch Net-Ari-khe. Djo-ser/Zo-Sar/Zéser/Cäsar ist der indoeuropäische Zar; die akkadische Form šàr ist ebenfalls die Bezeichnung für einen Fürsten oder König, altiranisch ›sare‹ Herrschaft.
Die Arier und ihre Rolle bei der patriarchalen Machtnahme
»Der Begriff ›Arier‹ stellt keine Rassenbezeichnung dar, vielmehr bezeichnet er eine Kultur, die besondere Merkmale trägt. Dazu gehören neben der Sprache auch [die weiße Hautfarbe!], Weltanschauung, Tradition, Mythen etc., nicht aber eine einheitliche Religion. Arische Sprachen werden weder heute noch im Altertum von einer einzigen Rasse gesprochen.« (Jahanshah Derakhshani ›Die Arier in den nahöstlichen Quellen des 3. und 2. Jahrtausends v.Chr.‹ Teheran 1999, S. 25)
Immer deutlicher zeigt sich die frühe Verbindung der Indo-Europäer mit den Ariern und die bis heute folgenschweren Auswirkungen auf unsere Welt. Die Verbündeten bildeten zusammen ein rassistisches, hierarchisches System, vergleichbar mit den noch heute gültigen indischen Kasten, »ein religiös begründetes und legitimiertes soziales Phänomen der hierarchischen Anordnung und Abgrenzung von gesellschaftlichen Gruppen.« (Wikipedia)
Die Arier schufen die religiöse Grundlage der eroberten Länder durch die Erfindung des ›göttlichen‹ Königtums und die Schaffung erster männlicher Götter. Nun wurde die »menschliche Autorität und Macht, die absolute Unterwerfung und bedingungslosen Gehorsam forderte, durch eine höhere, eine ›göttliche‹ Macht gerechtfertigt« (Lewis Mumford 1974, S. 210).
Die Arier waren die Erfinder der ersten männlichen Götter. Der arische Hauptgott heisst nicht AR sondern RA. Er ist der arische Gott par excellence. Er taucht in der 5. Dynastie in Ägypten auf und wird hier auch mit RE transkribiert. Ebenfalls in der 5. Dynastie erscheint erstmals der Totengott As-Ari / AuSar, griechisch Osiris, König der Götter oder Götterfürst in Ägypten.
Die Ari-Silbe erkennt man in Ägypten auch in unzähligen Beamtentiteln. Die Oberschicht nannte sich Ari-pait; von den Ägyptologen zu Iri-Pat umgeschrieben; altiranisch bezeichnet pati einen ›Edlen‹, einen Herrscher und Gebieter. Neben den vielen ari-Apellativen, die in den arischen Sprachen stets mit ›der Vornehmste‹, der ›Herr‹, ›stark‹, ›tapfer‹, ›erhaben‹, etc. beschrieben werden, seien noch keilschrift-luwisch arji ›(er)heben‹, ariyatti ›Anhöhe‹, ›Gebirge‹ und ›iranisches Hochland‹, sowie hethitisch ariya und lyk. erije ›erheben‹ zu erwähnen, schreibt Derakhshani. Die Wurzel ›Iri‹ und ›Eri‹ kommt als west-arisches Element bereits im 4. Jahrtausend vor. (Derakhshani ibd. 1999, S. 181). Der Arier- und Sprachforscher Derakhshani hat seitenlange Listen mit dem arischen Sprachelement ›ari‹ zusammengestellt (Derakhshani ibd., S. 152 – 156). Er publizierte zwischen 1995 und 2000 seine Forschungsergebnisse zur Geschichte und Kultur des alten Iran seit dem 5. Jahrtausend und stellte fest, dass sich Spuren iranischer Völker schon sehr früh bis nach Ägypten verbreiteten; selbst der Name ›Misr‹ für Ägypten sei arisch zu deuten. (ibd. 1999, S. 24 und 89. s. auch Derakhshani ›Traces of the Aryans in the earliest texts of Mesopotamia, Asia Minor and Egypt from the 4th to 2nd Millennium BC‹. Hvhb. DW) Tatsächlich tönt Misr, bzw. das ägyptische Masr sehr ähnlich wie das englische Mother.
»Offensichtlich begleiteten die Horiter die Indo-Arier bei ihrer Wanderung west- und südwärts… Es muss eine enge kulturelle Verbindung zwischen ihnen gegeben haben.« (W.F. Albright ›The Cambridge Ancient History I‹ 1970, I, S. 153)
Die Arier bildeten die patriarchale Priesterkaste
Sie erfanden männliche Götter und legitimierende Mythen und unterstützen die verbündeten indoeuropäischen Kriegerhorden bei ihren Eroberungs- und Raubzügen.
Über die Herkunft der Arier gibt es viele Vermutungen, jedoch biete »das iranische Hochland die besten Voraussetzungen als Heimat der Arier an, die seit dem Ende der Eiszeit dieses Gebiet besiedelten.« (Derakhshani) Die einheimischen Überlieferungen, enthalten zuverlässige und wertvolle Auskünfte über die vor- und frühgeschichtlichen Perioden, »die auch einer strengen Prüfung standhalten«, betont Derakhshani (›Geschichte und Kultur des Alten Ostiran – Grundzüge der Vor- und Frühgeschichte Irans‹ 1995, S. 7, 8) Ein Zweig von ihnen zog aus der ursprünglichen Heimat gen Norden (Derakhshani) Richtung Zentralasiens, wo sie sich mit den indoeuropäischen Kriegern verbündeten. Diese vereinte elitäre Kastengruppe beherrschte und versklavte die ›schwarzköpfigen‹ Völker des Südens. (Die rassistische Diskriminierung hat sich bis in die Kolonialzeit der Neuzeit erhalten; die weißen Kolonialisten nannten die Afrikaner abwertend ›Schwarzhäutige‹) Die Arier legten offensichtlich großen Wert auf ihre weiße Hautfarbe, ein Merkmal, das sie mit den verbündeten Indo-Europäern gemeinsam hatten. Diese rassistische Charakteristik fand sogar Eingang in ihre heiligen Bücher‹: »Die Arier sind im (altiranischen) Avesta als das Volk arischer Länder bezeugt, und im [altindischen] Rigveda sind sie als hellhäutige Rasse gegenüber den dunklen Dasyu [=Sklaven, oder anarya = Nicht-Herren], den Urbewohnern Indiens, erwähnt.« (s. Derakhshani ibd. 1999, S. 25) (s.Wolf ›Der gewaltsame Umsturz Ägyptens am Ende des 4. Jahrtausends‹: ›Hellhäutig, mit blauen Augen und rot- oder semmelblondem Haar‹)
Der Umsturz
Die Verbündeten bewirkten den schlimmsten Umsturz, den die Welt erlebt hat. Er erschütterte sie bis in die tiefsten Tiefen und löste eine Epoche aus, die ihre katastrophalen Auswirkungen unvermindert bis auf das Leben der ganzen heutigen Welt hat. Die Folgen sind: Das weltweite Patriarchat, d.h. die Herrschafts- und Profitgier des weissen Mannes, die ständigen Kriegs- und Beutezüge in aller Welt, die Versklavung, Ausbeutung und Unterdrückung der ursprünglich matriarchalen Bevölkerung, die menschen- lebens- und leibfeindlichen patriarchalen Religionen, mit ihrem Überlegenheitswahn, ihrem hysterischen Reinheitszwang und den unzähligen Gesetzen, Geboten und Verboten, mit denen die Freiheit der Menschen beschnitten werden.
Die arische Priesterkaste übernahm die Aufgabe, die barbarischen Überfälle und Massaker an den indigenen Völkern ›religiös‹ durch Mythen und Propaganda zu ›legitimieren‹. Ein eindrückliches Beispiel ist das Massaker auf der Narmer-Palette und der von den ÄgyptologInnen geschaffene Mythos von der scheinbar glücklichen ›Vereinigung der beiden Länder‹ Ägyptens. Die Eroberungen, der Landraub, die Beutezüge, die Massaker und die Versklavung durch die indoeuropäischen Krieger wurden von den Priesterkasten damit gerechtfertigt, dass sie ihnen von ihren (selbst erfundenen) ersten männlichen Göttern angeordnet worden seien; was einem Befehl gleichkam. Eine nicht überbietbare Pseudo-Legitimierung der begangenen Verbrechen.
Die ›Küken aus dem Ei-Theorie‹ der Isolationisten
»Ägyptens Hochkultur sprang aus der Vorgeschichte wie das Küken aus dem Ei, ausgestattet mit sämtlichen Potenzen«
(Emma Brunner-Traut, 1987, S. 10).
»Es gibt keinen archäologischen Hinweis darauf, dass dies [der kriegerische Umsturz, den die Autorin als Weiterentwicklung versteht] gewaltsam geschehen ist«, behauptet die französische Archäologin Béatrix Midant-Reynes. Selbst wenn uns als Indiz ausschließlich die Narmer-Palette zur Verfügung stehen würde, hätten wir den unumstösslichen Gegenbeweis für diese Theorie. »Eine Hochkultur entsteht nicht aus dem Nichts«, schreibt sie weiter, doch sie verkennt auch hier die Lage, wenn sie die irrige Meinung vertritt: »Ein Amt wie das des Pharaos, der den Ägyptern als Garant weltlicher wie kosmischer Ordnung galt, setzt entsprechende Weltbilder und religiöse Vorstellungen voraus. Vermutete man zunächst den Vorderen Orient als Quelle all dieser Entwicklungen, gilt es inzwischen als sicher, dass die ägyptische Kultur etwa 3000 v. Chr. im Niltal selbst ihren Anfang nahm, als Landwirtschaft und Vorratshaltung eine immer stärker hierarchisch gegliederte Gesellschaft hervorbrachten. Als Erster stieß der britische Archäologe William Flinders Petrie Ende des 19. Jahrhunderts auf Zeugnisse der ägyptischen Vorgeschichte. Nahe dem oberägyptischen Ort Naqada legte er mehrere tausend Gräber frei, die einen unter Altertumsforschern damals noch wenig bekannten Bestattungsbrauch belegten: Die Toten waren in Hockerhaltung beigesetzt worden, also in Seitenlage und mit eng an den Körper angewinkelten Knien; zudem hatte man ihnen offenbar Gefäße mit ins Grab gegeben. Da zu diesem Zeitpunkt noch kein naturwissenschaftliches Verfahren zur Absolutdatierung existierte, die Keramiken aber in keine bereits bekannte Chronologie einzupassen waren, ließ sich nur eines mit Sicherheit sagen:
Petrie hatte den Beweis für eine nichtpharaonische Kultur im Niltal entdeckt, die offenkundig Jenseitsvorstellungen und ein geordnetes Gemeinwesen entwickelt hatte.« (Midant-Reynes, 13.12.2013, http://www.spektrum.de/magazin/geburt-des-pharaonenstaats/1214053)
Tatsächlich sind die tausenden Gräber der ägyptischen Urgeschichte die Nekropolen der ›vor-pharaonischen‹, der indigenen Bevölkerung Ägyptens, die tatsächlich ›nicht-pharaonisch‹ war. Diese hatten effektiv ›ein geordnetes Gemeinwesen entwickelt‹, hatten aber keine ›Jenseitsvorstellungen‹, wie Midant-Reynes behauptet. Sie glaubten an die Wiedergeburt aus einer Frau des mütterlichen Clans, wie die Hockerstellung beweist. Die ›embryonale‹ Haltung in der die Toten begraben wurden, ist ein Charakteristikum aller indigenen Völker der Welt (Neandertaler, kannten in Ausnahmefällen möglicherweise beide Arten), die bis zur Eroberung matriarchal waren. (s. Wolf. ›Seite an Seite zwei verschiedene Bestattungsarten‹)
Die Menschen dieser uralten Kultur im Niltal – bildeten schon mindestens Tausend Jahre vor der Machtnahme der Indo-Europäer – ein ›geordnetes Gemeinwesen‹, eine prosperierende, friedliche matriarchale Gesellschaft. Sie trauten ihren Augen und dem was sie sahen und erlebten – Frauen gebaren Kinder und garantierten damit das Weiterbestehen der Sippe – weshalb sie und die Urahnin verehrt wurden.
Den Indo-Europäern, die sich nach der Entdeckung der Vaterschaft patriarchalisierten (s.›Es reicht – 5000 Jahre Patriarchat sind genug‹ 2019, S. 136ff), waren diese Kulturen ein Dorn im Auge und wurden von ihnen von Anfang an bekämpft. Nachdem sich die grössenwahnsinnigen Chefs, die Anführer/Könige der Eroberer den Reichtum des Landes an sich gerissen und das Volk versklavt hatten, lebten sie wie die Maden im Speck, während das Volk in unsäglicher, nie gekannter Armut lebte. Es ist nur logisch, dass sich die Herren ein ewiges Leben in diesem Stil von Überfluss und Luxus wünschten und so erfanden die ihnen zu Diensten stehende Priesterkaste – erst ausschließlich für sie – die Fortsetzung eines ewig andauernden Lebens im Jenseits, mit den von Midant-Reynes erwähnten ›Jenseitsvorstellungen‹. Dem widerständigen Volk, das zum ›Feind‹ des Königs erklärt wurde, drohten die arischen Priester mit einem letzten Gericht und einer sadistischen ewigen Hölle; womit die Untergebenen eingeschüchtert und so politisch unter Kontrolle gehalten wurden.
»Zwei von den mit Feuer ausgefüllten ›Fallen‹ für die verurteilten Toten, ›gehütet‹ von gebückt vor ihnen stehenden Henkersknechten. 4. Stunde des Pfortenbuches im Grab Sethos‘ I.« (nach Erik Hornung ›Tal der Könige‹ 1988, Abb. 131, S. 160)
Das Konstrukt eines ewigen Lebens im Jenseits, insbesondere der bedrohliche Mythos einer Hölle wurde – wie wir wissen – von allen patriarchalen Religionen übernommen und gilt bis heute.
›Haben Menschen aus dem Osten wirklich das Niltal erobert?‹
»Waren die frühen urbanen Gesellschaften des Iranischen Plateaus und Mesopotamiens mit dem frühesten Königtum am Nil verbunden – und wenn ja, wie?«, fragte der Archäologe und Urgeschichtsforscher Michael A. Hoffman (›Egypt before the Pharaos‹1980, S. 129).
Jacques de Morgan, der die mesopotamische, kaukasische und iranische Kultur kannte, stellte einen ganzen Katalog von Beweisen für die Herkunft gewisser Güter aus Vorderasien zusammen, unter anderem, dass bestimmte Pflanzen- und Getreidesorten und die landwirtschaftlichen Geräte aus Mesopotamien nach Ägypten gebracht wurden, was ebenfalls für den Nischenziegelbau und den Kanalbau zutrifft.
Die indoeuropäischen Eroberer, wie sie uns heute bekannt sind, waren keine ›Kulturbringer‹, wie uns immer wieder suggeriert wurde; sie interessierten sich nicht für Zivilisation und Kultur, sondern ausschließlich für Macht, Beute, Raub, Gewalt und Krieg.
Dies wird von Wolfgang Helck für Ägypten bestätigt, er schreibt: »Nach Abschluss der Unterwerfung und der Konstituierung eines Flächenhäuptlingtums war es die entscheidende Aufgabe der Herrenschicht, die Macht zu erhalten, waren sie doch nicht nur zahlenmäßig geringer, sondern auch sicherlich kulturell unterlegen. Damit war die Gefahr einer schnellen Auflösung der Macht gegeben.« (Helck ›Nofret – die Schöne – Die Frau im alten Ägypten‹ 1985, S. 9 f.) Helck fährt fort:
»Wir können erkennen, wie einerseits gewaltsame Unterdrückung der Unterworfenen und rituelle Abgrenzung, anderseits Tabus und bestimmte Privilegien zum Erhalt der Macht eingesetzt wurden.«
Die Veränderungen in der Zeit des politischen, sozialen und religiösen Umbruchs waren so auffallend, dass der Umsturz in der Geschichtsschreibung mit einer neuen Epoche – als Nagada-II und III – bezeichnet wurde.
Fremde in Ägypten: ›the Dynastic Race‹
Gruppen der berüchtigten und gefürchteten Indo-Europäer verursachten den ersten Krieg der Weltgeschichte im Norden Mesopotamiens in Hamoukar. Sie eroberten ganz Mesopotamien, wo sie als ›Sumerer‹ bekannt wurden. Etwa zur gleichen Zeit infiltrierten sie Ägypten über die bekannten Handelsrouten auf dem Land- und dem Seeweg bis zur eigentlichen Invasion und Eroberung. Dafür gibt es in Ägypten zahlreiche Beweise; einigen soll hier nachgegangen werden.
Die Tatsache, dass die Herrscher des dynastischen Ägyptens fremder Herkunft waren, wird von Isolationisten, wie Midant-Reynes bekämpft, konnte jedoch nie entkräftet werden. Der Ägyptologe Walter B. Emery bemerkte schon zu seiner Zeit, dass die Ansichten der Gelehrten, zur Frage der Existenz einer sogenannten ›dynastischen Rasse‹ sehr voneinander abweichen. Moderne Wissenschaftler versuchten die Möglichkeit einer Eroberung und Einwanderung aus einer hypothetischen Gegend zu ignorieren, aber sie ließen dabei ausser acht, dass beide Gebiete, Mesopotamien und Ägypten, von einem bisher noch nicht bestimmten Gebiet aus erobert wurden. (Emery ›Ägypten – Geschichte und Kultur der Frühzeit‹ 1964, S. 27).
Alexander Scharff schrieb gegen eine andere Fehlinterpretation der Isolationisten an, welche die Behauptung eines ›weißen Ägyptens‹ verbreiteten, um die Eroberer, die ja Weiße waren, zu begründen. Er betonte:
»Ägypten lag immer und liegt noch heute in Afrika. Eine tiefergehende Beeinflussung Ägyptens durch die sumerische Kultur und eine unbestreitbare zeitliche Verklammerung der späten Nagada II-Kultur samt der frühen 1. Dynastie auf der ägyptischen und der Djemdet Nasr-Kultur auf der mesopotamischen Seite, darf unter keinen Umständen zeitlich auseinander gerissen werden.« (Scharff ›Geschichte Ägyptens – Von der Vorzeit bis zur Gründung Alexandreias‹ in ›Ägypten und Vorderasien im Altertum‹ 1950, S. 13, 14, 17)
»Skelettfunde aus Gräbern der [vor-pharaonischen] Badari- und Nagada-I-Zeit haben in der Tat ergeben, dass jene Bevölkerung afrikanischen Ursprungs war.« (Alexander Scharff)
Margaret Murray stellte fest, dass am Ende der Nagada-II, bzw. in der Nagada III-Periode, ca. 3200-3000 eine mehr oder weniger friedliche Infiltration, vor der endgültigen militärischen Invasion der ›Dynastic Race‹ stattfand. (›Burial Customs and Beliefs in the Hereafter in Predynastic Egypt‹ JEA 42, 1956, S. 86)
Nicht nur die anatomischen Überreste der Invasoren zeugen von fremden Menschen. Die uns gebliebenen Statuen zeigen fremdländische Züge.
Links: Hem-On, ein stiernackiger, grobknochiger Europäer, ein Verwandter des Chefu (Cheops) Rechts: An-chaef, ein ›Chef‹ und jüngerer Bruder von Cheops. Beide dürften kaum ägyptischer Herkunft sein. Altes Reich, Boston
Die Schädelgröße, Körper und Hautfarbe unterscheiden sich von denen der feingliedrigen, schlanken, dunklen ÄgypterInnen; sie bestätigen die Anwesenheit von Fremden. Emery schreibt, »die Unterschiede sind so auffallend, dass es unmöglich ist, dass diese Menschen von früheren Einheimischen abstammen.« (›Archaic Egypt‹ l987, S. 40) Die Skelette der Invasoren weisen aufgrund der Analysen des Anatomen D. E. Derry auf »wuchtig gebaute Menschen, die wahrscheinlich aus Vorderasien kamen, da sie mit dem armenoiden Typ identifiziert werden können.« (B.G. Trigger et al. ›Ancient Egypt – A Social History‹ 1983, S. 13) Derry berichtet, nachdem er die verschiedenen Skelettfunde ausgewertet hatte, über die von ihm vorgenommenen Schädelausmessungen: Selbst wer mit Kraniometrie nicht vertraut sei, müsse verblüfft sein über die Unterschiede der Messungen der beiden Gruppen von UreinwohnerInnen und Invasoren. (D.E. Derry ›The Dynastic Race in Egypt‹, JEA 1956, S. 80–85) Er betont mit aller Entschiedenheit, dass außer jener ›Rasse‹, die sich in den Überresten aller zuverlässig datierten urgeschichtlichen Gräber findet, in der frühen dynastischen Zeit noch Angehörige einer anderen Ethnie Ägypten bewohnte.
Erstaunlicherweise wurde die Forschung in diese vielversprechende Richtung nicht fortgesetzt. Es dürfte der Einfluss der Isolationisten gewesen sein, die der Erforschung und Publikation von Tatsachen, die ihren eigenen Überzeugungen widersprachen, Einhalt geboten. Emery glaubte, der Grund dafür seien »neue und erregende Entdeckungen, die in den Friedhöfen und Siedlungen prädynastischer Bewohner des Niltals freigelegt wurden. Ihre Erforschung beanspruchte die Aufmerksamkeit der mit den Ursprüngen ägyptischer Kultur beschäftigten Ägyptologen so ausschließlich, dass sie unser Wissen um die Geburt der pharaonischen Kultur nicht mehr erweiterten.« (Walter B. Emery ›Ägypten – Geschichte und Kultur der Frühzeit‹ 1964, S. 23) Doch das dürfte nur die halbe Wahrheit sein.
Obwohl die Isolationisten die Erforschung des Übergangs ins dynastische Ägypten behinderten und die Tatsache des Umsturzes, die militärische Invasion der ›Dynastischen Rasse‹, bestritten, nahmen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einige ÄgyptologInnen und ArchäologInnen, unter ihnen äußerst kompetente Frauen mit einer breiten interdisziplinären Bildung und Erfahrung, die tabuisierten Themen wieder auf. Helene J. Kantor die von 1961-1978 im alt-iranischen Gebiet von Elam die Grabungen von Chogha Mish zusammen mit Pinhas Delougaz leitete, machte sich vor allem einen Namen als Keramikforscherin. Sie wies anhand ihrer Studien die frühen friedlichen Beziehungen Ägyptens mit Mesopotamien und Alt-Iran nach. Margaret A. Murray konnte nachweisen, dass in der Endphase der prädynastischen Kultur der Einfluss von Fremden eine immer bedeutendere Rolle spielte, und dass mehr oder weniger friedliche Infiltrationen schliesslich in eine militärische Invasion mündeten. Elise J. Baumgartel dokumentierte mit ihren Arbeiten die Kultur der neolithischen Badari- und Nagada-I-Zeit (ca. 5500–3500). Sie konnte belegen, dass die anschließende Nagada-II-Zeit (ca. 3500–3100) derart verschieden war, dass sich die spätere nicht aus der früheren habe herausbilden können. Überzeugend argumentierte sie, es könne sich deshalb nicht um eine Weiterentwicklung gehandelt haben; vielmehr gehe es um eine völlig neue Kultur. Sie schreibt, es scheine, die Heimat der Eindringlinge sei nicht weit von jener der Sumerer gewesen, mit denen schon die Leute der Nagada-I-Zeit Handel getrieben hatten. (Elise J. Baumgartel ›The Cultures of Prehistoric Egypt‹ 1955, S. 49) Und weiter betont sie:
»Der Umbruch in der Nagada-II-Zeit war eine Symbiose zweier Zivilisationen, einer afrikanischen und einer vorderasiatischen. Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis vom Anfang des dynastischen Ägypten, der kein kulturelles, sondern ein politisches Ereignis war.« (E.J. Baumgartel ›The Cultures of Prehistoric Egypt II‹ 1960, S. 154)
Dies bestätigt die sprachliche Ausdrucksform der historischen Zeit Ägyptens. Sie besteht aus einem Gemisch der ursprünglich rein afrikanischen und einer indoeuropäischen Sprache, die sich unter der Besatzung der Eroberer herausbildete; sie wird in der Sprachwissenschaft als ›afro-asiatisch‹ bezeichnet.
Das Thema der fremden Einwanderung wird von Unbelehrbaren, wie Joachim Rehork – das war allerdings noch im Jahre 1990 – bestritten. Béatrix Midant-Reynes vertritt jedoch noch 2013 die Meinung der Isolationisten und behauptete: »So stark auch die nahöstlichen Einflüsse in der Nagada-II-Periode waren, die meisten Ägyptologen sind sich darin einig, dass die Entstehung des ägyptischen Staates und der ägyptischen Kultur als Ergebnis innerer Entwicklungen anzusehen ist.« Wer diese ›meisten Ägyptologen‹ sind, verrät sie uns leider nicht. Die Ansicht ›der meisten‹ Isolationisten kann in Anbetracht der wissenschaftlich fundierten archäologischen und linguistischen Forschungsergebnisse nicht aufrechterhalten werden. Mit dem heutigen Wissen um die anderen großen urgeschichtlichen Kulturen kann Ägypten nicht mehr als isoliertes Forschungsobjekt untersucht werden. Unzweifelhaft ist es mit der neolithischen Geschichte Afrikas, Vorder- und Zentralasiens, mit den alten Ländern des heutigen Iran, Irak, von Syrien, Afghanistan, dem Industal/Pakistan und Indien eng verbunden.
Die brisante Frage nach Ursprung und Herkunft der ersten Fremdherrscher Ägyptens wurde nie beantwortet und aus der Diskussion ausgeklammert, darunter waren bedeutende Archäologen und Ägyptologen, die heute – etwa von Thomas Schneider – überheblich als ›veraltet‹ abgetan werden (s. Wolf ›His Masters Voice‹).
Die indoeuropäische Kultur ist eine »patrilineare Gesellschaft mit einem Kriegerhäuptling als patriarchalischem Herrscher an der Spitze«. (Marija Gimbutas)
Das hierarchische Klassen-, bzw. Kastensystem
Eine der nachhaltigsten Konsequenzen der indoeuropäischen Eroberungen ist die Einführung eines hierarchisch gegliederten Systems, sowohl in der politischen Struktur als auch in ihrer patriarchalen Religion. Im Jahre 1938 erkannte der französische Religionswissenschaftler Georges Dumézil die menschenverachtende Ideologie des Dreiklassensystems zum ersten Mal in der primitiven Gesellschaft der Indo-Europäer.
»Dumézil stellt fest, dass die ›drei Funktionen‹ die indoeuropäische Gesellschaft von jeder anderen unterscheiden.« (Eliade/Couliano ›Handbuch der Religionen‹ 1991, S. 138)
Marija Gimbutas bestätigt diese Feststellung: »Die patrilineare und patriarchalische Struktur und das Dreiklassensystem von Herrschaft, Krieger-Adel und arbeitender Bevölkerung wird durch die aus dem Sprachvergleich stammende linguistische Evidenz als indoeuropäisch erwiesen. Diese Klassenstruktur ist auch in den Mythologien indoeuropäischer Völker reflektiert.« (Gimbutas ›Die Ethnogenese der europäischen Indogermanen‹ 1992, S. 8) Das indoeuropäische Kasten- bzw. Klassensystem überlebte in dem von Indo-Arieren eroberten Indien bis heute und in einer subtileren Form in allen Gesellschaften der Welt. An seinen abstoßenden Auswirkungen sehen wir, wie es in Ägypten und Mesopotamien gewesen sein dürfte.
In Ägypten begegnet uns die Darstellung der hierarchischen Klassen erstmals auf der Narmer-Palette. Es manifestiert sich hier durch die unterschiedlichen Grössen der Figuren. Der Ägyptologe Hermann Ranke hebt in seiner Beschreibung der Palette hervor, dass die übereinander gereihten Bilder »die dargestellten Vorgänge übersichtlich ordnen; die Hervorhebung der Hauptpersonen durch ihre Größe, welche die hohen Beamten über die einfachen Leute des Volkes, den König selbst aber weit über seine Würdenträger emporragen lässt.« (Ranke, Nachwort zu James Henry Breasted ›Geschichte Ägyptens‹ 1954, S. 354) Und Pierre Montet meint dazu: »Die ägyptische Kunst lässt zu allen Zeiten das Nebeneinander eines hochgezüchteten und eines gewöhnlichen Typs erkennen.« (Montet ›Das Alte Ägypten‹ 1975, S. 58) Die Diskriminierung der dunklen Bevölkerung als Folge des indoeuropäischen Kastensystems wird in den ägyptischen ›Weisheitslehren‹, in denen die Menschen nach Höhergestellten, Gleichrangigen und Niedrigeren eingeteilt werden, als ›göttlich‹ legitimiert. Der Alt-Nazi und Theologe Siegfried Morenz findet daran nichts Anstößiges und begründet die menschenverachtende Ideologie damit, dass »der Schöpfergott nach seinem freien und unerforschlichen Willen die Geschöpfe qualitativ differenziert und die einen zu Niederen und die anderen zu Höheren bildete.« (ZÄS 1959, S. 79, s. www.›Die Nähe von Ägyptologie, christlicher Religion und Faschismus‹)
Zum Nutzen der fremden Oberschicht wurden Einheimische ausgesondert und gegen ihre eigenen Landsleute eingesetzt. Dazu gehörten in erster Linie Steuereintreiber, die Polizei und eine Unzahl von Aufsehern, die rücksichtslos, brutal und hart gegen ihr eigenes Volk vorzugehen hatten. In der Folge bleibt »die Sozialpyramide, die im sogenannten Pyramidenzeitalter in Ägypten und Mesopotamien entstanden war, weiterhin das Modell für jede zivilisierte Gesellschaft…
An der Spitze stand eine von Stolz und Macht aufgeblähte Minderheit, angeführt vom König und seinen Ministern, Adeligen, Kriegsherren und Priestern… und einer breiten Basis von Arbeitern, die von der auf ihnen liegenden Last erdrückt wurde.« (Lewis Mumford, Hvhb. DW)
»Überall stammt der König aus dem den zweiten Stand bildenden Kriegeradel… Der König sorgt für Wohlstand [vor allem seinem eigenen!]: dies kommt in der indoeuropäischen Metapher des Königs als ›Hirten des Volkes zum Ausdruck: er führt es auf die ›guten Weiden‹ (Haudry ibd. S. 76)
Das rassistische Kastensystem in Indien
Das rassistische Kastensystem, das sich in Indien bis heute erhalten hat, beruht auf der scheinbaren Überlegenheit der patriarchalen weißen Rasse. Das patriarchale System ist nicht nur rassistisch sondern auch extrem sexistisch. Frauen erfahren wenig Wertschätzung und gelten, wie in allen patriarchalen Gesellschaften als das minderwertige Geschlecht. Die Klassifizierung der Gesellschaft hat sich bis heute als Einteilung in vier Hauptgruppen erhalten:
Brahmanen, Priester, die intellektuelle Elite, Ausleger heiliger Schriften (Veda), die hellhäutigen Nachkommen der einstigen indoeuropäischen Eroberer
Kshatriyas, Krieger und Fürsten, höhere Beamte
Vaishyas, Händler, Kaufleute, Großgrundbesitzer, Landwirte
Shudras, Unterworfene, Handwerker, Pachtbauern, Tagelöhner
Parias, Kastenlose, die ursprüngliche, dunkelhäutige Bevölkerung Indiens
Die Arier im Neuen Reich
Den Ariern begegnen wir wieder 1500 Jahre später
Die verbündeten Indo-Europäer und Arier waren nicht nur die Begründer und Herrscher des dynastischen Ägyptens sondern im 1500 Jahrhundert auch des Reiches der Mitanni. (s. ›Les Dossiers d’Archéologie‹ Nr. 193, 5.1994, S. 33)
Besonders interessant ist hier Echnaton, der Erfinder eines neuen Gottes, den er Aton, Vater, nannte, für dessen Sohn er sich wähnte. Die 18. Dynastie hatte besonders intensive Beziehungen zur arischen Oberschicht der Mitanni. (s. Wolf ›Wer war Echnaton?‹)
»Arische Tributbringer mit Amphoren und Räucherkügelchen, um 1415« (Jahanshah Derakshani ibd. 1999, Abb. 25)
»Ein Zweig der Indoarier bewegte sich nach Westen, um sich an die Spitze des Mitanni-Reiches zu setzen; währenddessen setzten die anderen ihren Weg nach Indien fort, wo die ersten zu Beginn des 2. Jahrtausends eintreffen.« (Jean Haudry ibd., 1986, S. 155) Die Arier-Bezeichnung finden wir im 2. Jahrtausend wieder vermehrt in der 18. Dynastie (Neues Reich) in Ägypten. Diese Dynastie war eng verknüpft mit den Mitanni. Amenophis III. wird Nibmu-Ariya genannt; Nicholas Reeves entzifferte den Namen als eindeutige Bezeichnung für ›Arier‹ (s. Reeves ›Echnaton – Ägyptens falscher Prophet‹ 2002, S. 73). Echnaton selbst wird in den an ihn adressierten, den sogenannten Amarna-Briefen, ebenfalls mit arischen Namen angeschrieben, mit Nibmu-Ariya, Nap-Hurria oder Nap-Haria.
Unter dem Titel ›Nuzi, Mittani und die Hurriter; die ›indoarische‹ Komponente‹, schreibt der Altorientalist Dietz Otto Edzard; »Hurriter sind – abgesehen vom Gebrauch ihrer eigenen Sprache – unschwer an ihren Namen erkennbar, wenn man es denn als Regel anerkennen will, dass eine Person mit einem eindeutig der Sprache X zugehörigen Namen auch selbst Angehöriger der Sprechergemeinschaft des X-ischen war.« (›Geschichte Mesopotamiens‹ 2004, S. 151) Jean Haudry versichert, dass es keine Sprache ohne Volk gibt, die sie benutzt – was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Kommt uns die Geschichte der Verbündeten Indo-Europäer und Arier nicht sehr bekannt und nahe vor? Gleicht diese Geschichte, mit kleinen Abweichungen, nicht der Geschichte der weißen Völker Russlands, Europas und Amerikas, angefangen von den Eroberungen des Nahen Ostens bis heute? Strotzen unsere Schul- und Geschichtsbücher nicht vom Müll der Helden, Schlachten, Ritter, Berufskrieger und immer wieder von ›Siegen‹? Haudry schreibt zu Recht:
»…deren Traditionen haben nie aufgehört, in unseren Kulturen fortzuwirken«.
Der US-Althistoriker und Vorgeschichtler Robert Drews ist der Meinung, dass gegen Ende der Bronzezeit die meisten Angehörigen dieser aristokratischen Kriegerkaste entweder Hurritisch oder Arisch sprachen.
»Obwohl die Hurriter noch immer ›eines der rätselhaftesten Völker des Vorderen Orients‹ sind (Cambridge Enzyklopädie der Archäologie), dürfte es als erwiesen gelten, dass bedeutende kriegstechnische Errungenschaften auf sie zurückgehen, so der von Pferden gezogene leichte Kriegswagen mit zwei Speichenrädern, die Panzerung der Pferde, Wagenlenker und Bogenschützen sowie der zusammengesetzte Bogen.« (E. Eggebrecht ›Das Alte Ägypten‹ 1984, S. 81) Die deutlich als Weiße dargestellten Eroberer Ägyptens sind auf dem Wandbild von Nekhen / Hierakonpolis mit Pferden und Fragmenten von Wagenrädern mit vier Speichen dargestellt. (s. Wolf ›Das irritierende Wandbild von Hierakonpolis‹)
»Man kann sich den Vorteil gut vorstellen, den das Pferd gegenüber Gegnern, die es nicht kannten oder nicht einsetzen, bringen konnte: die von ihm verschaffte Beweglichkeit ermöglicht überfallartig anzugreifen… dem heroischen Ideal gemäß, einen zahlenmäßig stärkeren Feind zu besiegen«. (Haudry ibd. S. 131 bis 135 passim)
Nicht einmal zwei Jahrzehnte nach Echnaton kam Haremhab/Hor-em-heb, ein mächtige Militärbefehlshaber an die Macht. Der zur Heldengestalt hochgejubelte Feldherr ist wohl ein Angehöriger des mächtigen Stammes der indoeuropäischen Horiter. Aus einem Feldzug nach Syrien bringt der siegreich Heimgekehrte arische Gefangene mit, die nun nicht mit mehr Verbündete sondern Sklaven und Feinde wurden.
Gefangene Mutter mit Kind im Grab des Haremhab in Sakkara (Foto D. Wolf)
Es ist »eine dramatische Massenbewegung, die psychologisch aufs feinste differenziert ist. In Haltung und Gesichtern der einen spiegelt sich Widerstreben, der anderen Jammer, wieder anderer Ergebung oder Stolz wider. Dazwischen schreiten scheltend und zerrend die Ägypter« (Walter Wolf).
Arische Gefangene im Grab des Haremhab in Sakkara (Foto D. Wolf)
»Für die Geschichtsforschung sind die fein beobachteten Rassenporträts noch besonders wichtig, insofern sie offensichtlich auch die jetzt in die Weltgeschichte eintretenden Indogermanen zeigen.« (Lange/Hirmer ibd.) Etwas spät, wie wir jetzt wissen.
Weiße Männer an der Macht schufen sich über die 5000 Jahre ihrer patriarchalen Herrschaft immer genügend ›Feinde‹, ›Achsen des Bösen‹, die es mittels Kriegen zu besiegen und zu unterwerfen galt, um damit, ihr Territorium auszuweiten, ihre Macht zu verteidigen, ihren Besitz zu mehren und, wie sie hofften, Ruhm, Ansehen und Ehre zu ›verdienen‹.
Wie es weitergeht s. die Fortsetzung im Buch ›Der Kampf gegen Weisheit und Macht der matriarchalen Urkultur Ägyptens‹ 2009, im 4. Kapitel:
- Ihre Statuen verraten ihre Herkunft
- Was die Bilder bestätigen: Blauäugig, blond und weiß
- Schwarze Ureinwohner/-innen – weiße Oberschicht
- Die Weiße Krone Oberägyptens kam aus dem Iran
- Die männlichen Götter stammen aus Vorderasien
- Indoeuropäer in Ägypten?
- Die Herrscherschicht: Indoeuropäische ›Ari-Pait‹
- Sie hatten einen ›Chef‹, z.B. Chufu = Cheops
- Indoeuropäische Namen für ›Herrscher‹ und ›Götter‹
- Das indoeuropäische Klassensystem in Ägypten
(Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht am: 6. April 2010 und zuletzt am 22.8.20 aktualisiert.)